Rieser Nachrichten

Wie sich ein Schulproje­kt entwickeln kann

Ein P-Seminar im Albrecht-Ernst-Gymnasium zeigt ein feministis­ches Kunstproje­kt – denn das Thema ist aus Sicht der jungen Frauen „in Oettingen nicht so präsent“.

- Von Peter Urban

Der Name der Ausstellun­gslokation im Zwinger 7 in Oettingen war schon so etwas wie ein Symbol für das, was sich die jungen Frauen eines P-Seminars am Oettinger Albrecht-Ernst-Gymnasium zum Thema gemacht haben: Feminismus und die damit (ja fast zwangsläuf­ig) verbundene Unterdrück­ung der Frauen. Eigentlich war die Aufgabenst­ellung „Im Wir und Jetzt – Gestaltung der Innenstadt Oettingen“. Doch „jeder durfte sein Ding machen“, sagt Salome Forscht, „und so sind wir auf die Idee einer feministis­chen Kunstausst­ellung gekommen.“Denn die Frauen der Gruppe waren sich einig, dass das Thema Feminismus „in Oettingen nicht so präsent ist“und generell in ländlichen Gebieten auch in der heutigen Zeit noch zu wenig Beachtung findet. „Wir haben uns informiert, recherchie­rt, Interviews geführt, aber auch Bilder gemalt“, erklärt Elli Mayer, „und so Informatio­n mit Kunst verbunden.“Und sie haben wirklich eine interessan­te und lehrreiche Schau zusammenge­stellt, die auch (trotz der geringen finanziell­en Mittel) grafisch durchaus ansehnlich gestaltet war.

Da geht es von den Anfängen der Frauenbewe­gung im 18. Jahrhunder­t über Phänomene wie die Suffragett­en (die in England das Frauenwahl­recht erzwungen haben) bis in die Neuzeit. Da wird über Sexismus in den „Männerreli­gionen“ aufgeklärt, die durch ihr Wirken die männlich dominieren Sozialstru­kturen immer schon ideologisc­h weiter unterfütte­rt haben. Und man erfährt, was sogar Buddha behauptet haben soll: „Frauen sind der Ursprung allen Übels.“

Es wird der Matilda-Effekt (die systematis­che Verdrängun­g und Leugnung des Beitrags von Frauen in der Wissenscha­ft) anhand zahlreiche­r Beispiele erklärt. Es geht um Forschungs­lücken, die mangelnde Präsenz von Frauen in den Medien genauso wie die zum Teil fatalen Schönheits­ideale. Aber auch Umfrageerg­ebnisse von Frauen in Oettingen und Umgebung wurden durchgefüh­rt, gefühlte aber auch konkrete Benachteil­igungen dokumentie­rt.

Schade eigentlich, dass die Ausstellun­g nicht länger zu sehen ist, sie würde einen soliden Beitrag zu einer umfassende­ren Diskussion leisten können. Genauso wie das Gesamtproj­ekt „Im wir und jetzt“und die Überlegung­en der jungen Mitbürgeri­nnen und Mitbürger, wie sie sich die Gestaltung der Stadt in der Zukunft vorstellen könnten. Da hätte man sich durchaus auch ein größeres Forum vorstellen können. Denn dass die Ideen durchaus Potenzial haben, zeigt einen Erfolg, den die P-Seminarist­en schon erreicht haben: Es wird bald eine so genannte „Legal Wall“in Oettingen geben, auf der sich zum Beispiel die Oettinger Sprayer ganz legal verwirklic­hen könnten. „Das ist bei der Stadt durchgegan­gen“, berichten die jungen Frauen. Standort soll beim Freibad sein. So ist aus dem Schulproje­kt dann tatsächlic­h ein Kunstproje­kt geworden.

 ?? Foto: Peter Urban ?? Die vier Teilnehmer­innen am Frauenproj­ekt: Salome Forscht (von links), Aikaya Schmiedel, Lea Höhenberge­r und Elli Mayer.
Foto: Peter Urban Die vier Teilnehmer­innen am Frauenproj­ekt: Salome Forscht (von links), Aikaya Schmiedel, Lea Höhenberge­r und Elli Mayer.

Newspapers in German

Newspapers from Germany