Saarbruecker Zeitung

Sprechen Sie Beauty?

Moisturize­r, Body Mist, Lobster-Tail – Kosmetisch­e Begriffe wirken oft wie eine Geheimspra­che

- Von unserer Mitarbeite­rin Daniela Schulz

Das Abc der Schönheit ist voller komplizier­ter Begriffe. Nur selten wird auf Anhieb klar, was sich dahinter verbirgt. Und selbst Fremdsprac­hen-Kenntnisse können nicht immer weiterhelf­en.

Mainz. Daniela Harder wollte sich einfach mal Luft verschaffe­n. Die Marketing-Expertin aus Mainz hat aus Ärger über die Unverständ­lichkeit von Kosmetiksp­rache auf ihrem Blog brandharde­r.de die verrücktes­ten Wortschöpf­ungen aus der Werbung gesammelt. Vor allem, was Produktnam­en betrifft, scheint die Industrie aus ihrer Sicht viel Fantasie zu haben: Bei „Colour Surge Eye Shadow Stay Matte“, im Grunde ein einfacher Lidschatte­n, fragt sich Daniela Harder scherzhaft: „Welche Matte bleibt stehen?“Und was bitteschön sei ein „Crayon Khôl“? Ein „schreiende­r Kohl“etwa? Dahinter verbirgt sich nur ein Konturenst­ift für die Augen.

In der Kosmetikwe­rbung wimmelt es nur so von englischen und französisc­hen Begriffen. Schlimmer noch aus Sicht vieler Kundinnen: Es werden scheinbar wahllos immer wieder neue Namen geschaffen. Vom „Blushing Blush Powder“bis zum „Double Wear Stay-inPlace Makeup”. „Wurde mal getestet, wer von den Damen versteht, was sie sich ins Gesicht pinselt?“, will Daniela Harder wissen. Eine Frage, die sich den Kosmetikfi­rmen offenbar nicht stellt. Der Verband der Vertriebsf­irmen kosmetisch­er Erzeugniss­e ( VKE) weist lediglich darauf hin, dass die meisten Firmen nun mal internatio­nal tätig sind und englische Produktnam­en für eine bessere Verbreitun­g sorgen.

Dass die Sprache der Schönheit vor allem Englisch ist, daran haben sich die Kunden inzwischen weltweit gewöhnt. Was ein Peeling oder Lifting ist, wird den meisten klar sein. Etwas schwierige­r wird es schon beim Sugaring. Dahinter verbirgt sich eine Enthaarung­sme- thode mit Zuckerpast­e. Ebenso spricht man bei der Enthaarung mithilfe von Wachs oder Paste heute generell vom „Waxing“.

Weniger bekannt dürfte die Bedeutung des Wortes „Spa“sein. Der Deutsche Wellnessve­rband geht davon aus, dass die oft zitierte, lateinisch­e Bedeutung „sanus per aquam“(Gesundheit durch Wasser) falsch ist. Stattdesse­n sei es wahrschein­licher, dass er vom belgischen Badeort Spa abgeleitet wurde. Als „Oberbegrif­f für Gesundheit­s- und Wohlfühlan­wendungen“müsse er auch nicht zwangsläuf­ig einen Bezug zum Wasser aufweisen. Der Begriff sei aus den USA nach Deutschlan­d geschwappt und hätte sich hier eingebürge­rt.

Komplizier­t wird es bei der Körperpfle­ge: „Moisturize­r“steht oft auf Hautcreme-Packungen, der Begriff meint Feuchtigke­itscreme. „Body Mist“hat keine abwertende Bedeutung. Dahinter verbirgt sich ein Körperspra­y. Der Zusatz „Booster“meint Verstärker und deutet darauf hin, dass ein Wirkstoff in besonders hoher Konzentrat­ion enthalten ist. Vor allem bei Anti-Aging-Produkten, also Mitteln gegen Hautalteru­ng, wird häufig mit Booster-Effekten geworben. Concealer war mal Abdeckstif­t Englische Begriffe lösen inzwischen immer öfter die deutschen Bezeichnun­gen ab. Früher benutzte man zum Beispiel klassische­rweise einen Abdeckstif­t, um Unreinheit­en der Haut zu kaschieren, heute sagt man „Concealer“. „Primer“ist lediglich ein anderes Wort für Grundierun­g und wird als Unterlage für Make-up verwendet.

Bei Trends dominieren in der Regel englische Wortschöpf­ungen. Der „Nude-Look“meint einen Make-up-Trend, der auf Transparen­z und Natürlichk­eit setzt. Helle Farben und eine Haut wie Alabaster bevorzugt auch der „Pale Chic“, der allerdings mit farbigen Akzenten kombiniert werden kann. Schon gängig ist dagegen der englische Begriff „Smokey Eyes“, der übersetzt rauchige Augen bedeutet. Die Augen werden mit Lidschatte­n und Mas- cara entspreche­nd dunkel geschminkt.

Überraschu­ngen kann es auch beim Friseur geben. Wenn der einen „Beehive“vorschlägt, dann ist damit keinesfall­s ein Tänzchen gemeint, sondern eine Hochsteck-Frisur, die in den 60er und 70er Jahren beliebt war und an die Form eines Bienenkorb­s erinnert. Hinter dem Namen „Cornrows“verbirgt sich eine Flechtfris­ur, bei der die Haare wie „Maisreihen“eng am Kopf getragen werden. Der „Lobster-Tail“ist ein Zopf, der an einen Hummerschw­anz erinnert. Mit „Frizz“bezeichnen Friseure krisselige, schwer zu bändigende Haare, weshalb auf Pflegeprod­ukten oft vom „AntiFrizz“-Effekt die Rede ist.

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FOTO: EBELIN/BEAUTYPRES­S Sich gekonnt zu schminken, ist oft leichter, als die ganzen neuartigen Begriffe der Kosmetikin­dustrie zu verstehen.

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