Wie kommen die Gasthäuser zu ihren Namen?
Vortrag im Rahmen der Rieser Kulturtage
Um Wirtshaus- und Apothekenschilder ging es im Rahmen der Rieser Kulturtage bei einem reich bebilderten Vortrag von Dr. Josef Hopfenzitz in den Räumen der Oettinger Volkshochschule. An den Anfang stellte der Referent die rhetorischen Fragen: Warum Engel, Löwe, Ochsen, Lamm und Adler und nicht Elefant, Katze, Hund und Kuh? Warum Stern, Sonne, Krone und Glocke und nicht Stein, Würfel, Kugel und Wurst? Warum Engel, Mohr, Wilder Mann und nicht König, Kaiser oder Bauer? Schnell wurde klar, dass die frühen Wirte ihr Gasthaus nach christlichen Symbolen und Figuren benannten: Der Löwe steht für den Evangelisten Markus, der Ochse für den Lukas; der Adler für den Johannes; das Lamm für Jesus; die Taube für den Hl. Geist. Der Engel steht für Matthäus; die Gans war der heilige Vogel der Franken; Mohr und Stern erinnern an Jesu Geburt und die Weisen aus dem Morgenland. Die Sonne und die Krone weisen auf Gott, die Rose auf Maria. Das war die älteste Periode der Namengebung. Nach dem 30-jährigen Krieg nahmen Handel und Wandel und damit Einkehr und Übernachtungen weiter zu und man brauchte neue Herbergen. Man entfernte sich von den heiligen Namen und wählte Begriffe wie Kanne, Krug, Wolf, Fuchs, Stieglitz, Schwan. Die Deutung der Begriffe blieb offen. Schließlich erforderte die Postkutschenzeit weitere Lokalitäten und Unterkünfte. Post, Grüner Baum; Linde; Ross waren die neuen Namen. Und damit kam man lange aus.
Erst die vergangenen hundert Jahre forderten dank des gestiegenen Fremdenverkehrs neue Gastronomiebetriebe: Watzmannblick; Jägerstüble; Pizzeria; Ottos Grill; Riesblick; Pils-Club; Tiffany; und wie sie alle heißen, die kleinen und die großen Wirtschaften, Restaurants und Hotels. Ähnliches gilt für die Namen unserer Apotheken im christlichen Abendland. Dort kommen noch Bezeichnungen wie das Einhorn dazu oder Heiligennamen mit einem Sankt, oft in Verbindung mit ihrem Attribut wie der Bär für den heiligen Korbinian. Gerhard Beck als Vorsitzender des Vereins Rieser Kulturtage dankte dem Referenten auch im Namen der Zuhörer für den versierten Vortrag mit einem kleinen Geschenk.