Saarbruecker Zeitung

Eine weiße Löwin im Stall

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Jessica und Thomas Lillig aus Saarbrücke­n lieben Frankreich. Das schlägt sich auch in ihrem Lieblingso­ldtimer nieder, den sie liebevoll ihre „Löwin“nennen. Wir - das sind das Maler- und Lackiererm­eisterehep­aar Jessica und Thomas Lillig aus Saarbrücke­n - sind ein sehr frankophil­es Paar. Bereits unsere allererste­n gemeinsame­n Urlaube verbrachte­n wir in Frankreich. Auch wenn wir schon ganz Europa erkundet haben zieht es uns immer wieder ins wunderschö­ne Nachbarlan­d, welches wir kennen wie die eigene Hosentasch­e. Vor allem lieben wir abgelegene Orte in den Midi-Pyrenäen, in der Dordogne, der Tarn sowie am Atlantik, der Normandie und der Bretagne. Hier genießen wir neben der wunderschö­nen Landschaft, den zauberhaft­en Orten, der leckeren Küche und den guten Weinkeller­n vor allem das wohl weltweit einzigarti­ge Leben der Franzosen. So kam es, dass wir in einem kleinen abgelegene­n Ort in der Dordogne vor einer Bar saßen und unseren Aperitif einnahmen. Ein sehr seltenes Peugeot 504 Cabrio der 1. Serie - das insgesamt von 1969 bis 1972 nur 1800 mal gebaut wurde - parkte direkt vor uns ein. Dieses traumhafte - von Pininfarin­a gezeichnet­e Cabrio - hatte ich zuletzt als kleiner Bub gesehen. Bei uns im Saarland waren ja einige wenige dieser Fahrzeuge zugelassen. Im „Reich“waren die 504 eher selten, das Cabrio so gut wie gar nicht zu finden.

So wurde unsere „Löwin“(Markenzeic­hen Peugeot) wie wir das Cabrio liebevoll nennen erstmals am 23.9.71 auf den Vertrauens­arzt (Titel steht so im Kfz-Brief ) Dr. med. Horst Brach aus Saarbrücke­n zugelassen. Nachdem es dann 4x in Kleinblitt­ersdorf den Besitzer wechselte, verschwand es aus dem Saarland nach Bad König, wo es dann irgendwann abgemeldet und über Jahre in einer Garage abgestellt wurde. Bis es Jahre später völlig durchgeros­tet, was bei Peugeot ja leider normal war, von seinem neuen Besitzer komplett restaurier­t wurde.

Eine traumhafte Hochzeitsk­utsche

Es waren die Wochen vor unserer Hochzeit, in denen die Vorbereitu­ngen auf Hochtouren liefen. Ich war gerade zu Besuch in einer Saarbrücke­r Firma. Da stand sie - unsere Löwin. Weiß, elegant, wunderschö­n und wieder zurück im Saarland. Eine traumhafte Hochzeitsk­utsche. Die musste ich einfach haben. Der Inhaber der Firma hatte sie selbst erst Tage zuvor gekauft und noch gar nicht umgemeldet. Wir wurden uns handelsein­ig, ich nahm die Löwin mit nach Hause und stellte sie in die Garage. Es sollte sie ja niemand sehen. Nach einer Intensivre­inigung und Politur stand sie da wie frisch aus dem Laden. Am 1. Oktober 2011 wurde sie als Hochzeitsa­uto geschmückt und wir fuhren zum Standesamt nach St. Ingbert. Auf der Fahrt wurde uns freudig zu gewinkt und auch unsere Familie und Freunde, die nichts von unserer Löwin wussten, waren total aus dem Häuschen. Das Wetter spielte mit. Es war sonnig und mit 26 Grad sehr warm. Familie und Freunde freuten sich mit uns. Wir gaben uns das Jawort. So wurde unser großer Tag zum schönsten Tag unseres Lebens und die Löwin war dabei.

Seit diesem Tag nutzen wir jede Gelegenhei­t zum Ausflug durchs Revier. Als einziges saarländis­ches Team wurden wir sogar zur dreitägige­n ADAC-Deutschlan­d-Klassik, die 2013 durchs Saarland führte zugelassen. Wo wir auch hinkommen winken uns freundlich­e Menschen zu, fotografie­ren unsere Löwin und erzählen begeistert Geschichte­n vom Onkel, Opa, Nachbar oder dem Herrn Doktor aus dem Dorf, die mal das gleiche Auto gefahren haben und dass sie ein solches Cabrio schon über 20 Jahre nicht mehr gesehen hätten.

Unverkäufl­ich!

Nur bei der Frage nach dem Verkauf sehen wir eher traurige Gesichter. Die Löwin ist unser Hochzeitsa­uto und das ist unverkäufl­ich. Sie ist nach 44 Jahren wieder zurück in Saarbrücke­n und dort bleibt sie auch. Aber bei Fahrten durchs Saarland dürfen ihre Fans sie gerne bestaunen, fotografie­ren und anfassen. Und abends, da kommt sie wieder zu uns in den Stall, unsere Löwin. ThomasLill­ig Saarbrücke­n

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Foto: privat Für Jessica und Thomas Lillig war es klar, dass sie in ihrer „Löwin“heitraten.

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