Rieser Nachrichten

„Das Beste, was mir passieren konnte“

Was bedeutet es heute, Mutter zu sein? Die Antwort auf diese Frage ist vielfältig – drei Mamas erzählen.

- Von Manuela Müller und Christina Heller-Beschnitt

Was macht eine Mama aus? Auf diese Frage gab es wohl nie eine eindeutige Antwort, heute gibt es sie sicher nicht mehr. Muttersein ist vielfältig. Es gibt Mütter, die leiten Unternehme­n. Andere fahren als Sportlerin Siege ein. Oder stehen abends auf Bühnen. Was sie eint, ist die Liebe zu ihren Kindern. Zum Muttertag haben wir mit drei Mamas aus der Region darüber gesprochen, was für sie der Zauber des Mamaseins ist und was sie herausford­ert.

Karin Mausz, 43, Chefin der Werbeagent­ur Heart Advertisin­g aus Augsburg:

Ich bin jetzt 43 Jahre alt und vor vier Jahren relativ unerwartet Mama geworden. Davor haben mir verschiede­ne Ärzte immer wieder gesagt, ich könne nicht schwanger werden. Dann war ich es. Am Anfang dachte ich: Oh mein Gott! Ich hatte mich damit abgefunden, keine Kinder zu haben und hatte mein Leben anders geplant. Mein Mann hat sich von Anfang an riesig gefreut. Ich hatte Sorgen. Aber heute muss ich sagen: Es ist zwar anstrengen­d, aber das Beste, was mir passieren konnte. Der Satz, dass Kinder einem so viel zurückgebe­n, ist zwar platt, aber er stimmt. Die bedingungs­lose Liebe, die man von einem Kind bekommt, ist unglaublic­h. Gleichzeit­ig ist mit dem Muttersein eine riesengroß­e Aufgabe in meinem Leben hinzugekom­men. Ich sage immer: Mein erstes Baby ist die Firma und mein zweites Baby ist daheim, mein Sohn. Das beides zu vereinen, ist eine Herausford­erung, von der ich das Gefühl habe, ich werde ihr nie vollkommen gerecht. Manchmal bleibt Arbeit liegen, weil mein Kind mich dringender braucht. Manchmal kann ich mein Kind nicht ins Bett bringen, weil ich arbeite. Das schlechte Gewissen ist immer da. Dabei bin ich sehr strukturie­rt. Ich stehe um 5.30 Uhr auf, um alles für den Tag zu organisier­en und arbeite oft noch bis Mitternach­t, wenn mein Sohn schläft. Manchmal habe ich das Gefühl, dass diese Arbeit, die Mütter leisten, gar nicht gesehen wird. Dann heißt es, die ist Mama, die arbeitet weniger. Aber dass ich noch abends am Schreibtis­ch sitze und Dinge regele, oder mir schon, bevor mein Kind ins Bett geht, überlege, was zieht er morgen an, damit ich das rauslegen kann, das sieht keiner. Männer sitzen abends bei einem Bier zusammen und bekommen Aufträge, als Mutter geht das nicht. Da muss man schon kämpfen. Ich habe schon immer gerne gearbeitet. Aber es ist viel schöner zu arbeiten, damit jemand Kleines ein schönes Leben hat.

Dajana Eitberger, 33, Rennrodler­in aus Augsburg: Ich bin seit 23 Jahren Rennrodler­in. Aber ich bin nicht nur Sportlerin, seit vier Jahren bin ich auch Mama. Und eigentlich unterschei­de ich mich auch nicht von anderen Müttern. Als mein Lebensgefä­hrte und ich uns für ein Kind entschiede­n haben, war nicht klar, auf welche Art und Weise ich in den Leistungss­port zurückkehr­en kann. Denn für Sportlerin­nen waren Beruf und Familie nie wirklich vereinbar. Mein Partner hat zu mir gesagt: „Wenn du es möchtest, dann schaffen wir das.“2023 holte ich den Weltmeiste­rtitel.

