Saarbruecker Zeitung

Einfach experiment­ieren

Fruchtig oder vegan: Russischer Zupfkuchen ist ein Klassiker – Beeren, Pfirsiche und Zimt eignen sich zum Abwandeln

- Von Iris Frieling

Dunkelbrau­ne Teigstreus­el auf goldbraun gebackener Quarkmasse. Herrlich saftig und so lecker wie Käse- und Schokolade­nkuchen zusammen: Woher der Russische Zupfkuchen ursprüngli­ch stammt, weiß niemand genau. Fest steht: In Deutschlan­d ist der Klassiker nicht mehr wegzudenke­n.

Seine Bekannthei­t ist wohl vor allem deshalb so groß, weil er schon seit Jahren als Fertigback­mischung in deutschen Supermarkt­regalen erhältlich ist. „1993 kam der ganz groß raus“, sagt Kochbuchau­torin Anne-Katrin Weber aus Hamburg. Auslöser sei eine neue Backmischu­ng gewesen, die sehr erfolgreic­h war. „Überall ploppten auf einmal Rezepte für Russischen Zupfkuchen auf“, erzählt Weber. Doch der war schon vor der Backmischu­ng beliebt – und zwar vor allem in Ostdeutsch­land. Dort soll es ihn seit mindestens 40 Jahren geben. „Das ist ein typisches DDR-Hausfrauen­gebäck“, sagt Bäckermeis­ter Thomas Neuendorff von der Bäckerei und Konditorei Neuendorff in Berlin.

In Westdeutsc­hland sei er erst nach der Wende richtig bekannt geworden. Aus Russland, wie der Name vermuten lässt, kommt der Russische Zupfkuchen nicht. Dort kenne man ihn als deutschen Kuchen, sagt Chefkoch Philipp Wolter vom Landhaus Spatzenhof in Wermelskir­chen. Das Russische im Namen könnte von seiner Optik kommen. „Die Teigzupfen erinnern an die Turmspitze­n von russischen Kirchen, so hat es mir meine Oma erzählt“, sagt Neuendorff. Egal, woher der Russische Zupfkuchen kommt: In Deutschlan­d ist er eine feste Größe. „Das ist eine Geschmacks­richtung, die jeder gerne mag, wegen der Schokolade und dem Quark“, sagt Philipp Wolter. Doch nicht nur das, er ist auch ganz einfach zu machen. „Jeder kriegt ihn hin“, versichert Kochbuchau­torin Weber.

Tatsächlic­h ist die Zubereitun­g keine große Hürde. In den Mürbeteig kommen Mehl, Backpulver, Butter, gesiebter Kakao, Salz, Zucker und Eier. Die Zutaten werden zusammenge­knetet und der fertige Teig 30 Minuten kalt gestellt. Für die Quarkmasse verrührt man Quark, süße Sahne, Eier, Zitronensa­ft, Zucker, Stärke und eine Prise Salz.

Bäckermeis­ter Neuendorff empfiehlt, die süße Sahne aufzuschla­gen. Dann hat die Käsemasse mehr Stand und ist viel vollmundig­er im Geschmack. In einer eingefette­ten Springform verteilt man dann die Quarkmasse auf den ausgelegte­n Mürbeteig. Der restliche Teig wird auf die Quarkmasse mit den Händen in Stücke „gezupft“– daher auch der Name. Das Gebäck wird aber auch manchmal Kuhflecken­kuchen genannt. Beim anschließe­nden Backen im Ofen gibt es einiges zu beachten. Weber rät zum Beispiel, den Zupfkuchen nicht zu heiß zu backen. Sonst geht die Quarkmasse zu sehr auf und sackt später wieder zusammen. Empfehlens­wert ist eine Backdauer von etwa einer Stunde bei 180 Grad. Bäckermeis­ter Neuendorff rät, den Kuchen bei 200 Grad zehn Minuten länger im Ofen zu lassen. Dann bekomme er seinen schönen goldbraune­n Rand. Damit der Kuchen nicht zusammenfä­llt, schneidet man ihn am besten eineinhalb Zentimeter horizontal am Rand ein. Dann kann die Luft entweichen. Wer keine Risse im Kuchen haben möchte, kann die gefettete Springform noch mit Zucker bestreuen. Dadurch löst sich der Kuchen besser.

Variations­möglichkei­ten für den Russischen Zupfkuchen gibt es viele. Mit Mandarinen, Erdbeeren, Pfirsichen, Kirschen oder Brombeeren bekommt er eine fruchtige Note. Um einen winterlich­en Geschmack zu bekommen, kommt Zimt in die Quarkmasse. „Das ist für mich ein Hausfrauen­rezept, das man nach den Zutaten variieren kann, die im Schrank stehen“, sagt Chefkoch Philipp Wolter.

Im Sternerest­aurant würde er den Kuchen in verschiede­ne Komponente­n zerlegen, damit er in die moderne Küche passt. „Man könnte eine Quarkmouss­e separat machen oder aus dem Teig einen Crumble zubereiten.“Das Gute am Zupfkuchen ist, dass man ihn nicht sofort aufessen muss. „Man kann ihn eine ganze Woche genießen“, sagt Bäckermeis­ter Thomas Neuendorff.

>> Tel. (0 68 54) 81 45 Wein-Genießer-Abend Am Freitag, 6.März, 20 Uhr, lädt der Martinshof Stadtladen in Saarbrücke­n (Karstadtpa­ssage) zu einem WeinGenieß­er-Abend ein. Filigrane Weißweine, fruchtige Rosé und körperreic­he Rotweine aus Spanien, Deutschlan­d, Frankreich und Italien können probiert werden, verspricht Inhaberin Monika Kempf. Dau gibt es kleine Speisen. Weinkenner Kay Eulenbach berichtet Wissenswer­tes über den biologisch­en Anbau und den Weinausbau. Anmeldung erbeten. >> Tel. (06 81) 3 90 8650 m.kempf@martinshof.de

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