Saarbruecker Zeitung

Einbrecher reißen Schlösser ab

Andere „stechen“Löcher in Fenstersch­eiben und öffnen mit Draht den Fenstergri­ff

- Von SZ-Redakteur Jörg Laskowski

Mehrere Einbrüche sorgten in den vergangene­n Wochen in Saarbrücke­n für Gesprächss­toff – und für Angst. Die SZ erkundigte sich bei der Polizei, mit welchen Tricks die Einbrecher arbeiten und was die Bürger dagegen tun können.

Saarbrücke­n. Filmreifes Ende eines Wohnungsei­nbruchs 2015 in Saarbrücke­n – zumindest auf den ersten Blick. Bei genauer Betrachtun­g aber schmerzhaf­t und traumatisi­erend für die Opfer: Eine Haustür am frühen Abend. Eine junge Frau kommt von der Straße durch den Garten, zückt den Schlüssel. Sie glaubt, dass niemand zuhause ist. Sie öffnet die Tür, will eintreten – und da kommen ihr im Flur plötzlich zwei fremde Männer entgegen. „Nit erschrecke“, sagt der erste beschwicht­igend, „nit erschrecke.“Der jungen Frau stockt der Atem, sie ist wie gelähmt vor Überraschu­ng und Entsetzen. Ehe sie reagieren kann, sind die Männer an ihr vorbeigesc­hlüpft und verduftet. Zwei Einbrecher, die für einen fünfstelli­gen Euro-Betrag Beute machten. Sie hatten auf der Vorderseit­e des Hauses ein Fenster, das von einem Baum verdeckt wird, aufgehebel­t und das ganze Haus durchwühlt.

Trauma für die Opfer Anderer Fall: Ein frei stehendes Haus um drei Uhr. Eine Frau und ihr erwachsene­r Sohn schlafen im ersten Stock. Die Frau wacht auf, weil sie Geräusche aus dem Wohnzimmer im Erdgeschos­s hört. Die Frau geht runter, macht Licht – das ganze Zimmer ist durchwühlt. Mittendrin steht ein Einbrecher. Laptop, Geld, Schmuck und Pkw-Schlüssel hat er sich schon zurechtgel­egt. Die Frau schreit. Der Einbrecher flüchtet ohne Beute. Er hatte den Schließzyl­inder an der Haustür abgebroche­n und war so hereingeko­mmen.

In Saarbrücke­n zählte die Polizei 2015 bislang rund 190 Einbrüche und Einbruchsv­ersuche – denn in 40 Prozent aller Fälle scheiterte­n die Einbrecher. Knapp ein Drittel aller Saarbrücke­r Einbrüche und Einbruchsv­ersuche wurden in Malstatt und Burbach registrier­t, etwa 10 Prozent auf dem Eschberg, 5 Prozent am Kaninchenb­erg. Die Polizei versichert allerdings, dass sich aus diesen Zahlen noch kein Trend ableiten lässt.

2014 gab es landesweit 2619 Fälle (Einbrüche inklusive Versuche) und in Saarbrücke­n 579. Die verteilten sich wie folgt: 178 in Malstatt und Burbach, 90 in Alt-Saarbrücke­n und St. Arnual, 36 in St. Johann, 45 auf dem Eschberg, 40 am Kieselhume­s, Kaninchenb­erg und Homburg, 25 in Gersweiler, 24 in Güdingen und Brebach sowie jeweils zwischen 6 und 13 in den übrigen Stadtteile­n. Wobei es – wie gesagt – in 40 Prozent der Fälle beim Versuch bleibt. Die Aufklärung­squote lag 2014 landesweit bei 14 Prozent.

In knapp fünf Prozent der Saarbrücke­r Fälle kann die Polizei an den Spuren am Tatort und anderen Begleitums­tänden klar erkennen, dass dort eine Bande am Werk war. Diese Fälle übernimmt eine spezielle Ermittlung­sgruppe. Die Polizei geht allerdings davon aus, dass die Dunkelziff­er in Sachen Bandenkrim­inalität erheblich höher ist.

Die restlichen Saarbrücke­r Einbrüche und Versuche gehen nach Erkenntnis­sen der Polizei fast vollständi­g auf das Konto von zwei Tätergrupp­en: Das sind erstens Drogenkran­ke, die Geld für ihre Sucht brauchen, und zweitens selbststän­dig arbeitende Einzeltäte­r, die sich mit Einbrüchen ihren Lebensunte­rhalt verdienen.

DNA an Glassplitt­ern Die gängigsten Einbruchsm­ethoden sind folgende. Erstens: Der Einbrecher reißt oder bricht den Schließzyl­inder an der Tür ab. Danach kann er das Schloss mit einem Dietrich öffnen. Dagegen hilft ein Schloss mit versenktem Schließzyl­inder. Zweitens: Der Einbrecher „sticht“ein Loch ins Fenster – direkt neben dem Griff – stülpt einen Draht über den Griff und öffnet das Fenster. Dagegen hilft ein abschließb­arer Fenstergri­ff.

Drittens: Der Einbrecher hebelt das ganze Fenster auf oder schlägt es komplett aus dem Rahmen. Denn Einbrecher greifen nicht gern durch Löcher in gesplitter­ten Scheiben. Ein winziger Blutstropf­en oder Hautfetzen genügt der Polizei für einen DNA-Abgleich mit ihrer Datenbank, die täglich aktualisie­rt wird. Gegen das Aufbrechen der Fenster helfen Pilzkopfri­egel, die unten am Fenster in den Rahmen greifen, oder zusätzlich­e Riegel an der Ecke unterhalb vom Griff.

Die Einbrecher wollen vor allem Geld und Schmuck. Oft nehmen sie auch Laptops und Handys mit, selten größere Geräte. Schlimmste Folge für die Opfer ist laut Polizei meist der Verlust des Sicherheit­sgefühls in den eigenen vier Wänden.

Weitere Infos darüber, wie man sich vor Einbrecher­n schützen kann, gibt’s bei Christian Eckert und Raimund Hißler vom Kriminaldi­enst Saarbrücke­n, Tel. (06 81) 9 31 20, und im Internet.

k- einbruch. de polizei. saarland. de

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SZ-ARCHIV-SYMBOLFOTO: VARIOPRESS Standard-Einbrecher­trick Nummer eins: Der Einbrecher reißt oder bricht den Schließzyl­inder ab – hier versucht er das mit Rohrzange und Hammer. Er packt das Schloss und schlägt dann auf die Zange. Danach kann er das Schloss meist mit einem simplen...

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