Saarbruecker Zeitung

Kiew beginnt mit Abzug schwerer Waffen

Ukrainisch­e Regierung setzt nach langem Zögern Kernpunkt des Friedenspl­ans um

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Im Ukraine-Konflikt macht die Umsetzung des Minsker Abkommens offenbar Fortschrit­te. Kiew verkündete gestern den Beginn des Abzugs schwerer Waffen.

Schon vor einem halben Jahr sollten die schweren Waffen von der ostukraini­schen Front abgezogen werden – nun ist es wohl so weit. Ist dies der Durchbruch? Erstmals seit Wochen kehren auch mehr Menschen in die Ukraine zurück.

Kiew/Donezk. Fast zwei Wochen nach dem Inkrafttre­ten der Waffenruhe im Kriegsgebi­et Donbass hat das ukrainisch­e Militär nach tagelangem Zögern mit dem Abzug schwerer Waffen begonnen. Der Rückzug der Militärtec­hnik ist ein zentraler Punkt des Friedenspl­ans für die Ostukraine, der am 12. Februar in der weißrussis­chen Hauptstadt Minsk in einem diplomatis­chen Kraftakt beschlosse­n worden war. Die Separatist­en hatten bereits am Mittwoch mit dem Abzug schwerer Waffen begonnen.

Allerdings warnte der Generalsta­b in Kiew die prorussisc­hen Separatist­en gestern: „Die ukrai- nischen Streitkräf­te verbleiben in voller Bereitscha­ft für die Verteidigu­ng des Landes.“Die Aufständis­chen drohen ihrerseits mit Angriffen, sollten die Waffen doch nicht verlegt werden.

Die ukrainisch­e Führung hatte den Abzug der Geschütze tagelang abgelehnt, weil die ausgerufen­e Waffenruhe brüchig sei. Eigentlich sollte dieser entscheide­nde Schritt für eine Deeskalati­on zwei Tage nach Beginn der Feuerpause einsetzen. Damit soll eine Pufferzone entstehen.

Russlands Chefdiplom­at Sergej Lawrow hatte die zögerliche Haltung der Führung in Kiew zum Waffenabzu­g aus dem Donbass als „lächerlich“abgetan. „Jeder versteht, dass es dort keine ideale Sergej Lawrow Waffenruhe und kein ideales System zum Einstellen der Kämpfe gibt“, sagte er in Moskau.

Der Westen und Russland hatten die Konfliktpa­rteien mehrfach mit Nachdruck zum Abzug des Kriegsgerä­ts aufgeforde­rt. Die Aufständis­chen hatten nach eigener Darstellun­g bereits große Teile ihrer Geschütze von der Front verlegt. Beobachter der Organisati­on für Sicherheit und Zusammenar­beit in Europa (OSZE) bestätigte­n dies zunächst nicht.

Unterdesse­n kehren wieder viele Menschen in die Ukrane zurück. An zwei von der OSZE beobachtet­en Grenzüberg­ängen zu Russland reisten jeden Tag durchschni­ttlich 184 Menschen mehr in die Ukraine als in umgekehrte Richtung. Der Chef der OSZE-Mission an den Grenzüberg­ängen, Paul Picard, sagte, das sei auf eine „Verbesseru­ng der Sicherheit und der Stabilität“zurückzufü­hren. afp/dpa

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