Wie sich ein Schulprojekt entwickeln kann
Ein P-Seminar im Albrecht-Ernst-Gymnasium zeigt ein feministisches Kunstprojekt – denn das Thema ist aus Sicht der jungen Frauen „in Oettingen nicht so präsent“.
Der Name der Ausstellungslokation im Zwinger 7 in Oettingen war schon so etwas wie ein Symbol für das, was sich die jungen Frauen eines P-Seminars am Oettinger Albrecht-Ernst-Gymnasium zum Thema gemacht haben: Feminismus und die damit (ja fast zwangsläufig) verbundene Unterdrückung der Frauen. Eigentlich war die Aufgabenstellung „Im Wir und Jetzt – Gestaltung der Innenstadt Oettingen“. Doch „jeder durfte sein Ding machen“, sagt Salome Forscht, „und so sind wir auf die Idee einer feministischen Kunstausstellung gekommen.“Denn die Frauen der Gruppe waren sich einig, dass das Thema Feminismus „in Oettingen nicht so präsent ist“und generell in ländlichen Gebieten auch in der heutigen Zeit noch zu wenig Beachtung findet. „Wir haben uns informiert, recherchiert, Interviews geführt, aber auch Bilder gemalt“, erklärt Elli Mayer, „und so Information mit Kunst verbunden.“Und sie haben wirklich eine interessante und lehrreiche Schau zusammengestellt, die auch (trotz der geringen finanziellen Mittel) grafisch durchaus ansehnlich gestaltet war.
Da geht es von den Anfängen der Frauenbewegung im 18. Jahrhundert über Phänomene wie die Suffragetten (die in England das Frauenwahlrecht erzwungen haben) bis in die Neuzeit. Da wird über Sexismus in den „Männerreligionen“ aufgeklärt, die durch ihr Wirken die männlich dominieren Sozialstrukturen immer schon ideologisch weiter unterfüttert haben. Und man erfährt, was sogar Buddha behauptet haben soll: „Frauen sind der Ursprung allen Übels.“
Es wird der Matilda-Effekt (die systematische Verdrängung und Leugnung des Beitrags von Frauen in der Wissenschaft) anhand zahlreicher Beispiele erklärt. Es geht um Forschungslücken, die mangelnde Präsenz von Frauen in den Medien genauso wie die zum Teil fatalen Schönheitsideale. Aber auch Umfrageergebnisse von Frauen in Oettingen und Umgebung wurden durchgeführt, gefühlte aber auch konkrete Benachteiligungen dokumentiert.
Schade eigentlich, dass die Ausstellung nicht länger zu sehen ist, sie würde einen soliden Beitrag zu einer umfassenderen Diskussion leisten können. Genauso wie das Gesamtprojekt „Im wir und jetzt“und die Überlegungen der jungen Mitbürgerinnen und Mitbürger, wie sie sich die Gestaltung der Stadt in der Zukunft vorstellen könnten. Da hätte man sich durchaus auch ein größeres Forum vorstellen können. Denn dass die Ideen durchaus Potenzial haben, zeigt einen Erfolg, den die P-Seminaristen schon erreicht haben: Es wird bald eine so genannte „Legal Wall“in Oettingen geben, auf der sich zum Beispiel die Oettinger Sprayer ganz legal verwirklichen könnten. „Das ist bei der Stadt durchgegangen“, berichten die jungen Frauen. Standort soll beim Freibad sein. So ist aus dem Schulprojekt dann tatsächlich ein Kunstprojekt geworden.