Mein Name ist Käfer!
Am 5. April 1965 erblickte ich im Volkswagenwerk Wolfsburg das Licht der Welt. Ich konnte gleich laufen... Ist das nicht toll? Ich sollte ins Saarland gebracht werden. Um Himmelswillen wo ist das Saarland? Noch nie was davon gehört. Auf dem Rücken eines großen Transporters ging es immer Richtung Süden und dann leicht nach Westen. Also da liegt das Saarland. Na ja dachte ich - dort wohnen bestimmt auch nette Menschen. Mein erster Standort war beim Volkswagenhändler Heinrich Thiel in Altenkessel. Ein Bäckermeister hat mich am 7. April 1965 strahlend in Empfang genommen. Er musste 5488 DM für mich bezahlen. Ich war nämlich gut ausgestattet, denn ich hatte außer einem Schiebedach und hellen Kunstledersitzen noch eine 6Volt-Batterie und 34 PS unter der Motorhaube. Mein 1. Zuhause war in Rehlingen, dort hatte ich sogar eine Garage. Viele schöne Fahrten hat mein Besitzer mit mir gemacht, doch im Winter wurde ich stets geschont und durfte in der behaglichen Garage bleiben. Er fuhr dann mit der Bahn zur Arbeit nach Saarbrücken.
Nach langen 25 Jahren, am 16. Mai 1990 bekam ich plötzlich Besuch. Ein junger Mann betrat den Hof und sein Blick war nur auf mich gerichtet. Seine Augen strahlten wie ein kleines Kind zur Bescherung am Weihnachtsbaum und so wechselte ich meinen Besitzer mit einem Kilometerstand von 119 000 km. Stolz wie Oskar hat mein neuer Fahrzeughalter mich mit nach Wahlschied genommen. Ich bekam eine schöne Garage und musste weiterhin nicht bei Eis und Schnee das Haus verlassen; denn ich war ein Zweitwagen geworden.
Einer meiner ersten großen Auftritte hatte ich beim Gewinn der Fußball-Weltmeisterschaft 1990.
Nach dem Spiel fuhr mein Fußball begeisterter Halter mit mir in einem großen Korso durch mehrere Dörfer. Dabei wurde das Schiebedach geöff- net und der 16 jährige Junior schwenkte die Deutschlandfahne durch das Dach. Tut - tut - tut.... meine Hupe wurde stark strapaziert. War ne richtig geile Veranstaltung. Ich bin in meinem Leben nach 1974, 1990 und 2014 immerhin schon dreimal Fußball-Weltmeister geworden.
Bis heute habe ich an vielen Oldtimer-Veranstaltungen teilgenommen und war immer zuverlässig.
Fast 4 Jahre lang musste ich dann bewegungslos in der Garage verharren, bis dann im Mai 2014 das Tor aufging und helle, warme Sonnenstrahlen auf meine Haube trafen. Endlich ich durfte wieder fahren.
Die Tour ging zur Generalüberholung über Land nach Gersheim. Das Fahren fiel mir sehr schwer. Ich kam einfach nicht in Fahrt. Schuld daran war das 4 Jahre alte Benzin. Die Oktanzahl war derart gesunken, dass ich fast keine Luft mehr bekam. Beinahe wäre ich auf der Strecke geblieben. Aber nachdem mir dann frisches Benzin zugeführt wurde, konnte ich die Reststrecke problemlos bewältigen und war nach über zwei Stunden am Ziel. Jetzt bin ich wieder fit und habe auch einen neuen TÜV-Stempel und das H-Kennzeichen. Bei mir ist nämlich noch alles im Original-Zustand.
Zu meinem 50. Geburtstag am 5. April 2015(Ostersonntag) lade ich schon jetzt alle Käfer, die dieses Jahr 50 Jahre alt werden recht herzlich ein, mit mir zusammen einen schönen Tag zu verbringen. ManfredGerstner,
Heusweiler