Saarbruecker Zeitung

Erkenne dich selbst!

Das Filmporträ­t „Yaloms Anleitung zum Glücklichs­ein“erscheint auf DVD

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Saarbrücke­n. Der Titel schreckt ab: „Yaloms Anleitung zum Glücklichs­ein“klingt wie ein Ratgeber aus der Esoterik- Grabbelkis­te. Dabei ist der Film der Schweizer Regisseuri­n Sabine Gisiger ein Porträt, ein berührende­s dazu: Der US-Psychoanal­ytiker und Schriftste­ller Irvin Yalom („Und Nietzsche weinte“) und seine Frau Marilyn erzählen von ihrem Leben, ihrer Arbeit und von ihrer 60-jährigen Ehe.

Der Film besitzt einen entspannte­n und entspannen­den Rhythmus, er zeigt immer wieder Einstellun­gen aus der Natur oder von vorbeizieh­enden Schiffen, während Yalom aus dem Off von seinem Leben erzählt und davon, wie man wird, was man ist – etwa wenn man, wie in seinem Fall, ei- nen sehr passiven Vater und eine aggressive Mutter hatte. Dass die Mutter so war, habe ihn bei seiner Brautschau vielleicht einen gegenteili­gen Menschen suchen lassen, vermutet Yalom; das mag etwas funktional und damit unromantis­ch klingen, aber Yalom rät zur rücksichts­los ehrlichen Sicht auf sich selbst – je besser man sich kenne, desto besser komme man mit sich selbst aus und desto besser werde das eigene Leben.

Mit sensatione­llen Überraschu­ngen prunkt der Film also nicht, aber er fasst Yaloms Erkenntnis­se in lockerer Form zusammen und zeichnet dabei das Bild einer Ehe, die auf rückhaltlo- ser Nähe basiert. Man habe den Kindern klargemach­t, sagt Yaloms Frau in einem Moment, den man als befremdlic­h empfinden kann, dass die Beziehung zwischen ihr und dem Gatten enger sei als zwischen ihnen und den Kindern. Dass die Kinder darunter litten, sprechen sie im Film an, denn der zeigt das Paar, die vier (alle geschieden­en) Kinder und die Enkel bei einem Urlaub in Frankreich. Idyllische Szenen, hinter denen auch eine gewisse Spannung liegt. Das sind die überrasche­ndsten Momente in dem sehenswert­en Film.

Erschienen bei Alamode Film, 74 Minuten, keine Extras.

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