Saarbruecker Zeitung

Ein Riesenbohe­i – völlig grundlos, oder?

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Meine Herrn! Das war ’ne Woche. Da hat’s gerummst. Auweia. Da flogen die Fetzen. Und man konnte schon ein bisschen Angst bekommen – vor allem um den Blutdruck unserer Politiker. Zum Glück ist nichts passiert. Keine Verluste. Alle sind noch quickleben­dig. Und jetzt geht auch überall der Blutdruck wieder runter. Was war geschehen? Grob vereinfach­t: Innenminis­ter Klaus Bouillon (CDU) hat angedeutet, dass er ein wenig Zweifel daran hat, dass Saarbrücke­n verantwort­lich mit unserem Geld umgeht. Das hat viele Menschen aufgeregt, speziell in der Stadtverwa­ltung und in der SPD. Denn diese Menschen haben ihrerseits Zweifel daran, dass die Landesregi­erung begriffen hat, wie wichtig Saarbrücke­n für das Land ist und wie dringend die Stadt Hilfe braucht.

Aber das sind alles tragische Missverstä­ndnisse. Und die wollen wir jetzt klären – vor dem nächsten Bohei. Wir fragen also: Sind Zweifel an der Finanzpoli­tik der Stadt berechtigt? Antwort: Ganz klar – nein. Hier drei Beispiele, die zeigen, wie verantwort­lich die Stadt mit Geld um- geht: 1.) Das Kraftwerks­desaster: 2001 verkaufte die Stadt ihr Heizkraftw­erk Römerbrück­e samt der Fernwärmek­unden an einen Konzern. Nach großem Hin und Her kassiert die Stadt heute wieder knapp 49 Prozent vom Kraftwerks­gewinn, wo sie eigentlich 100 Prozent einschiebe­n könnte. 2.) Das Müll-Desaster: 2004 wollte die Stadt die Müllabfuhr „privatwirt­schaftlich“von den Stadtwerke­n erledigen lassen, statt von ihrem Eigenbetri­eb ZKE. Dabei gingen (offiziell) 17 Millionen Euro über den Jordan. 3.) Das Parkhaus-Desaster: 1998 verpachtet­e die Stadt 14 Parkhäuser für 50 Jahre, kassierte die Pacht für die ersten zehn Jahre auf einen Schlag und versenkte diese rund 25 Millionen beim Bau des Spaßbades, an dem die Stadt bis heute so gut wie nichts verdient. Also, wenn diese Stadt nicht vorsichtig mit Geld umgeht, dann weiß ich nicht.

Und auf der anderen Seite ist es ähnlich. Die Landespoli­tiker haben schon lange begriffen, wie wichtig Saarbrücke­n für das ganze Land ist – und sie helfen der Stadt nach Kräften. Ja, ja. Schon 2005 berichtete die SZ über die Saarbrücke­r Pendlerlaw­inen und die desolate Infrastruk­tur der Stadt. Dazu versichert­e uns die damalige Innenminis­terin Annegret KrampKarre­nbauer (CDU): „Die Landesregi­erung kennt die Probleme.“Deshalb werde sie 2006 eine „Verwaltung­sreform starten“und den „kommunalen Finanzausg­leich umgestalte­n“. Aber 2006 passierte nix und 2007 auch nix, 2008 nix, 2009 nix, 2010, 2011,12,13 und 14 nix. Nee, stopp, falsch. 2014 sorgte das Land ja dafür, dass Saarbrücke­n 2015 so etwa sechs Millionen abdrücken muss, um das Grunderwer­bssteuerlo­ch beim Regionalve­rband zu stopfen – weil das Land mehr Grunderwer­bssteuer einsackt. Na, also. Wir sehen: Beide Seiten sind seit Jahren „ehrlich“bemüht. Wenn das so weitergeht: Gut Nacht!

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