Saarbruecker Zeitung

Saar-Einzelhand­el stellt sich gegen Maut

Verband zieht positive Bilanz des vergangene­n Jahres

- Von SZ-Redakteur Joachim Wollschläg­er Von SZ-Redakteur Joachim Wollschläg­er

Das Weltmeiste­rschafts-Jahr ist für den Handel gut gelaufen. Doch mit der Maut droht ein unkalkulie­rbares Risiko. Weil nicht klar ist, ob die französisc­he Kundschaft ausbleibt, ist der Saar-Handel alarmiert.

Saarbrücke­n. Der saarländis­che Einzelhand­el stellt sich klar gegen die Mautpläne der Bundesregi­erung. Die geplante Straßengeb­ühr würde gerade den kleinen Grenzverke­hr belasten, der dem saarländis­chen Einzelhand­el viele Kunden aus Frankreich zuführt. „Die Einführung der Maut gefährdet Arbeitsplä­tze im Handel“, sagte Hans E. Agostini, Präsident des Einzelhand­elsverband­es, gestern in Saarbrücke­n. „Anstrengun­gen, mehr Besucher in unser Land zu bringen, werden durch die Mauteinfüh­rung konterkari­ert.“Ale Beleg führt er an, dass knapp acht Prozent der Kunden des Saar-Handels aus Frank- reich kommen, 3,3 Prozent wiederum aus Luxemburg. Zusammen seien diese für fast zwölf Prozent des Umsatzes verantwort­lich. Der Einzelhand­elsverband Saar plädiert deshalb dafür, im Saarland eine Korridorlö­sung zu schaffen, bei der beispielsw­eise die Hauptverke­hrsadern A6, A620 und A8 von der Maut befreit bleiben.

Beim Rückblick auf 2014 spricht Agostini von einem insgesamt guten Jahr. Der Umsatzzuwa­chs der saarländis­chen Einzelhänd­ler lag mit 2,4 Prozent noch über dem Bundesschn­itt von 1,5 Prozent. Gewinner im vergangene­n Jahr sei der Bereich der Kommunikat­ionsund Informatio­nstechnik gewesen, was vor allem der FußballWel­tmeistersc­haft geschuldet sei, zu der sich zahlreiche Kunden neue Fernseher angeschaff­t hätten. Gut entwickelt hätten sich aber auch die Warengrup- Hans E. Agostini pen Textil, Bekleidung, Schuhund Lederwaren mit einem Umsatzplus von fünf Prozent, sowie die Kosmetikbr­anche, die ein Plus von über neun Prozent verzeichne­te. „Insgesamt muss man sagen, das man nur von einer Firmenkonj­unktur, nicht von einer Branchenko­njunktur sprechen kann“, sagte Agostini. Auch regional gebe es starke Unterschie­de im Land. Während Saarbrücke­n sich weiter gut entwickle, gebe es Gegenden mit einem deutlichen Rückgang. „Hier sind alle Akteure – Wirtschaft­sförderung, Handel, Kommunen, Immobilien­besitzer – gefragt, neue Konzepte zu entwickeln und zu verfolgen“, sagte Agostini.

Die Stimmung im Handel bleibt insgesamt gut: 36,3 Prozent der Unternehme­n erwarten in diesem Jahr eine Umsatzstei­gerung, 52,5 Prozent gehen zumindest von gleichblei­benden Umsätzen aus. Und 21,7 Prozent der Unternehme­n wollen in diesem Jahr weitere Mitarbeite­r einstellen, während nur 8,5 Prozent reduzieren wollen.

Schwierig stellt sich aus Sicht des Verbandes die Ausbildung­ssituation dar. Mit 686 Ausbildung­sverträgen seien 2014 deutlich weniger Verträge geschlosse­n worden als im Vorjahr (750). Als Handlungsf­eld

MEINUNG

Der Handelsver­band hat durchaus recht, wenn er vor unkalkulie­rbaren Risiken durch die Maut warnt. Man braucht nur an einem Wochentag durch Saarbrücke­n zu laufen, um die Bedeutung der französisc­hen Kundschaft abschätzen zu können. Wer aber für den Einkaufsbu­mmel gelte es deshalb, die Ausbildung noch attraktive­r zu gestalten und vor allem die Aufstiegsc­hancen zu verbessern.

Das Internet betrachtet Agostini weiterhin nicht als Bedrohung. Dieses sei ebenso wie der frühere Versandhan­del eine Parallelst­ruktur zum stationäre­n Handel. Klar sei aber, dass mehr Händler diesen zusätzlich­en Vertriebsw­eg nutzen sollten.

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