Früher „Weltstar“eroberte die Provinz
August Wilhelm Iffland war ab 1786 am Saarbrücker Hofe
Ende des 18. Jahrhunderts war im Saarbrücker Komödienhaus der berühmteste Schauspieler seiner Zeit zu bewundern. Daneben fungierte August Wilhelm Iffland auch als Schauspieldirektor des Herzogs.
Saarbrücken. Der 5. Februar 1790 war für Saarbrücken ein denkwürdiger Tag. Der Stadtrat ernannte August Wilhelm Iffland zum Ehrenbürger. Damit wurde der größte Schauspieler seiner Zeit ausgezeichnet, der quasi im Nebenjob von 1786 bis 1793 als eine Art Schauspieldirektor in Diensten des Herzogs Ludwig von Nassau-Saarbrücken fungierte.
Iffland, der auch als Dramatiker einen herausragenden Ruf hatte und neben Goethe und Schiller bei seinen Zeitgenossen als einer der drei Großen der „Klassik“-Epoche um 1800 angesehen wurde, ist heute weitgehend in Vergessenheit geraten. In den frühen Jahren des 19. Jahrhunderts war Iffland einer der meistgespielten Bühnenautoren Deutschlands. Und seine Meisterschaft als Schauspieler hätte ihm eigentlich immerwährenden Ruhm garantieren müssen. „Das Theater glich einem Irrenhaus, rollende Augen, geballte Fäuste, heisere Aufschreie im Zuschauerraum. Fremde Menschen fielen einander schluchzend in die Arme.“So beschrieb ein Zeitgenosse den ersten Triumph, den Iffland in der Rolle des Franz Mohr bei der Uraufführung der „Räuber“, dem Erstlingswerk von Friedrich Schiller, im Mannheimer Nationaltheater am 13. Januar 1782 feierte. Gänzlich neu war Ifflands Spielweise auf der Bühne. Statt der althergebrachten statuarischen Deklamation des Textes führte er Gestik und Bewegung ein.
Herzog Ludwig von NassauSaarbrücken erfuhr von Ifflands „Räuber“-Triumph und reiste zur Premiere von Ifflands Stück „Bewusstsein“nach Mannheim. Er war von Ifflands Darstellungskunst so tief beeindruckt, dass er ihn nach Saarbrücken einlud, um dort gelegentlich aufzutreten und kleinere Werke für ihn zu schreiben.
Der am 19. April 1759 in Hannover geborene Iffland hatte sich mit 18 Jahren dem väterlichen Wunsch widersetzt, eine theologische Laufbahn einzuschlagen, und sich aufgemacht nach Gotha „zum Theater“. Dort war 1775 das erste deutsche Hoftheater mit einer festen Schauspieler-Riege gegründet worden. Es wurde unter Leitung von Konrad Eckhof, dem „Vater der deutschen Schauspielkunst“, zum Zentrum deutschen Theaterlebens. In Mannheim debütierte Iffland schließlich im März 1779 mit einer Goldoni-Komödie.
Der vergleichsweise geringe Verdienst als Schauspieler und sein ausschweifender Lebenswandel in Mannheim, der schnell zu einem erheblichen Schuldenberg führte, dürften ausschlaggebend dafür gewesen sein, dass Iffland in Saarbrücken einen Nebenjob übernahm. Iffland konnte hier allerdings nie auf ein festes Honorar hoffen, sondern er wurde mal mit Geschenken, mal mit einem Geldbetrag bedacht.
Erstmals war Iffland wohl um den 3. Januar 1787 in Saarbrücken zu Gast. Anfang Februar 1788 schrieb er ein Auftragsstück mit dem Titel „Der Einsiedler“, das am 1. März 1788 mit ihm selbst in der Hauptrolle aufgeführt wurde.
Das qualitative Niveau der Aufführungen dürfte vergleichsweise bescheiden gewesen sein, weil außer Iffland keine Berufsschauspieler auf der Bühne mitwirkten, sondern der Fürst und sein Hofstaat die Rollen übernahmen.