Agri-Fotovoltaik und Windräder als Chancen für Landwirte
Bei einer Versammlung des Bauernverbands geht es um Perspektiven der erneuerbaren Energien für Landwirte. Vor einem warnt Referent Christian Bürger allerdings.
Die Energiewende beschäftigt die Bauern. Kürzlich versammelten sich die Ortsobmänner des Bayerischen Bauernverbands, Kreisverband Donau-Ries, beim Wallfahrtswirt in Wemding. Im Mittelpunkt stand ein Vortrag mit dem Titel „Perspektiven der erneuerbaren Energien – welche Rolle kann die Landwirtschaft dabei einnehmen?“Als Referent sprach Christian Bürger von der Verbandsgeschäftsstelle in München. Bürger stellte vor allem Photovoltaikanlagen und Windräder auf landwirtschaftlichen Flächen als Einkommensquelle vor. Nach den Plänen der Politik solle die Solarkapazität bis 2030 vervierfacht und die Windkapazität verdreifacht werden, erläuterte Bürger. Bei Freiflächen-Photovoltaikanlagen gehe der Trend zu Tracker-Modulen, die beweglich seien und dem Lauf der Sonne folgen könnten (ein Megawatt koste rund 90.000 Euro als Investition). Senkrecht ausgerichtete Fotovoltaikzäune, die in mehreren Reihen auf Grünflächen aufgestellt werden können, sodass der Bauer mit Schlepper und Maschine in den Zwischenräumen hindurchfahren kann, sah er kritisch.
Denn es könnten sich direkt unterhalb der Zäune seltene Arten ansiedeln, sodass ungewiss sei, ob man die Fläche nach etwa 20 Jahren wieder anderweitig landwirtschaftlich nutzen könne, wenn man die Zäune zurückbauen wolle. Die Gefahr eines Flächenverlustes an das Natur- und Artenschutzgesetz müssten die Bauern im Auge behalten. Photovoltaikanlagen in Form einer Überdachung ließen
sich zwar gut mit dem Anbau von Obst und Gemüse kombinieren, sie seien jedoch häufig zu teuer. Seit einer Gesetzesänderung im Juli 2023 sind Agri-Fotovoltaikanlagen bis 2,5 Hektar privilegiert, ein Bauantrag kann ohne vorherige Aufstellung eines Bebauungsplans genehmigt werden.
Bei einem Blick in die Zukunft machte Bürger deutlich, dass große Überkapazitäten drohten, wenn die Fotovoltaik-Ausbauziele 2030 erreicht sind. In der Konsequenz
könnte man in der Mittagszeit wegen Minuspreisen nichts einspeisen und müsste alternative Möglichkeiten der Stromnutzung finden (Stromspeicher, Wasserstoffproduktion). Sowohl bei Fotovoltaik als auch bei Windenergie plädierte der Referent für einen Gemeinschaftsansatz: für Modelle, bei denen die Bürger vor Ort gemeinsam in ein Projekt investieren, sodass auch die Erträge in der Region bleiben. Die Frage „Brauchen wir Investoren?“beantwortete
der Referent mit nein. In einer Beispielkalkulation zeigte Bürger, dass bei einer Freiflächen-Fotovoltaikanlage die Grundstückseigentümer mit rund 3000 Euro Pachteinnahmen pro Hektar rechnen könnten. Er warnte aber vor einer „Goldgräberstimmung“und verwies auf die Beratungsangebote des Verbands.
Nichts übers Knie zu brechen, riet auch der Geschäftsführer des BBV-Kreisverbands Donau-Ries, Michael Stiller, im anschließenden
Gespräch. Er plädierte für Änderungen der bestehenden Naturschutzgesetze auf europäischer, Bundes- und Landesebene, damit die Ernährungssicherheit und Energieproduktion Vorfahrt vor naturschutzrechtlichen Belangen erhielten. Biogasanlagenbetreiber Rainer Weng kritisierte die bestehenden Netzgebühren, die man in Zeiten der Überschuss-Stromproduktion absenken müsste. Denn diese verhinderten, dass Biogasanlagenbetreiber den überschüssigen Strom, der zum Teil aus nahe gelegenen Photovoltaikanlagen stamme, günstig nutzen könnten,
Mit Protesten mehrheitlich positiv wahrgenommen.
um mit einem Elektrolyseur Wasserstoff und anschließend Methan zu erzeugen. Das Methan könnte man speichern und später wieder verstromen.
Zu Beginn der Versammlung hatte Kreisobmann Karlheinz Götz den Bauern für den Zusammenhalt bei den Protesten im Winter gedankt und den Erhalt der KfzSteuerbefreiung ein nicht zu unterschätzendes Ergebnis genannt. Um die Agrardieselsubventionen, die schrittweise entfallen, wolle der Bauernverband weiter kämpfen.
Die anderen Grußwort-Redner, Claudia Marb als stellvertretende Landrätin und Gottfried Hänsel als Dritter Bürgermeister Wemdings, waren sich einig, dass die Bauern es mit den Protesten geschafft hätten, in der Bevölkerung mehrheitlich positiv wahrgenommen zu werden.