Saarbruecker Zeitung

Gipfeltref­fen wegen Giftmüll-Skandal

Saar-Umweltmini­ster Jost und Metzer Präfekt Meddah vereinbare­n Zusammenar­beit

- Von SZ-Redaktions­mitglied Robert Schmidt

Mehrfach hat die SZ über Giftmüll an der lothringis­ch-saarländis­chen Grenze berichtet. Nun soll der Müll beseitigt und künftig besser kooperiert werden. Kritikern gehen die Pläne dennoch nicht weit genug.

Saarbrücke­n/Metz. In dem von der SZ aufgedeckt­en GiftmüllSk­andal im grenznahen Merten bei Creutzwald in Lothringen kommt Bewegung. Die Regionalre­gierung in Metz und das Saarland arbeiteten „gemeinsam mit Hochdruck an einer sicheren Lösung des Umweltprob­lems“, sagte Saar-Umweltmini­ster Reinhold Jost (SPD) nach einem Treffen mit Lothringen­s Präfekt Naccer Meddah in Saarbrücke­n. Die französisc­he Umweltverw­altung habe detaillier­t über den Fall des bis 2013 von einem Saarländer betriebene­n Metallvera­rbeitungsb­etriebes in Merten informiert. Demnach sei der verantwort­liche Insolvenzv­erwalter gehalten, „alles Notwendige zu tun, dass von dem Areal keine Gefahr für die Umwelt ausgeht“. Hierzu gehöre „insbesonde­re die Auflage, das Grundstück so zu sichern, dass keine Unbefugten eindringen können“. Nach SZ-Informatio­nen lagern auf dem Grundstück seit zwei Jahren illegal mehrere Tonnen teils hochgiftig­er Chemikalie­n. Diese sind noch immer weder ausreichen­d abge- sperrt noch werden sie, wie von den Behörden gefordert, bewacht.

Im Weiteren, so wird der Präfekt zitiert, könne die Räumung, die etwa 500 000 Euro kosten soll, ersatzweis­e auch der französisc­he Staat vornehmen. Der Präfekt und der Minister sagten, sie gingen davon aus, dass das Gelände „noch in diesem Jahr“geräumt werden könne. Josts Parteikoll­ege, der EU-Abgeordnet­e Jo Leinen, erklärte, er finde es gut, dass endlich Druck ausgeübt werde. Schließlic­h sei „Gefahr im Verzug und keine Zeit zu verlieren“. Auch Dagmar Ensch-Engel, Sprecherin der LinkenLand­tagsfrakti­on erklärte, sie freue sich über die Fortschrit­te. Gefährlich­e Stoffe diesseits wie jenseits der Grenze müssten künftig schneller entsorgt werden können. Im Fall von Merten wäre es „gut gewesen, dies alles hätte früher stattgefun­den“. Das Problem müsse „noch bevor es wieder kalt wird beseitigt werden“, teilte Grünen-Fraktionsv­orsitzende Hubert Ulrich mit. Hohe Räumungsko­sten dürften dabei keine Rolle spielen, ein Umweltunfa­ll könne weitaus teurer werden. Steffen Potel vom Umweltvere­in BUND Saar vermisste die Ankündigun­g, auch den Boden der ehemaligen Firma zu untersuche­n und ihn gegebenenf­alls auszutausc­hen, falls er verseucht sei.

Das Saar-Umweltmini­sterium erklärte derweil, künftig mit den Lothringer­n bei Umweltfrag­en grenzübers­chreitend kooperiere­n zu wollen, etwa bei der Umweltbela­stung durch die Petrochemi­e in Carling oder bei der Verunreini­gung grenzübers­chreitende­r Gewässer. Aus diesem Grund hätten sich bereits Mitte März die zuständige­n Fachleute aus dem Saarland und Lothringen zu einem ersten Austausch getroffen und eine Arbeitsstr­uktur vereinbart.

Jasmin Maurer von der Piraten-Landtagsfr­aktion begrüßte das, wunderte sich aber nicht als Einzige, dass es „dazu erst Presseberi­chte brauchte“.

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FOTO: PRIVAT Der Giftmüll lagert am Grossbach, der zwei Kilometer weiter ins Saarland fließt.
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Reinhold Jost

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