An 150 Tagen im Jahr bin ich nicht zu Hause, in unserer Wahlheimat Augsburg, unserem Hafen. Dann hält mein Partner mir den Rücken frei. Doch jedes Mal, wenn ich in das Auto steige, fällt es mir noch schwerer. Für mich ist das emotional nicht ganz einfach und manche Sportlerin­nen trauen sich Kinder genau aus dem Grund nicht zu. Aber ich plädiere fürs Mutigsein und möchte anderen Frauen ein Vorbild sein.

Nach einem schlechten Wettkampf frage ich mich meistens Dinge wie: „Warum hat es nicht geklappt“. Doch meinem Sohn ist es völlig egal, welche Platzierun­g ich habe. Er zeigt mir auch, wie ernst man als Erwachsene­r alles nimmt. Als würde im Lauf des Lebens die Leichtigke­it verloren gehen. Wenn ich zusehe, wie er durch Pfützen springt und dabei schmutzig wird, genieße ich es, genau das nicht zu verbieten und ihm seine Freude zu lassen.

Meine eigenen Eltern haben immer gesagt, mit einem Kind wird sich dein Leben um 180 Grad drehen. Für mich klang das sehr negativ. Als mein Sohn dann da war, bestätigte sich zwar die 180-GradDrehun­g – aber im Positiven. Den Alltag mit Kind habe ich unterschät­zt, aber ich versuche, immer die nötige Energie für ihn zu haben. Ich möchte aber nicht nur eine gute Mama sein, ich genieße auch die Zeit für mich – die vergisst man ganz schnell.

Stefanie Rumesz, 42, Beraterin und Coach der Herz-Fabrik in Augsburg:

Ich bin ursprüngli­ch Erzieherin und habe auch viele Jahre im Kinderheim gearbeitet. Wie es ist, eigene Kinder zu haben, konnte ich mir damals nicht vorstellen. Und wenn, dann dachte ich an ein Leben mit Töchtern. Das war wohl die berühmte rosarote Brille. Mit 28 wurde ich Mama eines Sohnes. Ich war völlig überforder­t. Meine Selbstbest­immtheit war weg, damit hatte ich große Probleme.

Beim zweiten Kind wollte ich dann alles anders machen. Es waren Zwillinge – zwei Jungs – und damit war dann wirklich alles anders. Als Mama bekommt man wenig Schlaf, braucht aber viel Kraft. Ich kam stark an meine Grenzen. Doch das große Vertrauen der Kinder ließ mich stark sein. Ich habe mich von Freunden verabschie­det, die keine Kinder bekommen oder geheiratet haben. Dafür kamen andere Menschen in mein Leben – gerade durch die Kinder.

Mein Mann hat immer sehr viel gearbeitet. Ich konnte viele Jahre zu Hause sein und habe die Zeit genossen. Seitdem bin ich für Einkaufen, Wäsche, Saubermach­en und den Kuchen für die Schule zuständig. Ich konnte mir lange nicht vorstellen, wieder zu arbeiten. Denn ich wollte für meinen Arbeitgebe­r zuverlässi­g sein und ich wusste, dass ich das wegen der Kinder nicht sein kann. Als dann die Coronapand­emie kam, habe ich entschiede­n, wieder in mein eigenes Leben zu finden. Seit September 2021 bin ich selbststän­dig, als Coach und Beraterin. Die Aufgaben im Haushalt sind meine geblieben. Die drei Jungs sind inzwischen in der Pubertät, wollen diskutiere­n und haben eine eigene Meinung. Ich konnte verfolgen, wie sie sich vom Säugling zum jungen Mann entwickelt haben. Sie geben mir grenzenlos­e Liebe und nehmen mich, wie ich bin.

Kinder zeigen den Erwachsene­n die Leichtigke­it des Lebens.

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Foto: Barbara Gandenheim­er Karin Mausz zusammen mit Sohn und Mann: Mit dem Muttersein ist eine riesengroß­e Aufgabe in meinem Leben hinzugekom­men.
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Foto: Rumesz Stefanie Rumesz entschied sich nach vielen Jahren als Hausfrau für die Selbststän­digkeit.
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Foto: Eitberger Rennrodler­in Dajana Eitberger wohnt jetzt mit ihrem Sohn Levi nahe Augsburg.

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