E-Zukunft lockt Seiteneinsteiger
Apple kauft Auto-Spezialisten für eigenes E-Mobil ein
Der niedrige Ölpreis bremst Elektroautos. Aber er verzögert bestenfalls eine unaufhaltsame Entwicklung, die nun auch mächtige Quereinsteiger lockt. Apple will offensichtlich bis 2020 ein E-Mobil entwickeln.
München. Lange ist es noch nicht her, da wurden deutsche Autohersteller gescholten, bei Elektroautos die Zukunft zu verschlafen. Mittlerweile hat sich die Welt scheinbar gründlich gewandelt. Während BMW hierzulande Innovationen in Sachen Elektromobilität auf den Markt gebracht hat, bleibt das Thema bei den übrigen Herstellern weiter ein Feigenblatt.
Der Bremser ist der niedrige Ölpreis: Gefragt sind nun wieder Sprit schluckende Geländewagen und das nicht nur am weltgrößten Automobilmarkt USA. Am anderen Ende der ökologischen Skala wurden in Deutschland 2014 gerade einmal 8522 reine Elektroautos verkauft. Und auch der vielfach gefeierte Elektro-Pionier Tesla lieferte zuletzt im globale Maßstab enttäuschende Absatzzahlen.
Experten gehen allerdings davon aus, dass der niedrige Ölpreis nur ein mittelfristiges Phänomen ist und dass er langfristig wieder steigen wird. Apple bereitet sich offensichtlich schon für diese Zeit vor und entwickelt bereits geheim ein Elektroauto. 2020 soll es an den Markt gehen. Noch sind es nur Gerüchte, aber für diese Art von Kommunikationspolitik sind die Kalifornier bekannt. Anhaltspunkte für diese Gerüchte gibt es zahlreiche: Der Spezialist für Auto-Batterien A123 beispielsweise zieht gegen Apple vor Gericht, weil der Konzern ihm systematisch Hightech-Experten abwerbe. Führende Mitarbeiter von Daimler und dem Autozulieferer Autoliv sollen bereits bei Apple angeheuert haben. Und der Blog „9to5Mac“hat beim Karriere-Netzwerk Linkedin Apple-Mitarbeiter entdeckt, die vorher als Spezialisten bei Tesla, Ford und General Motors gearbeitet haben.
Wenn sich der Erfinder von iMac und iPhone auf völlig unbekanntes Terrain wagt und damit ein gehöriges Risiko eingeht, dann müsste alleine das schon diejenigen hellhörig machen, die von einer Renaissance der Verbrennungsmotoren träumen. Aber es gibt noch mehr Realitäten, um die Träu- mer nicht herumkommen. Beispiel China: Das bevölkerungsreichste Land der Erde erstickt im wahrsten Sinn des Wortes im eigenen Wachstum. Ganze Metropolen sind auf dem Weg, wegen verpesteter Luft unbewohnbar zu werden. Schon deshalb hält Chinas Regierung an der Förderung von Stromern als Teil der Entgiftung des Landes fest.
In der EU wiederum dürfen die Flotten der Autohersteller 2020 im Schnitt je Kilometer nur noch 95 Gramm des Klimakillers Kohlendioxid ausstoßen. Das ist ohne Elektro- und Hybridautos vor allem für deutsche Premiumhersteller nicht zu machen. Ohne elektrifizierte Autos könnte BMW im Licht künftiger Schadstoffgrenzwerte langfristig nur noch die 1er-Reihe und ihre Kleinwagenmarke Mini verkaufen.
Was Elektroautos bisher am meisten bremst, ist neben billigem Öl der hohe Verkaufspreis und die geringe Reichweite. Experten wie Bosch-Aufsichtsratschef Franz Fehrenbach rechnen ab 2020 mit deutlich sinkenden Batteriepreisen, dem wesentlichen Preistreiber von Stromern. Auch bei der Reichweite zeichnen sich Sprünge ab.
Letztlich könnte der niedrige Ölpreis für Elektromobilität made in Germany sogar etwas Gutes haben. Er verschafft den Herstellern eine Atempause. Allzu lang sollte sie allerdings nicht sein, sonst droht die deutsche Autoindustrie bei der Zukunftstechnik den Anschluss zu verlieren. tmh/dpa/red