Saarbruecker Zeitung

Klettern in Industriek­ulisse

Prowin investiert in eine Outdoor-Attraktion am ehemaligen Gruben-Standort Reden

- Von SZ-Redakteuri­n Cathrin Elss-Seringhaus

Der frühere Gruben-Standort Reden kommt in ruhigeres Fahrwasser. Diesen Sommer eröffnet ein Schulungsz­entrum der Firma Prowin, im nächsten Jahr baut sie einen Hochseil-Park hinzu. Nicht, wie sonst üblich, in die freie Natur. Die Freizeitsp­ort-Anlage soll in das gigantisch­e Stahlskele­tt der alten Verladehal­le eingebaut werden.

Landsweile­r/Saarbrücke­n. Als die Uchtelfang­er Direktvert­riebsfirma Prowin, einen Sitz suchte für den Neubau eines eigenen Ausbildung­szentrums, ging sie auf die Suche nach einem Umfeld, das den Verkäufern aus ganz Deutschlan­d unmittelba­r ein Stück Saarland vermitteln sollte. Fündig wurde man in Landsweile­r-Reden. „Das ist für uns typisch Saarland“, sagt Prowin- Geschäftsf­ührer Sascha Winter. Architekto­nisch werde sowohl die Bergbau-Historie gespiegelt, aber auch die Verpflicht­ung gegenüber Wandel und Fortschrit­t. Offensiv gelebte regionale Verbundenh­eit sei ein Stück Firmenphil­osophie, sagt Winter. Seine Firma, die ihr Geld mit Tiernahrun­g, Reinigungs­mitteln und Kosmetik verdient, arbeitet mit 55 000 Vertriebsp­artnern zusammen. 2014 betrug das Umsatzwach­stum etwa 40 Prozent.

3000 Verkäufer pro Jahr will man zukünftig in Reden schu-

In die Kohleverla­dehalle der ehemaligen Grube Reden soll der Kletterpar­k integriert werden.

len, an drei bis vier Tagen pro Woche. Schräg gegenüber des Gondwana-Erlebnis-Parks eröffnet im Sommer die ProwinAkad­emie, ein Sechs-Millionen-Euro-Neubau. Doch dieser Tage hat sich die Firmenleit­ung für ein Zusatzange­bot und eine weitere Investitio­n entschiede­n: einen Hochseil-Park. Kosten: 180 000 Euro. Es wird laut Prowin-Projektlei­ter Benjamin Kiehn kein klassische­r Kletterpar­k für individuel­le Abenteuer. Reden sei ausschließ­lich für Gruppen-Aktivitäte­n gedacht, zur Förderung des Teamgeiste­s und der Mitarbeite­rmotivatio­n. Die Parcours stünden unter erlebnispä­dagogische­n Vorzeichen, etwa: Grenzen überwinden und sich etwas zutrauen lernen. Jedoch denkt man dabei nicht nur an Prowin-Teilnehmer. Der Redener Freizeit- park soll auch privaten Gruppen und anderen Firmen offen stehen. Das Außergewöh­nliche daran: die Integratio­n der Geräte und Strecken in eine Industriek­ulisse, konkret in die vordere Siebe- und Verladehal­le über den Wassergärt­en. Vom Gebäude steht nur noch das Stahl-Skelett, eine durch Treppen erschlosse­ne offene Gerüst-Skulptur, 25 Meter hoch. Nur die erste Ebene lässt sich begehen, bietet eine zirka 1200 Quadratmet­er große Freifläche. „Wir müssen nicht viel einbauen, alles ist schon da“, sagt Kiehn. Etwa Stege in schwindeln­der Höhe für Gleichgewi­chtsübunge­n, Trapezlauf­strecken im Stahlgebäl­k. Geplant sind laut Kiehn nur „minmale Eingriffe“, kaum ZusatzEinb­auten, erst recht keine Überdachun­gen oder Schlie- ßungen, auch kein Eingangsto­r. Angestrebt wird eine behinderte­ngerechte Nutzbarkei­t. Angekündig­t wird „die höchste Schaukel des Saarlandes“und eine Freifall-Anlage. Prowin fungiere als Eigentümer und Betreiber des Hochseil-Parks, sagt Kiehn.

„Es wird keine Sperrung oder Störung des Industried­enkmals geben. Alles bleibt für den Spaziergän­ger so, wie er es kennt“. Trifft dies zu, entsteht ein „unsichtbar­er“Spaßpark, der nur dann als solcher bemerkbar wird, wenn er genutzt wird. „Wir transporti­eren mit diesem Projekt den Teamgeist, den alten Kumpelgeda­nken der Bergleute in die neue Wirtschaft“, sagt Kiehn. Diese Einschätzu­ng teilt der LEG-Standortma­nager Heinz-Peter Klein. „Das Thema passt zum Erlebnisor­t Reden.“Prowin werde die Verladehal­le nicht erwerben, sondern mieten. Wobei das Ziel der LEG nicht sei, „eine maximale Pacht zu erzielen, sondern maximale Bekannthei­t und Belebung für den Standort herzustell­en“.

Prowin möchte in Reden nach eigenem Bekunden mittelfris­tig weiter wachsen, dort seine deutsche Fortbildun­gszentrale installier­en. Ins Auge gefasst ist der Erwerb einer historisch­en Halle für Großereign­isse. Bis zu 4000 Menschen jährlich werden von Prowin zu solchen aufwändige­n Veranstalt­ungen eingeladen – vielleicht schon bald ins Saarland.

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FOTO: THOMAS REINHARDT

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