Bilder aus der Welt von übermorgen
Open-Air-Ausstellung am Losheimer Stausee thematisiert Klimawandel – Start: 1. Mai
Vom Mai an sind in Losheim am See faszinierende Zukunftsbilder zu sehen: Schreckensszenarien genauso wie Idealbilder von Berlin und Paris. Das Besondere daran: Alle basieren auf Daten des Weltklimarates.
Losheim. Der Mann muss Fantasie haben, denkt man erstmal. So wie sich Yannick Monget unsere Zukunft ausmalt: ein abgebrochener Eiffelturm in einem entvölkerten Paris, aber auch ein idyllisch grünes Berlin. Vom 1. Mai an zeigt der Metzer Autor und Zukunftsforscher seine Vorstellungen, „Welten der Zukunft“betitelt, in Panoramagröße. 15 Banner, je drei auf 1,50 Meter groß und elf kleinere Plakate hängen dann im „Park der Vierjahreszeiten“in Losheim am See. Unter freiem Himmel am Stausee. Doch Mongets Bilder sind keineswegs Fantasiegespinste, sie basieren auf Berechnungen und Szenarien des Weltklimarates (IPCC).
Seit 2008 hat sich Monget mit seiner in Metz beheimateten Firma „Symbiom Group“ darauf spezialisiert, nüchternes Zahlenmaterial – Schadstoffprotokolle, Klimatabellen und Statistiken zum Artenwandel – in beeindruckende Tableaus zu „übersetzen“. Als Basis nutzen Monget und seine Mitarbeiter Fotografien der tatsächlichen Städte. Mit Computerprogrammen, wie sie auch große Hollywood-Studios einsetzen, entstehen dann hyperrealistische und enorm detailreiche Bilder. Nicht umsonst erinnern Mongets Panoramen an Szenen aus Kinoproduktionen wie etwa Roland Emmerichs Katastrophenfilm „2012“.
Diese Bilder, sagt der Zukunftsforscher, verstehe jeder auf Anhieb. Man müsse kein Wissenschaftler sein, um zu erkennen, wie es in ein paar Jahrzehnten aussehen könnte, wenn Umweltverschmutzung und Ressourcenausbeutung ungehemmt weitergehen. An den Markusplatz in Venedig, der regelmäßig absäuft, haben wir uns fast schon gewöhnt. Doch wenn Tornados an Schloss Neuschwanstein rütteln, rückt das auch jedem Deutschen die Bedrohung näher. Etliche Wissenschaftler deuten die Zunahme schwerer
Der abgebrochene Eiffelturm war auch Titelbild der Zeitschrift „National Geographic“.
Stürme in Deutschland als Folge eines vom Menschen verursachten Klimawandels. Doch es gehe ihm nicht „um Schwarzmalerei“, betont Monget. Wenn wir konsequent unser Verhalten ändern, auf umweltschonende Technologien setzen, könne die Zukunft auch anders aussehen. Monget zeigt da auch ein idyllisch grünes Berlin mit kühnen Hochhäusern, die zur Luftreinigung beitragen.
Mehrere Etappen hat die Schau bereits hinter sich. Im Europaparlament in Brüssel war sie zu sehen, in Genf, aber auch in Montigny-lès-Metz. Die lothringische Stadt ist mit Losheim und weiteren Kommunen der Großregion verbunden, um den Kulturaustausch zu fördern. In Montigny-lèsMetz wurde auch der Losheimer Bürgermeister Lothar Christ (SPD) auf die „Welten der Zukunft“aufmerksam und holt die Open-Air-Schau nun an den Stausee. 20 000 Euro lässt sich die Kommune das kosten, unterstützt von etlichen Sponsoren.
Yannick Mongets wissenschaftlich basierte Zukunftsbilder finden weithin Anerkennung. Der geknickte Eiffelturm war unlängst Titelbild des Wissenschaftsmagazins „National Geographic“(französische Ausgabe). Unfassbar, dass ein Franzose just dieses Nationalsymbol schleift, aber Monget will mit seinen Bildern auch Verhaltensänderungen anstoßen. „Wir können etwas ändern“, sagt er.
„Welten der Zukunft“: 1. Mai bis 31. August am Losheimer Stausee.