Gesucht: Ein mutiger Chef für die Kulturabteilung
Kulturminister Ulrich Commerçon (SPD) strebt nach einer externen Lösung in seinem Ministerium
Sie fiel in den vergangenen Jahren nicht eben durch Dynamik auf, die Kulturabteilung des Saar-Kulturministeriums. Das soll sich ändern. Der Minister sucht für die Spitze der Kulturabteilung nach einer Persönlichkeit, die innovative Konzepte entwickelt und die sich an die Spitze des kulturpolitischen Diskurses setzt.
Saarbrücken. Dass der Kulturminister des Saarlandes was übrig hat für streitbares Kommunizieren, hat sich erwiesen, als er kürzlich seine sozialdemokratischen Stadtrats-Freunde in der Landeshauptstadt zur Räson rief (die SZ berichtete). In der Debatte um die Nichtmehr-Neubesetzung des Saarbrücker Kulturdezernates erteilte Ulrich Commerçon (SPD) den von der Saarbrü- cker SPD-Fraktion gerüffelten Kulturschaffenden nachdrücklich die Lizenz zur kulturpolitischen Einmischung. Viel zu selten würde hier zu Lande produktiv gestritten, so der Minister. Nun will Commerçon selbst dafür sorgen, dass sich das ändert – durch die Wiederbesetzung der Stelle des Kulturabteilungsleiters in seinem Ministerium. Sie wurde im Dezember frei und Mitte Februar ausgeschrieben. „Ich möchte einen mutigen, kreativen Kopf“, sagte Commerçon der „Saarbrücker Zeitung“. Der oder die Neue müsse „den Diskurs wieder anstoßen“, den Commerçon – hier durchaus selbstkritisch und kritisch mit dem eigenen Haus – versandet sieht.
Er und sein Team, sagt Commercon, habe die Hauptenergie in die „Aufräumarbeiten“rund um den Museums-Erweiterungsbau ( Vierter Pavillon) gesteckt.
Wünscht sich mehr Kulturdiskurs: Ulrich Commerçon.
„Es gab und es gibt ein Leck, was die kulturpolitische Weiterentwicklung angeht“, so der Minister. Explizit ist in der Stellenanzeige, die auch in der „Süddeutschen Zeitung“erschien, die Rede von einer Persönlichkeit mit „Gestaltungswillen“, die eine „innovative, kreative Kulturpolitik“mit entwickeln soll. „Kulturell versiert und kulturpolitisch erfahren“sollte sie sein.
Darüber hinaus schwebt Commerçon jemand vor, der hier „beweisen will, was er kann“. Also eher ein jüngeres Kaliber. Bevorzugt wird zudem eine Person, die den externen Blick mitbringt, weil sie „unbelastet ist, was hiesige Strukturen und Personen angeht“. Das schließt, will man meinen, saarländische und hausinterne Lösungen aus. Bis Mitte März läuft die Bewerbungsfrist.
Schon im Mai, meint der Minister, könne man den oder die Neue einführen. Was die Vermutung nahe legt, dass er bereits den Markt sondiert und passende Bewerber hat. Dotiert ist die Abteilungsleiter-Stelle mit B4 (etwa 7500 Euro pro Monat). Bis Ende 2014 hatte sie der erfahrene Verwaltungsmann und Jurist Peter Arend inne, der zuvor die Zentralabteilung geleitet hatte (Personal, Organisation, Besoldung). Die Chefposition in der Kulturab- teilung verantwortete er nur zwei Jahre, dann ging er 2014 in den Ruhestand. Commerçon hatte 2013 auf diese Kontinuität wahrende Personallösung gesetzt, um Zeit für die Neubesetzung zu gewinnen. Die Vitalisierung der Kulturpolitik schob er also auf, positionierte sich selbst als Macher. Freilich war dieses kulturpolitische Moratorium nicht ganz ungefährlich. Denn bereits vor Arend hatte dessen Vorgängerin, die Journalistin Helga Knich-Walter, nicht die in sie gesetzten Erwartungen erfüllt. 2002 trat sie an, fiel jedoch nicht durch Ideen-Feuerwerke oder als konfliktbereite, markante Meinungsführerin auf.
Es ist also folgerichtig und durchaus dringlich, wenn Commerçon nach einer Personallösung sucht, die das Ministerium als gestaltende kulturpolitische Kraft wieder sichtbar macht.