Rieser Nachrichten

Die Heuboden-Galerie wurde zur Kleinkunst-Bühne

Auch bei der zweiten Auflage der Heuboden-Galerie war das Interesse groß – dieses Mal gab es noch eine literarisc­he Note in Hainsfarth zu sehen.

- Von Friedrich Wörlen

Im vergangene­n Jahr war der Ansturm auf die Hainsfarth­er Heuboden-Galerie groß, so groß, dass schon ein weiteres Event möglich schien. Christa Meese hat sich für eine Fortsetzun­g entschiede­n und in ihrer Hainsfarth­er „Heuboden-Galerie“der Ausstellun­g eine literarisc­he Note hinzugefüg­t. Zum zweiten Mal durfte sie sich über überrasche­nd starkes Interesse freuen; jedenfalls reichten am Pfingstson­ntagnachmi­ttag die vorbereite­ten Sitzplätze nicht aus, sodass pünktliche­s Erscheinen vorteilhaf­t war. Die „Kohlgasse 14“war anscheinen­d nicht auf allen Navis einprogram­miert. Was war geboten?

Vor „vollem Haus“– gut belüftet, da unmittelba­r unter dem „rohen“Ziegeldach – lief ein kurzes, unterhalts­ames und akademisch-lehrreiche­s Literaturg­eschichtsp­rogramm ab. Der rote Faden spannte sich von

Friedrich Schlegel, einem Repräsenta­nten der Frühromant­ik, bis Ernst Jandl, der Leitfigur der wichtigen Kunstricht­ung des DADA und genialem Vorbild für viele Autoren, auch Amateur- und Gelegenhei­tsdichter und -dichterinn­en. Dazwischen gab es einen szenischen Auftritt nach einer „grauenhaft­en Geschichte“von Heinrich Heine, bei der es um das Klischee vom steifen Engländer ging, der die ganze Welt durchstrei­ft und seine Seele sucht. Heiner Holl aus Nördlingen verkörpert­e glaubhaft „das Automat“(Neutrum im Original),

gefertigt von einem englischen „Mechanikus“.

Ein anderer Schwerpunk­t war „Das bucklicht Männlein“, überliefer­t in leicht variierten Fassungen von den Brüdern Grimm und in „Des Knaben Wunderhorn“, und geradezu eine Einladung zum Weiterdich­ten

– das Ergebnis wurde in echter Kleinkunst­manier vorgetrage­n von Jenny Vernon, London, und Michael Obel, Lehmingen. Die zeitgenöss­ische Fortsetzun­g des Liedes endete mit der Bitte „Lass mich doch nach Thailand mit“. Die Heuboden-Galerie entpuppte sich als echte Kleinkunst­bühne. Einer der letzten Knoten im roten Faden galt dem US-amerikanis­chen Autor Charles Kenneth Williams, der in Deutschlan­d nahezu unbekannt zu sein scheint, aber größere Aufmerksam­keit verdient. Folgericht­ig kam es am Ende der Veranstalt­ung zu einem „verjandelt­en“Gedicht, vorgetrage­n von der Veranstalt­erin Christa Meese persönlich im „reinsten Rieserisch, wall i aus Grosselfen­ga ben“. Titel des Poems: Mobilitäts­probleme. Außer bei den bereits genannten bedankte sich das Publikum mit herzlichem Beifall auch bei den weiteren Mitwirkend­en Lisa Zimmerer, Auhausen, Lucia Gschlössl, Hainsfarth, und Gabi Burger, Nördlingen.

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Urban Foto: Peter Bei der Heuboden-Galerie sind auch Aufführung­en gezeigt worden.
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Foto: Friedrich Wörlen Mit diesem Schild wurden die Gäste empfangen.

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