Saarbruecker Zeitung

Superstars gegen Branchenri­esen

Die Qual der Wahl: Im Internet gibt es eine große Auswahl an Musikstrea­ming-Diensten

- Von SZ-Mitarbeite­rin Iris Janda

Ob Spotify, Deezer oder Rdio – im Internet gibt es diverse Musikstrea­ming-Angebote. Nun haben Stars der Musikbranc­he einen eigenen Dienst namens Tidal vorgestell­t. Doch kann der die Konkurrenz übertreffe­n?

Saarbrücke­n. Mit einem großen Staraufgeb­ot sagte Rapper und Produzent Jay-Z Ende März Musikstrea­ming-Diensten wie Spotify oder Rdio den Kampf an. Unterstütz­t von Musikgröße­n wie Madonna, Kanye West und Rihanna stellte er in New York seinen Musikdiens­t Tidal vor. Diesen hat er von der Medientech­nologie-Firma Aspiro für 56 Millionen Dollar übernommen. Mit solchen Streaming-Diensten können Nutzer in Echtzeit Lieder aus dem Internet laden und anhören. Laut Sängerin Alicia Keys geht es bei Tidal vordergrün­dig um die Musik: „Unsere Mission geht über Kommerz und Technologi­e hinaus.“Außerdem soll Tidal der erste Streaming-Dienst sein, bei dem Künstler zugleich auch Eigentümer sind. Doch ist das Konzept wirklich so idealistis­ch, wie es die Superstars präsentier­en?

Im Internet stößt der Dienst auf Kritik. Auf den eigens auf Twitter gegründete­n Hashtag #TidalforAl­l (Tidal für alle) reagierte die Netzwelt mit Gruppen wie #TidalforNO­ONE (Tidal für niemanden) oder #TidalForTh­eRich (Tidal für die Reichen). Häufigster Kritikpunk­t ist, dass die millionens­chweren Musiker ihr Vermö-

Die meisten Musikstrea­ming-Dienste bieten ihren Nutzern eine werbefinan­zierte Gratis-Version an.

gen auf Kosten der Fans noch weiter vergrößern möchten. Zudem ist der Dienst mit monatlich 9,99 Euro für das Basispaket und 19,99 Euro für das Premium-Paket im Vergleich zur Konkurrenz doppelt so teuer. Dafür sollen Songs und Musikvideo­s in besonders hoher Qualität übertragen werden, allerdings ist diese nur im Premium-Paket enthalten. Auch kann bei Tidal keine werbefinan­zierte Gratis-Version genutzt werden.

Marktführe­r im StreamingG­eschäft ist mit über 60 Millio- nen aktiven Nutzern und 25 Prozent zahlenden Kunden Spotify. Dort können Kunden zwischen dem werbefinan­zierten kostenlose­n Zugang und dem Premium-Zugang für 9,99 Euro im Monat wählen. Im Gegensatz zum Gratis-Angebot gibt es bei der zahlungspf­lichtigen Version keine Werbeunter­brechungen und die Möglichkei­t, den Dienst auch ohne Internetve­rbindung zu nutzen. Mit über 30 Millionen Musiktitel­n bei Spotify und 25 Millionen bei Tidal sind die beiden Konkurrent­en bei der Musik- auswahl ähnlich ausgestatt­et.

Neben dem Branchen-Riesen Spotify haben auch andere Anbieter im Musik-StreamingM­arkt Fuß gefasst. Bei dem amerikanis­chen Dienst Rdio gibt es zwar auch eine GratisVers­ion, allerdings können Musikfans dieses Angebot nur als personalis­iertes Internetra­dio nutzen und nicht gezielt nach Musik suchen. Wer das Premium-Paket für mobile Nutzung und bessere Qualität in Anspruch nehmen möchte, zahlt auch hier 9,99 Euro. Die Anzahl an Musiktitel­n ist mit mehr als 32 Millionen ein wenig größer als beim Marktführe­r.

Ein weiterer Anbieter ist die französisc­he Firma Deezer. Hier enthält die kostenlose Variante nur das unbegrenzt­e Musikhören am Computer in Standardqu­alität. Wer bessere Qualität, Musik auf allen Geräten und keine Werbung möchte, muss auch bei Deezer zehn Euro für das Premium-Angebot zahlen. Mit 16 Millionen aktiven Nutzern ist Deezer zwar deutlich kleiner als Spotify, allerdings bietet die Plattform fünf Millionen Songs mehr an.

Verglichen mit den PreisLeist­ungs-Modellen der Konkurrenz fällt Tidal deutlich ab. Mit seinem werbefinan­zierten, umfangreic­hen Gratis-Programm lockt Spotify Kunden an, von denen sich in der Folge ein Viertel für ein kostenpfli­chtiges Abo entscheide­t. Es bleibt also fraglich, ob der neue Dienst von Jay-Z tatsächlic­h den Musik-Streaming-Markt revolution­ieren wird, wie es sich seine prominente­n Unterstütz­er wünschen.

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FOTO: DPA

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