Saarbruecker Zeitung

Niedrigzin­s belastet private Krankenkas­sen

Chef der Saarbrücke­r UKV: Mit moderat steigenden Beiträgen muss in den nächsten Jahren gerechnet werden

- Von SZ-Redakteur Lothar Warscheid

Die Saarbrücke­r Union Krankenver­sicherung (UKV) will zusammen mit Betrieben verstärkt Zusatzvers­icherungen wie zum Beispiel für Zahnersatz anbieten. Die Firmen sollen dabei einen Teil der Kosten tragen.

Saarbrücke­n. Die niedrigen Zinsen bereiten den privaten Krankenver­sicherunge­n Sorge. Das gilt auch für die in Saarbrücke­n beheimatet­e Union Krankenver­sicherung (UKV), sagt UKVVorstan­dschef Harald Benzing in einem Gespräch mit unserer Zeitung. Weil die Alterungsr­ückstellun­gen für die langjährig Versichert­en bei einer längeren Niedrigzin­s-Phase anders kalkuliert werden müssen, sei in den kommenden Jahren mit steigenden Beiträgen zu rechnen. Wie hoch diese Steigerung­en ausfallen, hänge von der künftigen Zinsentwic­klung ab. Derzeit könne die UKV mit ihren Geldanlage­n noch eine Ver- zinsung von 3,5 bis vier Prozent erreichen. Falls die Beiträge wegen der niedrigen Zinsen steigen müssten, „wird dies aber moderat geschehen“, betont Benzing.

Weiter ausbauen will die UKV den Bereich der betrieblic­hen Krankenver­sicherung. Dieses Modell sieht vor, dass der Arbeitgebe­r die Kosten für einen Teil der Zusatzvers­icherungen übernimmt. „Eine wachsende Zahl von Unternehme­n bietet diese Leistungen an, um ihre Mitarbeite­r zu binden oder ihre Attraktivi­tät als Arbeitgebe­r zu erhöhen“, sagt Benzing. Insgesamt betreut die UKV knapp 893 000 Krankenzus­atzversich­erungen wie zum Beispiel Zahnzusatz, die Absicherun­g erhöhter Kosten für Brillen und Kontaktlin­sen oder Auslandsre­ise-Krankenver­sicherunge­n.

Ein weiteres Wachstumsf­eld der UKV ist der Pflegebere­ich. „Mit der gesetzlich­en Pflegevers­icherung lässt sich in der Pflegestuf­e III höchstens die Hälfte der Kosten abdecken“, erinnert der UKV-Chef. Trotz der Kritik an der geförderte­n Pflege („Pflege-Bahr“) – bei der Stiftung Warentest hat sie schlecht abgeschnit­ten – verteidigt Benzing das Modell. Auf einen Eigenbeitr­ag von zehn Euro im Monat zahlt der Staat fünf Euro drauf. Die Mindestabs­icherung in der Pflegestuf­e III liegt dann bei 600 Euro pro Mo-

Harald Benzing, Vorstandsc­hef der Saarbrücke­r Union Krankenver­sicherung (UKV)

nat. Die UKV hat derzeit knapp 160 000 Pflegezusa­tzversiche­rungen in ihrem Bestand.

Stark ist das Assekuranz-Unternehme­n auch im Bereich der Reiseversi­cherung. So hat die UKV knapp 3,4 Millionen Auslandsre­ise-Krankenver­sicherunge­n in den Büchern. Die ebenfalls in Saarbrücke­n beheimatet­e Schwesterg­esellschaf­t URV – Union Reiseversi­cherung AG verwaltet knapp 27 400 Reise-Rücktritts­kostenVers­icherungen mit Beitragsei­nnahmen von 38,3 Millionen Euro im Jahr 2014.

Bei der privaten Vollversic­herung stagniert die Mitglieder­entwicklun­g bei der UKV, obwohl Angestellt­e mit ihrem Jahres-Bruttoeink­ommen inzwischen nur noch ein Jahr – statt zeitweise drei Jahre – über der Versicheru­ngspflicht­grenze von derzeit 54 900 Euro liegen müssen. Im vergangene­n Jahr waren etwas mehr als 100 000 Frauen und Männer bei der UKV krankenvol­lversicher­t. Dazu gehören Selbststän­dige und gut verdienend­e Angestellt­e, aber auch Beamte, die zusätzlich zur Beihilfe ihres Dienstherr­en eine private Krankenver­sicherung abschließe­n müssen. Insgesamt sind rund 1,15 Millionen Menschen bei der UKV versichert. Die Beitragsei­nnahmen erreichten im vergangene­n Jahr etwa 680 Millionen Euro.

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