FCS-Vize Pini bestreitet Nötigungsversuch
Nach Eklat beim FCS: Vizepräsident Pini wehrt sich – Ostermann verspricht „lückenlose Aufklärung“
Bei der Mitgliederversammlung des 1. FC Saarbrücken hat ein Mitglied Vereinsvize Sebastian Pini vorgeworfen, ihn genötigt zu haben. Der bestreitet das.
Die Mitgliederversammlung des 1. FC Saarbrücken am Dienstag war unerwartet spektakulär. Ein Mitglied warf Vizepräsident Sebastian Pini vor, er habe ihn manipulieren wollen, damit er „richtig“abstimme.
Saarbrücken. Am Tag danach fühlte sich Adnan „Addi“Fazlic „echt beschissen“. Dabei ist er kein zimperlicher Mensch. Nein, er ist Chef der US01. Eine Ultragruppe, die den FußballRegionalligisten 1. FC Saarbrücken unterstützt und auch schon durch das Abbrennen von Pyrotechnik auffiel. Zuletzt flogen am 25. November 2014 beim Heimspiel gegen den FC Homburg Silvesterraketen aus der Kurve der US01 in den Saarbrücker Abendhimmel. Freispruch vom Stadionverbot Der DFB fand das wenig lustig und verhängte eine Geldstrafe in Höhe von 10 750 Euro gegen den Verein. Der wiederum verdonnerte Fazlic daher zunächst zu fünf Jahren Stadionverbot. Doch Fazlic schoss die Raketen nicht ab, wie er sagt und wie es Videoaufnahmen beweisen sollen. „Daher wurde ich von Peter Becker, dem Sicherheitsbeauftragten des FCS, freigesprochen“, sagte Fazlic gestern. Die 10 750 Euro „wollten wir dennoch aus der Gruppe heraus zahlen“. Freiwillig, ohne Rechtsanspruch des FCS.
Das war Stand der Dinge „bis vergangene Woche Freitag“, sagte Fazlic. Da soll Sebastian Pini, der Vizepräsident des 1. FC Saarbrücken, ihn angerufen und ihm zu verstehen gegeben haben: Wenn du und 50 Fanclub-Mitglieder am Dienstag in der Mitgliederversammlung gegen den Antrag von Meiko Palm stimmen, erlasse ich euch die 10 750 Euro. Wenn nicht, zahlst du das Geld alleine und es gibt noch fünf Jahre Stadionverbot obendrauf. Palm stellte auf der Versammlung den Antrag, dass die Vereinsführung die Profiabteilung nicht ohne Dreiviertel-Mehrheit einer Mitgliederversammlung ausgliedern darf.
Fazlic verstand die Welt nicht mehr. Er war doch freigesprochen? Es soll weitere Treffen mit Pini gegeben haben. Fazlic sagte, er sei zum Schein eingegangen – und ein Freund habe ein Telefongespräch zwischen Pini und Fazlic aufgezeichnet. Das Band soll die Aussagen Fazlics belegen.
Aufnehmen oder erpressen? Dass das Aufzeichnen von Telefonaten ohne Einverständnis eine Straftat ist, ist Fazlic bewusst. „Aber was ist schlimmer: das Aufnehmen oder das Erpressen?“, sagte er. Daher ging Fazlic am Dienstag zur Mitgliederversammlung des 1. FC Saarbrücken und erklärte allen: „Ich bin erpresst worden.“Vom Vizepräsidenten des 1. FC Saarbrücken. Von Sebastian Pini. Wegen Stimmen.
Pini ließ die Vorwürfe wortlos über sich ergehen. FCS-Aufsichtsratschef Michael Arnold spitzte die Ohren, FCS-Präsident Hartmut Ostermann verzog das Gesicht. „Wir haben auf Grund der Soundanlage nur schwer verstehen können, was Herr Fazlic gesagt hat“, erklärte Arnold gestern. Doch die Vorwürfe kamen letztlich an. Sind sie auch glaubhaft? „Ich habe nur 80 Prozent hören können“, sagte Arnold, „aber da war wohl schon einiges Substanzielles dran“. Wohl auch, weil FCS-Sicherheitschef Peter Becker in der Versammlung seinen Rücktritt ankündigte für den Fall, dass die Sache nicht geklärt wird. „Die Sache wird in den zuständigen Vereinsgremien mit meiner Mithilfe zeitnah und vor allem lückenlos aufgeklärt“, sagte FCS-Präsident Ostermann gestern. Dabei lehnt er aber eine Diskussion um mögliche Folgen ab. Ostermann weiter: „Erst betreiben wir Aufklärung, danach beraten wir über notwendige Maßnahmen.“
Pini sagte gestern zur SZ nur einen Satz: „Zu keinem Zeitpunkt habe ich diesen Mann erpresst.“Arnold hatte gestern ebenfalls kurz mit ihm sprechen können, „aber auch nicht zur Sache an sich“, sagte Arnold. Sie hätten nur vereinbart, sich noch vor dem Wochenende zu einem Vier-Augen- Gespräch zu treffen. Arnold sei es wichtig, „beide Seiten gehört zu haben“.
Viele offene Fragen Die Fragen, die nun offen sind, lauten: Hat Pini versucht, Fazlic zu nötigen? Wenn ja, war es seine Idee? Muss die Abstimmung, die Palm verlor, wiederholt werden? Und: Warum hätte Pini die Abstimmung manipulieren sollen? Die Frage nach einem Motiv ist eine schwierige. Schließlich ging es bei der Abstimmung nur darum, in die Satzung zu schreiben, was das Umwandlungsgesetz eh vorschreibt: 75 Prozent der Mitglieder müssen mit einer Ausgliederung einverstanden sein. Ob der Verein auch einen Weg ohne Befragung kennt? Fest steht: Sollte Pini nicht zurücktreten, wenn der Aufsichtsrat das will, kann dieser eine außerordentliche Mitgliederversammlung einberufen, auf der Pini abgewählt werden könnte.