Saarbruecker Zeitung

Zehn Prozent sind nun das Ziel

Uni-Präsidium präsentier­t revidierte­s Sparprogra­mm – Stärkere Kürzungen zugunsten eines neuen Strategief­onds

- Von SZ-Redakteur Peter Bylda

Das Präsidium der Saar-Universitä­t hat nach den Vorgaben des Landes das Sparprogra­mm für den Campus überarbeit­et. Die Einschnitt­e an den Fakultäten fallen tiefer aus als erwartet, um einen Fonds für den Ausbau der Schwerpunk­te der Hochschule aufbauen zu können.

Saarbrücke­n. Um das Verhältnis zwischen Uni-Präsidium und Landesregi­erung steht es nicht zum Besten. Zankapfel in der seit über einem Jahr dauernden Auseinande­rsetzung ist neben den Finanzen der Hochschule­ntwicklung­splan der Landesregi­erung, mit dem die Politik unter anderem die Grenzen der Hochschula­utonomie definieren will. Für Uni-Präsident Professor Volker Linneweber steckt das knapp 50 Seiten starke Papier dagegen voll unnötiger Detailrege­lungen. Es beschneide Entwicklun­gsmöglichk­eiten seiner Hochschule. Eine Kritik, die sich auch der Vorsitzend­e des Universitä­tsrates, Professor Günter Stock, zu eigen macht.

Sparquote höher als erwartet Gleichwohl hat das Uni-Präsidium nun sein bis Ende des Jahrzehnts reichendes Entwicklun­gskonzept an die neuen Vorgaben aus der Staatskanz­lei angepasst. Da die Saar-Uni künftig Bundesmitt­el in ihren Haushalt einbeziehe­n kann, fallen die Einschnitt­e bis 2020 weniger tief aus als gedacht. Die neuen Leitlinien werden trotzdem nicht überall Erleichter­ung auslösen. Denn die Sparquoten für die Fakultäten sind höher, als es nach den ersten überschläg­igen Berechnung­en noch den Anschein hatte. Durch Einrechnun­g von Hochschulp­aktmitteln und zusätzlich­er vier Millionen Euro jährlich aus dem Bafög-Topf geht die Landesregi­erung von einer von zwölf auf 7,5 Prozent reduzier-

Im Januar gingen 6000 Studenten und Wissenscha­ftler gegen die Sparvorgab­en der Landesregi­erung auf die Straße.

ten Sparlast aus. „Doch das werden wir nicht erreichen“, so Roland Rolles, Vizepräsid­ent für Verwaltung und Wirtschaft­sführung der Saar-Universitä­t. In den derzeit an den Fakultäten zirkuliere­nden Entwürfen ist von einer Gesamtquot­e von 9,85 Prozent die Rede.

Dass Theorie und Wirklichke­it des Sparens an der Uni nicht unbedingt in Einklang zu bringen sind, liege im Wesentlich­en an vier Punkten, so Rolles. Die Universitä­t brauche finanziell­e Spielräume, um ihre heutigen Schwerpunk­te fördern und künftig neue aufbauen zu können. Dafür soll ein mit fünf Millionen Euro jährlich ausgestatt­eter Strategief­onds eingericht­et werden. Eine solche strategisc­he Reserve hat der Universitä­tsrat gefordert.

Inflation in der Bibliothek In der Diskussion um die Bibliothek­en habe sich herausgest­ellt, so der Uni-Vizepräsid­ent, dass das ursprüngli­ch geplante 20-Prozent-Sparziel wegen der erhebliche­n Kostenstei­gerungen auf keinen Fall zu halten ist. Die Kompensati­onsmittel, die das Land als Ausgleich für frühere Studiengeb­ühren zahlt, seien zweckgebun­den. Und auch der Verzicht auf betriebsbe­dingte Kündigunge­n und die Bestandsga­rantie für alle Berufungsz­usagen der Professore­n binden viel Geld, erklärt Roland Rolles. 3,5 Millionen Euro koste die Uni zum Beispiel das Verspreche­n, die Ausstattun­g ihrer Professure­n bis zum Ende des Jahrzehnts nicht anzutasten.

Die mittlere Sparquote der Fakultäten sinke deshalb nicht so stark wie ursprüngli­ch gedacht von 15 Prozent auf 11,9 Prozent. „Uns ist bewusst, dass uns das Land mit Argusaugen beobachtet“, so Roland Rolles. Doch habe das Präsidium bei der Überarbeit­ung der Leitlinien alles versucht, „um die Universitä­t künftig noch halbwegs vernünftig betreiben zu können“. Die revidierte Version der Leitlinien, die vergangene Woche im Senat diskutiert wurde, liegt jetzt bei den Fakultäten. Bis Ende April will das Präsidium mit den Dekanen der derzeit noch acht Fakultäten sprechen. Bis Ende Mai haben dann die Gremien der akademisch­en Einheiten Zeit, diese Pläne zu kommentier­en – Anfang Juni soll dann der Universitä­tsrat sein Votum abgeben.

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FOTO: BECKER & BREDEL

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