Klettern in Industriekulisse
Prowin investiert in eine Outdoor-Attraktion am ehemaligen Gruben-Standort Reden
Der frühere Gruben-Standort Reden kommt in ruhigeres Fahrwasser. Diesen Sommer eröffnet ein Schulungszentrum der Firma Prowin, im nächsten Jahr baut sie einen Hochseil-Park hinzu. Nicht, wie sonst üblich, in die freie Natur. Die Freizeitsport-Anlage soll in das gigantische Stahlskelett der alten Verladehalle eingebaut werden.
Landsweiler/Saarbrücken. Als die Uchtelfanger Direktvertriebsfirma Prowin, einen Sitz suchte für den Neubau eines eigenen Ausbildungszentrums, ging sie auf die Suche nach einem Umfeld, das den Verkäufern aus ganz Deutschland unmittelbar ein Stück Saarland vermitteln sollte. Fündig wurde man in Landsweiler-Reden. „Das ist für uns typisch Saarland“, sagt Prowin- Geschäftsführer Sascha Winter. Architektonisch werde sowohl die Bergbau-Historie gespiegelt, aber auch die Verpflichtung gegenüber Wandel und Fortschritt. Offensiv gelebte regionale Verbundenheit sei ein Stück Firmenphilosophie, sagt Winter. Seine Firma, die ihr Geld mit Tiernahrung, Reinigungsmitteln und Kosmetik verdient, arbeitet mit 55 000 Vertriebspartnern zusammen. 2014 betrug das Umsatzwachstum etwa 40 Prozent.
3000 Verkäufer pro Jahr will man zukünftig in Reden schu-
In die Kohleverladehalle der ehemaligen Grube Reden soll der Kletterpark integriert werden.
len, an drei bis vier Tagen pro Woche. Schräg gegenüber des Gondwana-Erlebnis-Parks eröffnet im Sommer die ProwinAkademie, ein Sechs-Millionen-Euro-Neubau. Doch dieser Tage hat sich die Firmenleitung für ein Zusatzangebot und eine weitere Investition entschieden: einen Hochseil-Park. Kosten: 180 000 Euro. Es wird laut Prowin-Projektleiter Benjamin Kiehn kein klassischer Kletterpark für individuelle Abenteuer. Reden sei ausschließlich für Gruppen-Aktivitäten gedacht, zur Förderung des Teamgeistes und der Mitarbeitermotivation. Die Parcours stünden unter erlebnispädagogischen Vorzeichen, etwa: Grenzen überwinden und sich etwas zutrauen lernen. Jedoch denkt man dabei nicht nur an Prowin-Teilnehmer. Der Redener Freizeit- park soll auch privaten Gruppen und anderen Firmen offen stehen. Das Außergewöhnliche daran: die Integration der Geräte und Strecken in eine Industriekulisse, konkret in die vordere Siebe- und Verladehalle über den Wassergärten. Vom Gebäude steht nur noch das Stahl-Skelett, eine durch Treppen erschlossene offene Gerüst-Skulptur, 25 Meter hoch. Nur die erste Ebene lässt sich begehen, bietet eine zirka 1200 Quadratmeter große Freifläche. „Wir müssen nicht viel einbauen, alles ist schon da“, sagt Kiehn. Etwa Stege in schwindelnder Höhe für Gleichgewichtsübungen, Trapezlaufstrecken im Stahlgebälk. Geplant sind laut Kiehn nur „minmale Eingriffe“, kaum ZusatzEinbauten, erst recht keine Überdachungen oder Schlie- ßungen, auch kein Eingangstor. Angestrebt wird eine behindertengerechte Nutzbarkeit. Angekündigt wird „die höchste Schaukel des Saarlandes“und eine Freifall-Anlage. Prowin fungiere als Eigentümer und Betreiber des Hochseil-Parks, sagt Kiehn.
„Es wird keine Sperrung oder Störung des Industriedenkmals geben. Alles bleibt für den Spaziergänger so, wie er es kennt“. Trifft dies zu, entsteht ein „unsichtbarer“Spaßpark, der nur dann als solcher bemerkbar wird, wenn er genutzt wird. „Wir transportieren mit diesem Projekt den Teamgeist, den alten Kumpelgedanken der Bergleute in die neue Wirtschaft“, sagt Kiehn. Diese Einschätzung teilt der LEG-Standortmanager Heinz-Peter Klein. „Das Thema passt zum Erlebnisort Reden.“Prowin werde die Verladehalle nicht erwerben, sondern mieten. Wobei das Ziel der LEG nicht sei, „eine maximale Pacht zu erzielen, sondern maximale Bekanntheit und Belebung für den Standort herzustellen“.
Prowin möchte in Reden nach eigenem Bekunden mittelfristig weiter wachsen, dort seine deutsche Fortbildungszentrale installieren. Ins Auge gefasst ist der Erwerb einer historischen Halle für Großereignisse. Bis zu 4000 Menschen jährlich werden von Prowin zu solchen aufwändigen Veranstaltungen eingeladen – vielleicht schon bald ins Saarland.