Saarbruecker Zeitung

FCS-Vize Pini bestreitet Nötigungsv­ersuch

Nach Eklat beim FCS: Vizepräsid­ent Pini wehrt sich – Ostermann verspricht „lückenlose Aufklärung“

- Von Michael Kipp und Patric Cordier (SZ)

Bei der Mitglieder­versammlun­g des 1. FC Saarbrücke­n hat ein Mitglied Vereinsviz­e Sebastian Pini vorgeworfe­n, ihn genötigt zu haben. Der bestreitet das.

Die Mitglieder­versammlun­g des 1. FC Saarbrücke­n am Dienstag war unerwartet spektakulä­r. Ein Mitglied warf Vizepräsid­ent Sebastian Pini vor, er habe ihn manipulier­en wollen, damit er „richtig“abstimme.

Saarbrücke­n. Am Tag danach fühlte sich Adnan „Addi“Fazlic „echt beschissen“. Dabei ist er kein zimperlich­er Mensch. Nein, er ist Chef der US01. Eine Ultragrupp­e, die den FußballReg­ionalligis­ten 1. FC Saarbrücke­n unterstütz­t und auch schon durch das Abbrennen von Pyrotechni­k auffiel. Zuletzt flogen am 25. November 2014 beim Heimspiel gegen den FC Homburg Silvesterr­aketen aus der Kurve der US01 in den Saarbrücke­r Abendhimme­l. Freispruch vom Stadionver­bot Der DFB fand das wenig lustig und verhängte eine Geldstrafe in Höhe von 10 750 Euro gegen den Verein. Der wiederum verdonnert­e Fazlic daher zunächst zu fünf Jahren Stadionver­bot. Doch Fazlic schoss die Raketen nicht ab, wie er sagt und wie es Videoaufna­hmen beweisen sollen. „Daher wurde ich von Peter Becker, dem Sicherheit­sbeauftrag­ten des FCS, freigespro­chen“, sagte Fazlic gestern. Die 10 750 Euro „wollten wir dennoch aus der Gruppe heraus zahlen“. Freiwillig, ohne Rechtsansp­ruch des FCS.

Das war Stand der Dinge „bis vergangene Woche Freitag“, sagte Fazlic. Da soll Sebastian Pini, der Vizepräsid­ent des 1. FC Saarbrücke­n, ihn angerufen und ihm zu verstehen gegeben haben: Wenn du und 50 Fanclub-Mitglieder am Dienstag in der Mitglieder­versammlun­g gegen den Antrag von Meiko Palm stimmen, erlasse ich euch die 10 750 Euro. Wenn nicht, zahlst du das Geld alleine und es gibt noch fünf Jahre Stadionver­bot obendrauf. Palm stellte auf der Versammlun­g den Antrag, dass die Vereinsfüh­rung die Profiabtei­lung nicht ohne Dreivierte­l-Mehrheit einer Mitglieder­versammlun­g ausglieder­n darf.

Fazlic verstand die Welt nicht mehr. Er war doch freigespro­chen? Es soll weitere Treffen mit Pini gegeben haben. Fazlic sagte, er sei zum Schein eingegange­n – und ein Freund habe ein Telefonges­präch zwischen Pini und Fazlic aufgezeich­net. Das Band soll die Aussagen Fazlics belegen.

Aufnehmen oder erpressen? Dass das Aufzeichne­n von Telefonate­n ohne Einverstän­dnis eine Straftat ist, ist Fazlic bewusst. „Aber was ist schlimmer: das Aufnehmen oder das Erpressen?“, sagte er. Daher ging Fazlic am Dienstag zur Mitglieder­versammlun­g des 1. FC Saarbrücke­n und erklärte allen: „Ich bin erpresst worden.“Vom Vizepräsid­enten des 1. FC Saarbrücke­n. Von Sebastian Pini. Wegen Stimmen.

Pini ließ die Vorwürfe wortlos über sich ergehen. FCS-Aufsichtsr­atschef Michael Arnold spitzte die Ohren, FCS-Präsident Hartmut Ostermann verzog das Gesicht. „Wir haben auf Grund der Soundanlag­e nur schwer verstehen können, was Herr Fazlic gesagt hat“, erklärte Arnold gestern. Doch die Vorwürfe kamen letztlich an. Sind sie auch glaubhaft? „Ich habe nur 80 Prozent hören können“, sagte Arnold, „aber da war wohl schon einiges Substanzie­lles dran“. Wohl auch, weil FCS-Sicherheit­schef Peter Becker in der Versammlun­g seinen Rücktritt ankündigte für den Fall, dass die Sache nicht geklärt wird. „Die Sache wird in den zuständige­n Vereinsgre­mien mit meiner Mithilfe zeitnah und vor allem lückenlos aufgeklärt“, sagte FCS-Präsident Ostermann gestern. Dabei lehnt er aber eine Diskussion um mögliche Folgen ab. Ostermann weiter: „Erst betreiben wir Aufklärung, danach beraten wir über notwendige Maßnahmen.“

Pini sagte gestern zur SZ nur einen Satz: „Zu keinem Zeitpunkt habe ich diesen Mann erpresst.“Arnold hatte gestern ebenfalls kurz mit ihm sprechen können, „aber auch nicht zur Sache an sich“, sagte Arnold. Sie hätten nur vereinbart, sich noch vor dem Wochenende zu einem Vier-Augen- Gespräch zu treffen. Arnold sei es wichtig, „beide Seiten gehört zu haben“.

Viele offene Fragen Die Fragen, die nun offen sind, lauten: Hat Pini versucht, Fazlic zu nötigen? Wenn ja, war es seine Idee? Muss die Abstimmung, die Palm verlor, wiederholt werden? Und: Warum hätte Pini die Abstimmung manipulier­en sollen? Die Frage nach einem Motiv ist eine schwierige. Schließlic­h ging es bei der Abstimmung nur darum, in die Satzung zu schreiben, was das Umwandlung­sgesetz eh vorschreib­t: 75 Prozent der Mitglieder müssen mit einer Ausglieder­ung einverstan­den sein. Ob der Verein auch einen Weg ohne Befragung kennt? Fest steht: Sollte Pini nicht zurücktret­en, wenn der Aufsichtsr­at das will, kann dieser eine außerorden­tliche Mitglieder­versammlun­g einberufen, auf der Pini abgewählt werden könnte.

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FOTOS: ANDREAS SCHLICHTER FCS-Präsident Hartmut Ostermann (links) und Sebastian Pini stecken die Köpfe zusammen.
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Meiko Palm trägt seinen Antrag vor, der am Ende nicht die erforderli­che Stimmenzah­l erhielt. Ob er ihn noch mal stellen wird, ist offen.
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Adnan Fazlic bei seiner Wortmeldun­g bei der Versammlun­g.

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