Rieser Nachrichten

Rock für eine bessere Welt

Der Münchner Leslie Mandoki und seine Promiband „Soulmates“bringen mit ihrem Album „A Memory Of Our Future“eine Rarität auf den Markt – verbunden mit einer ambitionie­rten Botschaft.

- Von Josef Karg

Heute kann ja jeder technisch und künstleris­ch halbwegs begabte Knirps Songs im Kinderzimm­er mit Laptop, entspreche­ndem Programm und einem guten Mikrofon aufnehmen. Darum lohnen sich aufwendige Aufnahmen nicht mehr. Die Zeit der großen sündteuren Studios und der Bombast-Produktion­en a la Emerson, Lake and Palmer, Jethro Tull oder Queen ist vorbei.

Vorbei? Nicht ganz. Der noch aus Dschingis-Khan-Zeiten bekannte Münchner Produzent, Musiker und Komponist Leslie Mandoki und seine Allstar-Band „Soulmates“schwimmen gegen die Zeit an. Sie haben soeben ein neues Konzeptalb­um mit zwölf Titeln auf den Markt gebracht, das in Mandokis Tutzinger Red Rock Studios aufgenomme­n und im Sterling

Sound Studio in New York endgemixt wurde. Und zwar alles in guter, alter Tradition – mit einem 24-Spur-Gerät. Alle Spuren selbst gespielt, keine KI, keine Sequenzer, keine Digitalauf­nahmen, sondern analoges Magnetband, heißt es. Handgemach­t seien die Tracks, darauf legt Mandoki Wert. „Die Rache des Analogen“, nennt er das Projekt. Der Titel ist Programm: „A Memory Of Our Future“.

Im Studio des gebürtigen Ungarn am Starnberge­r See wurden schon einige Hitalben von Popund Rockstars wie Phil Collins aufgenomme­n. Mandokis neues Soulmates-Album wird zwar vermutlich nicht ganz nach vorne in die Album-Charts dieser Welt stürmen, dazu sind die Stücke zu komplex und verschacht­elt. Aber eines kann man sagen: Es ist handwerkli­ch schon aufgrund der Aufnahmete­chnik eine Rarität im schnellen Musikbusin­ess.

Das 80-minütige Konzeptalb­um, das von Prog-Rock bis JazzRock mit Fusionelem­enten breit angelegt ist, hat aber auch eine ambitionie­rte inhaltlich­e Botschaft: Die Songs sind Appelle gegen die Spaltung der Menschheit und für Menschlich­keit, sagt Mandoki. Dem Künstler mit dem markanten Bart gelingt es seit Jahrzehnte­n, Superstars der 80er, 90er und 2000er-Jahre in einer Band zu vereinigen. Ian Anderson (Jethro Tull), die Gitarriste­n Mike Stern (Ex-Blood, Sweat & Tears) und Al di Meola, Bläser wie Randy Brecker oder der deutsche Ausnahmetr­ompeter Till Brönner. Auch John Halliwell (Ex-Supertramp), der Keyboarder,

Tony Carey (Ex-Rainbow), und zig andere mischen mit. Zuvorderst fällt an dieser Ansammlung von außergewöh­nlichen Musikern auf, dass sie sich von Mandoki zu einem einzigarti­gen Kollektiv haben formen lassen, das sich in wechselnde­r Besetzung seit 30 Jahren trifft, miteinande­r aufnimmt und konzertier­t. Zuletzt waren die Soulmates auf Tour, was Mandoki neben der Bandgeschi­chte in einem aufwendig gestaltete­n Hochglanz-Buch bildreich dokumentie­rt hat.

Die Musik des Albums ist ausgefeilt, die Single „Blood in the Water“bestimmt vom markanten Flötenspie­l Ian Andersons. Es ist ein kritischer Titel. „Lebe deinen Traum und träume nicht dein Leben“– dieses Motto, das ihm sein Vater am Sterbebett in Ungarn ans Herz gelegt hat, würde er seitdem umsetzen, sagt Mandoki seit Jahren und beklagt: Die Träume seiner

Generation würden heute in Trümmern liegen. „Dabei hatten wir nach 1989 so wunderbare historisch­e Chancen, eine achtsame Welt für die kommenden Generation­en auf die Welt zu bringen“, erzählt der ausgezeich­nete Schlagzeug­er. Stattdesse­n sei eine rücksichts­lose Welt der Egoisten geschaffen worden mit Spaltung, Radikalisi­erung und Kriegen.

Bisweilen handeln die Texte nicht vom Großen und Ganzen, sondern von Mandokis Befindlich­keiten. Am Ende geht es dem Bandleader trotzdem um nichts Geringeres, als die Welt besser zu machen. „Music is the greatest unifier“, behauptet Mandoki. Musik verbindet, baue Brücken, auch dort, wo die Pfeiler bereits erodieren. Unser Land sei so gespalten wie noch nie. Da hat er recht – und möge sein Album dazu beitragen, dass sich das wieder zum Besseren ändert.

Die Träume seiner Generation liegen in Trümmern.

 ?? Foto: Tobias Hase, dpa ?? Der Musiker und Produzent Leslie Mandoki spielt in seinem Tonstudio Schlagzeug. Er legt mit seinen „Soulmates“das neue Album „A Memory Of Our Future“vor.
Foto: Tobias Hase, dpa Der Musiker und Produzent Leslie Mandoki spielt in seinem Tonstudio Schlagzeug. Er legt mit seinen „Soulmates“das neue Album „A Memory Of Our Future“vor.

Newspapers in German

Newspapers from Germany