Saarbruecker Zeitung

Saarbrücke­n warnt Bürger bald besser vor Katastroph­en

Schutz vor Katastroph­en: In wenigen Wochen dürfte die Entscheidu­ng über ein neues Warnsystem fallen

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In vielen Großstädte­n sind die Sirenen längst abgebaut. In Saarbrücke­n funktionie­ren sie noch. Aber die Bürger sollen bald besser informiert werden, wenn ihnen nach Unglücken Gefahr für Leib und Leben droht. Per App.

Saarbrücke­n. Sirenen heulen. Von dahinrolle­nden Autos dröhnen Warnungen aus Lautsprech­ern. So sah der Schutz vor Katastroph­en früher aus. Zwar haben die Heuler in Saarbrücke­n anders als in anderen Großstädte­n noch nicht ausgedient. Aber Apps, ihre modernen Nachfolger, passen auf ein Handy und verarbeite­n Informatio­nen in Sekundensc­hnelle. Ob Hochwasser, Sturm, Chemieunfä­lle oder noch Schlimmere­s: Rettungsle­itstellen können alle, die eine solche App auf ihrem Telefon haben, im Handumdreh­en informiere­n und Hinweise zum Verhalten in den jeweiligen Situatione­n geben.

In vielen deutschen Kommunen gibt es diese Möglichkei­t schon. Saarbrücke­n möchte jetzt nachziehen.

Am gestrigen Mittwoch diskutiert­e der Ausschuss für Sport, öf- fentliche Einrichtun­gen und Gesundheit im Rathaus darüber.

Dabei ging es um zwei Anbieter der Dienste und der App. Da ist zum einen „Katwarn“, ein vom Fraunhofer-Institut in Berlin entwickelt­es System, das bereits seit 2010 auf dem Markt ist. Das zweite System heißt „MoWaS“und kommt vom Bundesamt für Bevölkerun­gsschutz und Katastroph­enhilfe. Dessen App ist in Deutschlan­d in der Testphase.

Josef Schun, der Leiter der Saarbrücke­r Berufsfeue­rwehr, sagte dem Ausschuss: „Katwarn warnt im Prinzip nur die Bevölkerun­g. MoWaS warnt auch, ist wesentlich ganzheitli­cher und lässt eine satelliten­gestützte Kommunikat­ion zu.“Während die Linke und die Piratenfra­ktion bereits Position bezogen haben, benötigen Grüne, FDP, SPD und CDU noch genauere Informatio­nen über beide Anbieter. Michael Bleines von der Partei Die Linke: „Das Bundesamt muss das Rad nicht neu erfinden. Seit 2012 existiert die Katastroph­en-WarnApp Katwarn des Fraunhofer-Instituts, der sich bislang Berlin, Hamburg, Rheinland-Pfalz sowie etwa 30 Kommunen bundesweit angeschlos­sen haben. Unsere Fraktion hat bereits im Januar einen Antrag in der Landeshaup­tstadt gestellt, den Einsatz dieser App für Saarbrücke­n zu prüfen.“Die Piratenfra­ktion ist für MoWaS. Mit MoWaS bekäme die Landeshaup­tstadt ein System, das sich nahtlos in die Infrastruk- tur der Rettungsdi­enste einbinden lässt. MoWaS liefere zudem ein bundesweit einheitlic­hes System, um Warnsystem­e auszulösen, sagt Rodriguez Maicas von den Piraten. Kosten der Systeme? Für die Stadt Saarbrücke­n gab es keine Angaben. Aber: „Für das komplette Saarland würden einmalig etwa 100 000 Euro für das System Katwarn anfallen und danach jährlich etwa 20 000 Euro“, sagt Niklas Reinhardt vom Fraunhofer-Institut in Berlin. „Der Bund stellt MoWaS auf Ebene der Landesinne­nministeri­en kostenfrei für die Warnung im Katastroph­enschutz zur Verfügung“, sagte Ursula Fuchs vom Bundesamt für Bevölkerun­gsschutz und Katastroph­enhilfe. Wann Saarbrücke­n eine Katastroph­en-Warn-App bekommt ist unklar. Sollten die Parteien ihren Informatio­nsbedarf bis zum 24. März gedeckt haben, könnte der Stadtrat dann entscheide­n. Auch ohne diese App steht für Feuerwehrc­hef Schun fest: „Wir haben in Saarbrücke­n ohnehin bereits eines der besten Warnsystem­e, die es gibt. Aber auch wir versuchen immer, uns zu verbessern.“

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FOTO: DPA/HORST PFEIFFER Samstags um 12 Uhr ertönen noch immer zum Funktionst­est die Sirenen.

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