Rieser Nachrichten

Eine Vernissage ohne den Künstler

Im Museum Kulturland Ries in Maihingen sind noch bis 2025 Werke von Walter Diehm zu sehen. Es war ein Herzenswun­sch des gebürtigen Riesers.

- Von Peter Urban

Es geschieht nun wirklich nicht alle Tage, dass eine Ausstellun­gsvernissa­ge in einer Kirche stattfinde­t. Doch selten hat ein solcher Ort, genauer die Maihinger Klosterkir­che, besser gepasst als zur Eröffnung der Sonderauss­tellung „Ries-Momente“mit Zeichnunge­n von Walter Diehm. Er verstarb am 5. April 2024 nach kurzer schwerer Krankheit in Aschaffenb­urg. Die Eröffnung der von ihm ersehnten Ausstellun­g im Ries und die Publikatio­n des Begleitkat­aloges konnte er leider nicht mehr miterleben. Umso berührende­r war die Vernissage, vor allem auch, als die junge wissenscha­ftliche Volontärin und Kuratorin des Museums Kulturland Ries, Celine Schmid, die noch vor Wochen mit Walter Diehm persönlich das Ausstellun­gsprojekt vorbereite­t hatte, bei ihren Erläuterun­gen sichtlich mit Tränen zu kämpfen hatte. Durch den Kirchenrau­m schien irgendwie der Geist des Künstlers zu schweben, die Anwesenhei­t seiner drei Töchter und die einfühlsam­e musikalisc­he Umrahmung von Rosi Seifert an der Orgel unterstütz­ten dieses Gefühl. Moritz Fürst zu Oettingen-Wallerstei­n ließ es sich nicht nehmen, diesem Eindruck auch Ausdruck zu verleihen, indem er von seiner Freundscha­ft zum jungen Walter Diehm und der gemeinsame­n „Lausbubenz­eit“in Wallerstei­n berichtete. Bereits seit seiner Schulzeit beschäftig­te sich Diehm mit der Kunst des Zeichnens und bereits aus seiner Kindheit und Jugend in Wallerstei­n gibt es etliche Werke. Zu Oettingen-Wallerstei­n hielt eine vom jungen Walter bemalte Streichhol­zschachtel hoch, die er neben etlichen (aus der Sicht der damaligen Lehrer) „bekritzelt­en“Schulbuche­inbänden noch aus der damaligen Zeit aufbewahrt hat.

Wie sehr Diehm die Zeit im Ries geprägt hat, zeigen seine zahlreiche­n Werke mit Motiven aus der Region und nicht zuletzt dieses Zitat: „Und so kam ich immer wieder zurück ins Ries, meist rasch auf der Durchreise, um mich an der weiten Landschaft und den großartige­n Wolkengebi­lden zu erfreuen.“Auf seinen Reisen durch ganz Europa legte der in Aschaffenb­urg lebende Diehm mehr als 80.000 Kilometer zurück. Das Besondere: Gerne bewegte er sich dabei mit der Vespa fort, von dieser aus ließ sich bei Bedarf auch gleich eine Skizze anfertigen.

Dass er auch in seiner zweiten Heimat, der Stadt Aschaffenb­urg, deutliche Spuren hinterlass­en hat, schilderte Anja Lippert, die Leiterin der Museen der Stadt. Sie sprach von ihrer großen Freude und der schönen Fügung, dass die Museen in Maihingen und Aschaffenb­urg durch die Zeichnunge­n von Walter Diehm zusammenge­funden hätten. „Mein berufliche­r Weg hat mich ebenfalls vom Ries an den Untermain geführt. Als ehemalige Volontärin und Mitarbeite­rin im Rieser Bauernmuse­um – wie es damals noch hieß – ist es für mich die Gelegenhei­t, etwas zurückzuge­ben für die lehr- und ereignisre­ichen Jahre, die auch meinen weiteren Werdegang nicht nur geprägt, sondern auch ermöglicht haben.“

Nicht nur für Anja Lippert schließt sich durch diese Ausstellun­g in Maihingen und die Werke, die hier verbleiben, der Kreis: „Walter Diehm kommt dauerhaft zurück ins Ries, kehrt wieder zurück in seine alte Heimat und seine Werke finden hier ein dauerhafte­s Zuhause in unmittelba­rer Nähe zu seinem Heimatort und seinem Elternhaus.“Die zauberhaft schöne Ausstellun­g im Brauhaus des Museums präsentier­t Werke aus verschiede­nen Phasen des künstleris­chen Schaffens: von Ölgemälden über Filzstift-Zeichnunge­n bis hin zu Walter Diehms typischen aquarellie­rten Fineliner-Arbeiten.

Bis zum 2. Februar 2025 ist die Schau von Dienstag bis Sonntag sowie an Feiertagen von 10 bis 17 Uhr geöffnet. Begleitend zur Ausstellun­g gibt es zahlreiche weitere Veranstalt­ungen rund um das Werk Diehms: Aktuelle Informatio­nen unter www.mklr.bezirkschw­aben.de

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Foto: Matthias Meyer Walter Diehms Werke sind ab sofort im Brauhaus des Museums Kulturland Ries zu sehen. Moritz Fürst zu Oettingen-Wallerstei­n ging mit ihm zur Schule.

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