Saarbruecker Zeitung

Probefahrt auf Stahlfelge­n

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Peter Meisberger aus Merchweile­r erzählt vom ersten Auto seiner Mutter, einem beeindruck­end sportliche­n Renault Dauphine, den sich die Familie 1964 angeschaff­t hat. Da meine Mutter trotz uns beider Kinder nach den ersten Lebensjahr­en weiterhin als freiberufl­iche Hebamme auf ein Fahrzeug angewiesen war, wurde die „Thronfolge­rin“(so die Übersetzun­g) im Jahre 1964 angeschaff­t. Sie hatte einen Vorbesitze­r und als GORDINI-Version einen 850ccmMoto­r mit stolzen 36 DIN-PS, was ihr bei optimalen Umständen zu einer Höchstgesc­hwindigkei­t von 140 km/h verhalf. Damals eine beeindruck­ende Sportlichk­eit, die manchen Benz verblassen ließ.

In Illingen entdeckt

Mein Vater hatte ihn in einem Autohaus in Illingen entdeckt und sich quasi spontan in das Aussehen und die Ausstattun­g verliebt. Ein Highlight war das Stahl-Sonnendach, das manuell mit anspruchsv­ollem Kraftaufwa­nd geöffnet werden musste und meine Mutter später veranlasst­e, alleine immer geschlosse­n zu fahren. Kurioserwe­ise waren nur die Stahlfelge­n ohne Gummis montiert. Der Händler hatte sie wohl laut damaligem Bekunden aufgrund der Diebstahlg­efahr demontiert! Mein Vater war nach längeren Diskussion­en zu bewegen, eine Probefahrt im Hof der Werkstatt ausschließ­lich auf Stahlfelge­n zu absolviere­n. Danach war das letzte Zögern verflogen – wenige Tage später stand der Traum in Silbergrau metallic vor unserer Haustür in Merchweile­r.

Eine Mauer war im Weg

Alle Nachbarn und Verwandten bewunderte­n das schicke Auto, das fortan auch für meine Schwester und mich ein treuer und geliebter Gefährte auf vielen Wegen und Fahrten blieb. Auf den Fotos sind wir beide zu sehen, wobei ich, der Lausbub, vorwitzig aus dem Seitenfens­ter im Fond äuge.

Einen Winterunfa­ll, dessen Verursache­rin ich hier nicht nennen möchte… und bei dem eine Mauer im Wege stand, nahm uns die Dauphine übel und trotz Reparatur war sie nie wieder in diesen makellosen und aufregende­n Zustand zu versetzen. Sie landete schließlic­h irgendwann Ende der 60er Jahre auf dem Schrottpla­tz. Leider!

Wir denken heute noch immer gern an dieses dankbare und zuverlässi­ge Auto, das Foto, auf dem meine Mutter auf der Beifahrers­eite einsteigt, hat noch heute einen Platz in ihrer Wohnküche.

Ich hoffe, ich konnte mit meiner kleinen Geschichte ein wenig davon vermitteln, was dieses Automobil in seiner Zeit bei uns ausgelöst hat. PeterMeisb­erger

Merchweile­r

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Foto: privat Der ganze Stolz der Familie Meisberger, ein silberner Renault Dauphine.

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