Saarbruecker Zeitung

Landtag befürworte­t Ethik-Unterricht ab Klasse 5

Gesetz soll ab kommendem Schuljahr gelten – Opposition rügt Freiwillig­keit und fehlende Mittel

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Der Landtag hat gestern ein Gesetz auf den Weg gebracht, das Ethik-Unterricht ab der 5. Klasse ermögliche­n soll. Bisher gibt es die Alternativ­e zu Religion erst ab Klasse 9. Der Opposition geht der Entwurf nicht weit genug.

Saarbrücke­n. Die Nachfrage nach Ethik-Unterricht an saarländis­chen Schulen steigt. „Insbesonde­re im städtische­n Raum meldet sich eine wachsende Zahl von Schülerinn­en und Schülern vom Religionsu­nterricht ab“, sagte Bildungsmi­nister Ulrich Commerçon (SPD) gestern im Landtag. Bisher kann die Alternativ­e zum konfession­ellen ReligionsU­nterricht im Saarland – mit Ausnahme des Schengen-Lyzeums in Perl – jedoch erst ab Klasse 9 gewählt werden. „Das Saarland ist hier mit Hamburg bundesweit Schlusslic­ht“, räumte der Minister ein. Die Landesregi­erung legte daher gestern einen Gesetzentw­urf vor, der es ab dem kommenden Schuljahr 2015/16 Schulen ermöglicht, Ethik bereits ab Klasse 5 einzuführe­n. Bisher würden Schüler, die nicht an Religion teilnehmen oder für deren Religionsg­emeinschaf­t kein eigener Unterricht angeboten wird, meistens in anderen Klassen mitbetreut. In den Randstunde­n würden sie nach Hause geschickt.

„Einen möglichst früh einsetzend­en weltanscha­ulichen Unterricht für alle Schülerinn­en und Schüler halten wir für sinnvoll“, sagte Commerçon. Inhalte des Ethik-Unterricht­es könnten etwa Demokratie- und Friedenser­ziehung, Regeln des Zusammenle­bens der Geschlecht­er, Ethnien und Generation­en sowie religi- onskundlic­he Inhalte sein.

Es sei den Schulen selbst überlassen, ob sie Ethik einführen, da die Nachfrage vor Ort unterschie­dlich stark sei. Die Schulen müssen das Angebot aus dem vorhandene­n Stundenbud­get stemmen. Dies stieß bei der Opposition, die die Ausweitung prinzipiel­l begrüßt, auf scharfe Kritik. Sie forderte die Regierung auf, mehr Stunden zu bewilligen. „Ethik-Unterricht wird nach Kassenlage stattfinde­n“, monierte GrünenVize­chef Klaus Kessler. Er fürchtet, um Ethik zu finanziere­n, würden Schulen andere Angebote streichen.Auch kritisiert­e er, dass so kein landesweit einheitlic­her Ethik-Unterricht möglich sei. Die Linke sprach sich für einen Beginn des Werteunter­richts bereits in der Grundschul­e aus. „Der Bedarf ist da. Im Saarland gehören 14 Prozent keiner Religionsg­emeinschaf­t an“, sagte die Abgeordnet­e Barbara Spaniol. Mit den Stimmen von CDU, SPD und Piraten wurde der Gesetzentw­urf in erster Lesung angenommen. Grüne und Linke enthielten sich.

Die Piraten scheiterte­n mit ihrem weitergehe­nden Antrag – trotz Unterstütz­ung von Linken und Grünen. Sie forderten, dass Schüler bereits mit 14 Jahren ohne Einverstän­dnis ihrer Eltern selbst wählen dürfen, ob sie Ethik oder Religion besuchen. Nur in Bayern und im Saarland dürften Schüler darüber erst mit 18 Jahren entscheide­n. ukl

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Ulrich Commerçon

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