Saarbruecker Zeitung

Der Barack Obama der Republikan­er?

Marco Rubio, Sohn kubanische­r Einwandere­r, will US-Präsident werden

- Von SZ-Korrespond­ent Frank Herrmann

Washington. Marco Rubio war einmal regelrecht fasziniert von Barack Obama, auch wenn er einer anderen Partei angehört. Der charismati­sche Senator aus Illinois hatte seine erste Wahl gewonnen und eine selten erlebte Aufbruchss­timmung entfacht. Er nahm eine kurze Karriere-Auszeit, nachdem er als jüngster Sprecher des Repräsenta­ntenhauses von Florida Geschichte geschriebe­n hatte. An der Uni unterricht­ete er Politikkur­se, in denen er das Präsidents­chaftsvotu­m 2008 analysiert­e. Obamas Triumph führte er auf eine Wählerscha­ft zurück, die sich den Parteien mit ihren Hackordnun­gen zusehends weniger verpflicht­et fühlt und folglich eher bereit ist, Seiteneins­teiger zu unterstütz­en. Kandidaten, die im Duell mit den Platzhirsc­hen den Wandel versprache­n, dozierte Rubio, hätten es damit leichter.

Als Kandidat des frischen Windes verkauft er sich nun selbst, seit er seine Bewerbung fürs Oval Office verkündete. Rubio ist 43, jünger als damals Obama. Mit seinen kubanische­n Wurzeln kann er, aussichtsr­eicher als zuletzt die republikan­ischen Spitzenleu­te John McCain und Mitt Romney, um die Gunst der Hispanics buhlen. Vielleicht gelingt es ihm, Brü- cken zu bauen zu einer Wählergrup­pe, die schneller wächst als jede andere, deren Familienwe­rte eher konservati­v sind und die dennoch die Demokraten mit ihrer liberalere­n Einwanderu­ngspolitik favorisier­t.

Ähnlich wie Obama erzählt Rubio seine Lebensgesc­hichte gern als eine, wie sie nur in den USA möglich sei. Seine Eltern kamen 1956 aus Kuba nach Miami und hatten schwer zu kämpfen, um über die Runden zu kommen. Dennoch schaffte Rubio den Sprung an die Uni, wurde Anwalt. 1998 heiratete er Jeanette Dousdebes, eine frühere Cheerleade­rin. Das Paar hat vier Kinder und verströmt einen Glamour, der manche an die Kennedys erinnert.

„Wir sollten nie vergessen, wer wir Amerikaner sind“, predigt Rubio gern, wenn er seine Story erzählt. „Jeder von uns ist der Nachfahre eines Draufgänge­rs, eines Träumers. Jeder von uns stammt von Männern und Frauen ab, die Risiken eingingen und Opfer brachten, weil ihre Kinder ein besseres Leben führen sollten.“Amerika habe Migranten schon immer schneller verändert, als Migranten Amerika verändert hätten. Seine „Grand Old Party“, geprägt von alten, weißen Männern, möge endlich die Skepsis ablegen vor den neuen Amerikaner­n aus Mexiko und El Salvador, Guatemala und Honduras.

Mittlerwei­le hat er kalte Füße bekommen und seinen Reformeife­r gedämpft. Bei den Vorwahlen der Konservati­ven, weiß Rubio, fallen die Stimmen der alten, weißen Männer eben doch überpropor­tional ins Gewicht. Bevor man Gesetze lockere, sagt er heute, müsse man die Grenze zu Mexiko sichern, sie schwerer passierbar machen für Menschen ohne Papiere. Der Rückzieher trägt ihm den Vorwurf ein, sein Fähnlein nach dem Wind zu hängen.

Außenpolit­isch ist er ein Hardliner. Diplomatis­che Beziehunge­n zu Havanna lehnt er mit dem Argument ab, eine Normalisie­rung würde nur die Diktatur legitimier­en. Zum Republikan­er, schildert er in seiner Autobiogra­fie, sei er wegen seines Großvaters geworden, der Fidel Castro hasste und Ronald Reagan verehrte. Als Kind, so Rubio, habe er oft damit geprahlt, „dass ich eines Tages eine Armee von Exilanten anführe, um Castro zu stürzen und Präsident eines freien Kuba zu werden“.

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Marco Rubio

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