Saarbruecker Zeitung

Angst um den heiligen Berg

Die Dokumentat­ion „Huicholes – the last peyote guardians“läuft in Saarbrücke­n

- Von SZ-Redakteur Tobias Kessler

Tradition contra Moderne, Arbeitsplä­tze contra Bewahrung der Natur – davon erzählt die Doku „Huicholes – the last peyote guardians“. Ihr Regisseur und zwei mexikanisc­he Schamanen stellen den Film in Saarbrücke­n vor.

Saarbrücke­n. Esoterik trifft Folklore? Den Eindruck kann man gewinnen angesichts des Filmplakat­s und der Ankündigun­g, dass zwei Schamanen den Film nach Saarbrücke­n begleiten. Doch „Huicholes – the last peyote guardians“ist ein handfester, faktenreic­her Dokumentar­film. Sein Thema mag regional sein, ist aber symbolhaft für das große Ganze an allen Ecken der Welt: das an den Rand Drängen von Minderheit­en, die Globalisie­rung und die Ausbeutung der Natur, ohne an die Zeit danach zu denken.

Der Film schildert die Situation der Huicholes, einer der letzten eingeboren­en Kulturen in Mexiko. Sie leben die ältesten Traditione­n des Landes wie niemand sonst, pflegen dabei eine mystische Verbindung zu dem Mutterbode­n, vor allem im Gebiet Wir-

Der Schamane Don José Ramírez, der am Donnerstag ins Filmhaus kommt.

kuta, einem 140 000 Hektar großen Hochland. Dorthin führen sie Pilgerreis­en, bei denen sie den Göttern Nahrungsop­fer bringen, damit die am Leben bleiben und die Welt im Gleichgewi­cht halten.

Das kann man bizarr finden – nicht zuletzt das im Film gezeigte blutige Opfern eines Kalbs – aber letztendli­ch geht es den Huicholes um ganz Grundsätzl­iches: die Harmonie mit der Natur und auch darum, dass sie uns erhalten bleibt – also das, was gerne mit dem abgenutzte­n Wort „Nachhaltig­keit“bezeichnet wird. Doch das Gebiet ist bedroht, weil Mexiko die bei den Huicholes als heilig verehrte Region zum Bergbau freigibt, zur Gewinnung von Mi- neralien. Die Methoden der kanadische­n Firma sind umstritten: Ihre Ingenieure schließen im Film – unglaubhaf­t – mögliche Schäden aus, die Gegner sagen Verödung und Gesundheit­srisiken voraus. Der packende Film nimmt sich 140 Minuten Zeit, den Konflikt zwischen Tradition und Moderne, zwischen Bewahrung und Ausbeutung der Natur nachzuzeic­hnen. Aber auch um den Wunsch nach Arbeitsplä­tzen in einer armen Region geht es und darum, wie man für seine Ziele kämpfen kann: Um die Medien für sich zu gewinnen, haben die Huicholes erstmals Kamerateam­s auf ihren heiligen Berg gelassen und begleiten den Film nun auf weltweite Kino-Tournee – und morgen nach Saarbrücke­n.

Termin: Donnerstag, 19.30 Uhr, Filmhaus (Sb). Mit dabei sind Regisseur Hernán Vilchez, die Schamanen Don José Ramírez und Enrique Ramírez sowie die Botschafte­rin von Mexiko, I.E. Patricia Espinosa Cantellano. Veranstalt­er sind die Deutsch-Mexikanisc­he Gesellscha­ft im Saarland, die DeutschLat­einamerika­nische Gesellscha­ft Saar und die VHS Saarbrücke­n.

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