Saarbruecker Zeitung

Spielhalle­n-Betreiber fürchten „Enteignung“

Verschärft­es Gesetz wirkt sich im Jahr 2017 voll aus – Verband warnt vor Verlagerun­g zu illegalen Anbietern

- Von SZ-Redakteur Daniel Kirch Von SZ-Redakteur Dietmar Klosterman­n

145 Spielhalle­n gibt es derzeit im Saarland. Künftig wird ihre Zahl sinken, unter anderem wegen eines vorgeschri­ebenen Mindestabs­tands von 500 Metern. Die Betreiber fordern, stärker gegen illegale Anbieter vorzugehen.

Saarbrücke­n. Über das Ansehen ihrer Einrichtun­gen in der Öffentlich­keit macht sich Simone Storch keine Illusionen. „Wir sind eine ungeliebte Branche“, sagt die Geschäftsf­ührerin des Bundesverb­andes Automatenu­nternehmen. Aber es gebe das Bedürfnis zu spielen, das müsse man in einer liberalen Gesellscha­ft akzeptiere­n. Glücksspie­l sei schließlic­h ein legales Gewerbe. Storch und der Vorsitzend­e des Automaten-Verbandes Saar, Christian Antz, legten gestern ihre Sicht der Dinge dar. Aus ihrer Sicht hat die Branche jede Menge Grund zur Klage.

Zum Beispiel über die Regulierun­gen des Landesgese­tzgebers, auch wenn der Verband nicht alle schlecht findet: keine Mehrfachko­nzessionen mehr, Mindestabs­tand zwischen zwei Spielhalle­n, kürzere Öffnungsze­iten, weniger Automaten, keine Internet-Terminals, keine kostenlose­n Getränke, keine Jackpot-Werbung. „Wir sind sehr eingeengt durch das neue Gesetz“, sagt Antz. Er sieht dadurch auch die Existenz von Kneipen in Gefahr, weil sich viele nur noch dank der Automa-

Die Spielhalle­n-Branche fühlt sich von der saarländis­chen Landesregi­erung zu stark reguliert.

ten-Erträge über Wasser halten könnten. Mit 40 Spiegelstr­ichen hat Antz penibel aufgeliste­t, wie Automaten in privaten Spielhalle­n stärker reguliert werden als in staatliche­n Spielbanke­n. Wobei man die sieben Spielbanke­n gar nicht als Gegner betrachte, das seien nämlich die illegalen Anbieter, vor allem im Internet.

„99 Prozent“der gewerblich­en Spielhalle­n arbeiteten legal, sagt Antz, das werde regelmäßig vom Land überprüft. Kaum kontrollie­rt würden hingegen illegal aufgestell­te Automaten in Hinterzimm­ern sogenannte­r Café-Casinos. „Wenn Freizeitsp­ielern die Möglichkei­t genommen wird, legal zu spielen, greifen sie zwangsweis­e auf illegale Angebote zurück, zumal sie in den meisten Fällen beide Angebote gar nicht voneinande­r unterschei­den können“, so Antz. Im Saarland seien bisher schon weit über hundert Automaten il-

MEINUNG

Komplett zugeklebte Schaufenst­erscheiben der Spielhalle­n, die sich in Innenstädt­en wie an einer Perlenschn­ur aneinander­reihen: Das Bild der Verödung ist real. Verklebt sind die Scheiben nicht von ungefähr: Wenn Tageslicht hereinfiel­e, könnte legal aufgestell­t worden. „Das Problem ist: Wir werden mit denen in einen Topf geworfen.“

Die Regulierun­gen durch das Spielhalle­ngesetz werden nach Ansicht des Verbandes dazu führen, dass mehr als 50 Prozent der Spielhalle­n dicht machen müssen. „Der Vertrauens­schutz wird mit Füßen getreten“, sagt Udo Altpeter, der mit zwei Firmen im Saarland 20 Spielhalle­n betreibt. Er selbst habe, bevor 2012 das neue Gesetz kam, mehr als zehn Millionen Euro investiert. Nun könne es sein, dass er seine Einrichtun­gen 2017 schließen müsse. Das sei „Enteignung“. Altpeter hat die Hoffnung nicht ganz aufgegeben, er klagt in Karlsruhe gegen das Gesetz. Und er versteht nicht, warum man seiner Branche nicht zuhöre, wenn hunderte Mitarbeite­r vor der Arbeitslos­igkeit stünden? Das sei bei den „Schleckerf­rauen“anders gewesen.

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FOTO: DPA

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