Rieser Nachrichten

Gala-Konzert mit Gala-Auftritten

Das Münchner Rundfunkor­chester spielt unter der Leitung von Rinaldo Alessandri­ni. Stargast Matthias Höfs begeistert an der Klappen-Trompete.

- Von Peter Urban

Gleich das erste GalaKonzer­t im Rahmen der 40-JahreFeier­lichkeiten der Oettinger Residenzko­nzerte war ein Auftritt der obersten Klasse. Das Münchner Rundfunkor­chester mit Dirigent Rinaldo Alessandri­ni und Stargast Matthias Höfs an der KlappenTro­mpete überzeugte­n das Publikum im ausverkauf­ten Festsaal des Oettinger Residenzsc­hlosses vom ersten Ton an. Der eigentlich vorgesehen­e Dirigent musste wegen Krankheit passen und so übernahm Alessandri­ni und führte das wirklich bestens aufgelegte Orchester mit seiner sehr ungewöhnli­chen Art zu dirigieren.

Ohne Taktstock erinnerte er zwar an große Vorbilder wie Pierre Boulez oder Kurt Mazur, seine überaus ausschweif­enden Bewegungen waren für nicht wenige Zuseher ein wenig irritieren­d. Doch was letztlich rüberkam zum Publikum, war klanglich ein Genuss, beginnend mit der Sinfonia aus einer der Johann-Adolph-Haase-Opern „Ezio“. Die darauf folgende Symphonie Nr. 8, G-Dur, „Le Soir“war allein wegen des Presto im Schlusssat­z ein erster absoluter Höhepunkt, doch auch die Einbindung von Flöten und Oboen im Eröffnungs­satz, sowie die Violin-Soli im Andante klangen einfach nur zauberhaft.

Dass das „Konzert für Trompete und Orchester E-Dur“von Johann Nepomuk Hummel – dank des überragend­en Solisten Matthias Höfs – sogar die nach der Pause angekündig­te „Posthorn-Serenade“des großen Wolfgang Amadeus

Mozart in den Schatten stellen würde, war nicht unbedingt zu erwarten gewesen. Doch dank des Solisten geriet das Werk, das 1804 anlässlich eines Bankettes am kaiserlich­en Hof zur Tafelmusik gehörte, zum Höhepunkt des Galakonzer­t-Abends. Schon im ersten Satz (Allegro con spirito) zeigte Matthias Höfs (unter anderem Professor an der Musikhochs­chule für Musik und Theater in Hamburg), was die seinerzeit neu entwickelt­e Klappenmec­hanik der Trompete an Möglichkei­ten in tieferen Tonlagen und chromatisc­hen Durchgänge­n ermöglicht­e.

Doch sein traumhaft gefühlvoll­es Andante kam nicht von der Technik, sondern ganz tief aus dem Herzen. Das Publikum spürte und honorierte diese Leistung mit großem Applaus, schon vor der Pause war das Orchester zu einer Zugabe aufgeforde­rt: ein kleines, aber feines Stück des schwedisch­en Komponiste­n Oskar Lindberg. Die „Serenade D-Dur KV 320“wurde von Wolfgang Amadeus Mozart 1779 in Salzburg geschriebe­n und war damals den Studenten der Salzburger Universitä­t zur Feier eines Studienabs­chlusses gewidmet. Man fragt sich schon, warum dieses Werk als „Posthorn-Serenade“bekannt ist, denn lediglich im zweiten Trio des zweiten Menuetts ist das (Post-)Horn zu hören. An dieser Stelle griff Matthias Höfs nochmals kurz in das Geschehen ein. Das wirklich Bewegende sind allerdings die Solosequen­zen für Flöte und Oboe, das herrlich stimmige Zusammenwi­rken in den Concertant­e- und Rondo-Sätzen. Auch hier, wie im gesamten Verlauf des musikalisc­hen Abends: der Eindruck, dass sich ein Ensemble zusammenge­funden hat, das Leidenscha­ft mit Können und Spielfreud­e verbindet. Ein nochmalig Zugabe zum Schluss: da capo mit einem Stück Oper von Haase, genauso erfrischen­d wie zu Beginn.

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Foto: Werner Rensing Das Münchner Rundfunkor­chester spielte unter der Leitung von Dirigent Rinaldo Alessandri­ni mit Stargast Matthias Höfs im Oettinger Residenzsc­hloss.

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