Niedrigzins belastet private Krankenkassen
Chef der Saarbrücker UKV: Mit moderat steigenden Beiträgen muss in den nächsten Jahren gerechnet werden
Die Saarbrücker Union Krankenversicherung (UKV) will zusammen mit Betrieben verstärkt Zusatzversicherungen wie zum Beispiel für Zahnersatz anbieten. Die Firmen sollen dabei einen Teil der Kosten tragen.
Saarbrücken. Die niedrigen Zinsen bereiten den privaten Krankenversicherungen Sorge. Das gilt auch für die in Saarbrücken beheimatete Union Krankenversicherung (UKV), sagt UKVVorstandschef Harald Benzing in einem Gespräch mit unserer Zeitung. Weil die Alterungsrückstellungen für die langjährig Versicherten bei einer längeren Niedrigzins-Phase anders kalkuliert werden müssen, sei in den kommenden Jahren mit steigenden Beiträgen zu rechnen. Wie hoch diese Steigerungen ausfallen, hänge von der künftigen Zinsentwicklung ab. Derzeit könne die UKV mit ihren Geldanlagen noch eine Ver- zinsung von 3,5 bis vier Prozent erreichen. Falls die Beiträge wegen der niedrigen Zinsen steigen müssten, „wird dies aber moderat geschehen“, betont Benzing.
Weiter ausbauen will die UKV den Bereich der betrieblichen Krankenversicherung. Dieses Modell sieht vor, dass der Arbeitgeber die Kosten für einen Teil der Zusatzversicherungen übernimmt. „Eine wachsende Zahl von Unternehmen bietet diese Leistungen an, um ihre Mitarbeiter zu binden oder ihre Attraktivität als Arbeitgeber zu erhöhen“, sagt Benzing. Insgesamt betreut die UKV knapp 893 000 Krankenzusatzversicherungen wie zum Beispiel Zahnzusatz, die Absicherung erhöhter Kosten für Brillen und Kontaktlinsen oder Auslandsreise-Krankenversicherungen.
Ein weiteres Wachstumsfeld der UKV ist der Pflegebereich. „Mit der gesetzlichen Pflegeversicherung lässt sich in der Pflegestufe III höchstens die Hälfte der Kosten abdecken“, erinnert der UKV-Chef. Trotz der Kritik an der geförderten Pflege („Pflege-Bahr“) – bei der Stiftung Warentest hat sie schlecht abgeschnitten – verteidigt Benzing das Modell. Auf einen Eigenbeitrag von zehn Euro im Monat zahlt der Staat fünf Euro drauf. Die Mindestabsicherung in der Pflegestufe III liegt dann bei 600 Euro pro Mo-
Harald Benzing, Vorstandschef der Saarbrücker Union Krankenversicherung (UKV)
nat. Die UKV hat derzeit knapp 160 000 Pflegezusatzversicherungen in ihrem Bestand.
Stark ist das Assekuranz-Unternehmen auch im Bereich der Reiseversicherung. So hat die UKV knapp 3,4 Millionen Auslandsreise-Krankenversicherungen in den Büchern. Die ebenfalls in Saarbrücken beheimatete Schwestergesellschaft URV – Union Reiseversicherung AG verwaltet knapp 27 400 Reise-RücktrittskostenVersicherungen mit Beitragseinnahmen von 38,3 Millionen Euro im Jahr 2014.
Bei der privaten Vollversicherung stagniert die Mitgliederentwicklung bei der UKV, obwohl Angestellte mit ihrem Jahres-Bruttoeinkommen inzwischen nur noch ein Jahr – statt zeitweise drei Jahre – über der Versicherungspflichtgrenze von derzeit 54 900 Euro liegen müssen. Im vergangenen Jahr waren etwas mehr als 100 000 Frauen und Männer bei der UKV krankenvollversichert. Dazu gehören Selbstständige und gut verdienende Angestellte, aber auch Beamte, die zusätzlich zur Beihilfe ihres Dienstherren eine private Krankenversicherung abschließen müssen. Insgesamt sind rund 1,15 Millionen Menschen bei der UKV versichert. Die Beitragseinnahmen erreichten im vergangenen Jahr etwa 680 Millionen Euro.