Deutsche Sport-Ligen fürchten Nachteile auf allen Ebenen
Welche Termin-Szenarien sind vorstellbar? Für den Abschluss des Turniers gibt es derzeit vor allem zwei mögliche Alternativen. Denkbar wäre ein WM-Finale kurz vor Heiligabend am 23. Dezember oder auch am Sonntag, 18. Dezember, dem Nationalfeiertag Katars. Dementsprechend könnte sich ein Turnierstart zwischen dem 18./19. und dem 26. November ergeben. Was bedeutet das für den Spielplan der Bundesliga? Die Bundesliga-Saison 2022/ 2023 müsste voraussichtlich bereits Anfang/Mitte Juli beginnen, damit die erste Halbserie vor der WM abgeschlossen werden kann. Die vorherige Saison würde demnach früher als gewohnt zu Ende gehen. Normalerweise muss der Ligabetrieb dreieinhalb Wochen vor dem Turnierstart eingestellt werden. Die Fifa könnte diese Periode als Entgegenkommen für die Clubs jedoch verkürzen und die gewohnte Ruhephase vor der Abstellungszeit ausfallen lassen, da sich die Spieler sowieso mitten im normalen Saison-Rhythmus befinden. Demnach könnte bis Ende Oktober/Anfang November auch die Gruppenphase der Champions League komplett gespielt werden. Nach der Winterpause ginge es für die Bundesliga wie gewohnt weiter. Wie ist die Situation in anderen Ligen? Sollte sich die Fifa auf ein WMFinale am 18. Dezember einlassen, könnte in England noch das nationale Fußball-Heiligtum, der Boxing Day, gerettet und der Spieltag am 26. Dezember eingeplant werden. Davon geht die Nachrichtenagentur AP aus. In Spanien könnte die Liga wie gewohnt kurz nach Neujahr fortgesetzt werden. Was sind weitere Knackpunkte? Die europäischen Vereine drängen auf Entschädigungsansprüche. Bayern Münchens Karl-Heinz Rummenigge, Vorsitzender der europäischen Club-Vereinigung ECA, betonte, dass der Schaden für die Vereine „fair zu kompensieren“sei. Fifa- Generalsekretär Valcke schmetterte diese Forderung gestern direkt öffentlichkeitswirksam ab, der deutsche Ligapräsident Reinhard Rauball wetterte über einen „Affront“– das Feilschen hat begonnen. Berlin. Die großen deutschen Sport-Ligen wollen angesichts der bevorstehenden Verlegung der Fußball-WM 2022 in den Winter Maßnahmen für den eigenen Spielbetrieb während des Turniers prüfen. „Im Moment dürfen wir uns keine Denkverbote auferlegen“, sagte der Geschäftsführer der Basketball-Bundesliga (BBL), Jan Pommer. Eine Aussetzung des Ligabetriebs sei „sicherlich auch ein denkbares Szenario“. Bislang startet die BBL Anfang Oktober ihre reguläre Saison.
Sollte die Fifa-Exekutive dem Votum der Arbeitsgruppe für eine Verschiebung des Weltturniers in Katar auf November und Dezember 2022 folgen, stelle das die BBL vor ganz erhebliche Probleme. „Die mediale Konzentration auf das Thema Fußball-WM ist allumfassend, deshalb würden wir viel weniger mediale Aufmerksamkeit bekommen“, erklärte Pommer: „Das ist schlecht für uns, schlecht für unsere künftigen TV-Partner und Sponsoren.“Gemeinsam mit der Euroleague und dem Weltverband Fiba müsste überlegt werden, wie man mit der Lage umgehe.
Die Handball-Bundesliga (HBL) kann sich eine Aussetzung des Ligabetriebs zwar nicht vorstellen, erwägt aber, den eigenen Spielplan umzukrempeln. „Die Fifa ist hier sehr unsensibel vorgegangen“, kritisierte HBL-Sprecher Oliver Lücke. Er befürchtet weniger Handball-Fans in den Arenen und niedrige Einschaltquoten. „Das wollen wir verhindern“, sagte Lücke.
Gernot Tripcke, der Boss der Deutschen Eishockey-Liga (DEL), kritisierte die Fifa-Entscheidung als „bedenklich“. Er befürchtet weniger Aufmerksamkeit für die DEL. Eine Pause im eigenen Spielplan sei momentan aber nicht geplant. Die Hauptrunde der DEL startet stets im September. dpa