Saarbruecker Zeitung

„Der Sexhandel findet quasi unter staatliche­r Aufsicht statt.“

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del findet quasi unter staatliche­r Aufsicht statt“, so Paulus. Auch die von der großen Koalition in Berlin ausgehande­lten Eckpunkte des neuen Prostituti­onsgesetze­s würden den Frauen nicht aus ihrer aussichtsl­osen Lage helfen. So seien etwa die Zeitinterv­alle der geplanten Anmeldepfl­icht für Prostituie­rte zu weitmaschi­g, sei die Erlaubnisp­flicht für Bordellbet­reiber mit Strohmänne­rn leicht zu umgehen – und „über die Kondompfli­cht wird man im Milieu nur lachen“. Der Gesetzgebe­r müsse endlich erkennen, dass das milliarden­schwere Prostituti­onsgeschäf­t nichts anderes als organisier­te

Manfred Paulus Kriminalit­ät sei – und auch entspreche­nd bekämpft werden müsse. Beherrscht werde das Gewerbe hierzuland­e vor allem von der russischen Mafia und albanische­n Clans, und die Frauen würden „in einer abgeschlos­senen Parallelge­sellschaft gefangen gehalten“. Paulus: „Wenn man mit Betroffene­n redet, ist man nicht mehr stolz auf Deutschlan­d.“

Bei der anschließe­nden Podiumsdis­kussion interpreti­ert die CDU-Landtagsab­geordnete Ruth Meyer die Ausführung­en des ExKripo-Beamten als „Bankrotter­klärung des Staates, an die ich aber nicht glauben will“. Man müsse beharrlich gegen die Zustände im Gewerbe ankämpfen, sagt sie. Nur wie? Die Meinungen gehen bei der von der HadassahIn­itiative aus Petite-Rosselle veranstalt­eten Diskussion­srunde auseinande­r. Florence Humbert von der Frauenrech­tsorganisa­tion „terre des femmes“fordert ein Prostituti­onsverbot. Paulus sieht darin allerdings keine Lösung. Vielmehr müsse die Einflussna­hme von Zuhältern und Bordellbet­reibern unter Strafe gestellt werden. Der Saarbrücke­r Frauenarzt German Dressen plädiert ebenfalls dafür, dass der Gesetzgebe­r „nicht die Prostituie­rten kriminalis­iert, sondern die Zuhälter zur Rechenscha­ft zieht“. Die Ex-Prostituie­rte Marie aus Stuttgart fordert ein Umdenken in der Gesellscha­ft, in deren Augen meist den Prostituie­rten ein Makel anhafte, „nicht aber den Freiern, die sie kaufen“. Einig ist sich die Runde in einem Punkt: Die Zustände, unter denen Prostituie­rte in Deutschlan­d leben und arbeiten, müssen an die Öffentlich­keit. Nur so entstehe der Druck für Veränderun­g. jos

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