Lokführer werfen Bahn Trickserei vor
Konzern versucht in letzter Minute, einen Streik abzuwenden
Im ewigen Tarifkonflikt zwischen der Bahn und der Lokführergewerkschaft GdL droht der nächste Streik. Die Positionen der Parteien bleiben unvereinbar.
Berlin. Vier Tage wollen die Lokführer streiken. Wann genau der Streik losgehen soll, war gestern aber immer noch unklar. Die Bahn versuchte alles, um noch eine Einigung in letzter Minute zu erreichen. „Wir sind noch in Kontakt, aber diskret“, sagte der Personalchef des Unternehmens, Ulrich Weber. Und appellierte erneut: Eine Verständigung sei nahe. Falls die GdL doch streike, hoffe er, dass dies rechtzeitig mitgeteilt werde, damit die Kunden sich darauf einstellen könnten, bat Weber noch.
Letzte Woche hatte sich der Tarifkonflikt drastisch zugespitzt, nachdem mehrere Briefe hinund hergeschickt worden waren - immer mit Kopie an die Presse. Die GdL wolle der Bahn die „Pistole auf die Brust“setzen, klagte Weber. So verhandele man nicht. Weselsky konterte, seine Gewerkschaft werde nicht warten, bis die Pistole verrostet sei und warf der Bahn „tricksen, täuschen und taktieren“vor. Auch nach über einem halben Jahr bewege man sich praktisch auf der Stelle.
Die offene Frage ist noch immer nicht, ob es fünf Prozent mehr Lohn und eine Arbeitszeitverkürzung gibt, wie die GdL fordert. Sondern weiterhin, für wen diese Gewerkschaft überhaupt verhandeln darf. Nur für die 20 000 Lokomotivführer, die zumeist bei ihr organisiert sind, oder auch für das andere Zugpersonal, weitere rund 16 000 Mitarbeiter, die zumeist der konkurrierenden DGB- Gewerkschaft EVG angehören? Die Bahn akzeptiert zwar, dass die GdL auf deren Terrain vorrücken will, möchte aber gleichzeitig um jeden Preis verhindern, dass es für ein und denselben Job hinterher unterschiedliche Tarifbestimmungen gibt. Und die beiden Gewerkschaften kooperieren nicht miteinander.
Zur Lösung beitragen kann jetzt eigentlich nur noch der Deutsche Beamtenbund, dem die GdL angehört und der für die Streikkasse der Lokführergewerkschaft geradestehen müsste. Dessen Chef, Klaus Dauderstädt, forderte beide Seiten bereits „nachdrücklich auf, umgehend an den Verhandlungstisch zurückzukehren“. Angesichts der „verhärteten Situation“halte er aber auch die Einschaltung eines Schlichters nicht für falsch, sagte er der „FAZ“. kol/afp