„Für manche ist das normal, jemandem zu sagen, dass er gelyncht wird.“
sivität in der Netz- Gemeinschaft. „Man merkt, dass die Leute unter Spannung stehen“, sagt er. Oft sieht Daub, wie sorgsame und hilfsbereite Nutzer sekundenschnell zu NetzHyänen werden können, die verbal über andere herfallen.
Aber warum verhalten sich die Menschen im Netz anders als im richtigen Leben? „Die digitale Welt ist für viele Menschen offensichtlich abstrakt. Das heißt, das Gegenüber oder das diskutierte Thema wird entmenschlicht, und dadurch fällt es leichter, gemein oder aggressiv zu sein“, meint Oliver Tabino vom Vorstand der Deutschen Gesellschaft für Online-Forschung. Übliche soziale Filter, die im normalen Leben funktionieren, werden laut Tabino in der digitalen Welt oft außer Kraft gesetzt. In einem digitalen Schlagabtausch werde Nett-Werk-Gründer
Philipp Daub das Gegenüber nicht als Mensch wahrgenommen, sondern nur als Träger einer bestimmten Meinung.
Die Nettis begannen 2009 mit 50 Leuten. „Kommt rein, da ist es nett“, bewarb Daub die Gruppe in seinem Bekanntenkreis. Heute bekommt er Hilfe bei der Verwaltung von tausenden Posts täglich. Seit 2013 gibt es die Nett-Community auch in Berlin, München und Hamburg. In vielen NRW-Städten existiert die Gruppe. Düsseldorf und Bonn sind besonders groß. Die Gründung hat Daub zum Teil an Bekannte oder Interessierte abgegeben. Thorsten Brütsch etwa hat ein Auge auf das „Nett-Werk Düsseldorf“. „Am Anfang war es sehr gesittet, mit zunehmender Mitgliederzahl hat sich das Verhalten verändert“, sagt er. Er weist die Menschen auf ihr Fehlverhalten hin, viele sehen es dann schnell ein. Härtefälle fliegen raus. An Pfingsten 2014 wurde Düsseldorf hart von Sturm „Ela“getroffen. Die Menschen gaben Informationen weiter und haben sich geholfen. In nettem Ton. Welche Bahn fährt? Wie sehen die Straßen aus? „Daran sieht man, dass es funktioniert“, sagt Brütsch.