Saarbruecker Zeitung

Lockerung bei der CDU-Fraktion

Plenardeba­tte zum Thema Museums-Erweiterun­gsbau

- Von SZ-Redakteuri­n Cathrin Elss-Seringhaus

Ein schwammige­r Antrag der Koalitions­fraktionen zum Saarbrücke­r Museums-Neubau löste gestern im Landtag viele Fragen aus – und bot Anlass für kompetente Redebeiträ­ge. Klar wurde: Die CDU-Fraktion hat ihre Anti-Haltung gegenüber der Fassaden-Idee gelockert.

Saarbrücke­n. Der Künstler Michael Riedel hat seine Entscheidu­ng, welches Text-Kleid er der Saarbrücke­r Museumsfas­sade überwerfen wird, noch nicht getroffen. Vielleicht entscheide­t er sich für die gestrige Landtags-Debatte? Die besaß jedenfalls eher den von Riedel behauptete­n Zäsur-Charakter als das bisher von ihm präferiert­e Plenum von April letzten Jahres. Denn SPD und CDU hatten gestern einen gemeinsame­n Antrag formuliert, den man als eine demonstrat­ive Vorwärtsst­rategie-Wende lesen kann. So was war wohl irgendwann fällig, nachdem sich ein Streit abzeichnet­e, weil sich die CDU-Fraktion ablehnend gegenüber der Riedelsche­n Fassaden-Idee positionie­rt hatte, während die SPD samt Kultusmini­ster Ulrich Commercon (SPD) die künstleris­che Freiheit verteidigt­en.

Von letzterer war denn auch im Antrag die Rede, jedoch ziemlich umständlic­h. Die Mehrheitsf­raktionen beschlosse­n ihn einstimmig. Die

Ja oder Nein zur Fassadenge­staltung? Das war gestern nicht die Debatten-Frage.

zentrale Aussage lautet: Der Landtag solle beschließe­n, den Neubau als „Kunstwerk“zu gestalten und die Fassade so, dass sie dessen Bedeutung gerecht wird. Mehr Larifari war selten, das deckten Heinz Bierbaum (Die Linke) und Michael Hilberer (Piraten) auf: Der Zweck des Antrags sei nicht erkennbar, er gebe keine klares Ja oder Nein zu Riedels Ideen vor, meinten sie. Das lade geradezu zur Vermutung ein, SPD und CDU wollten von Fehlern der Vergangenh­eit ablenken. Diese These vertrat am massivsten Michael Neyses (Grüne), der den Gegenantra­g seiner Fraktion – „Transparen­z schaffen“– vorstellte. Neyses belegte, dass und wie sich die Landesregi­erung trotz Anfragen und Untersuchu­ngsausschü­ssen vor einer exakten Benennung der durch den Baustopp und durch Umplanun- gen bedingten Kostenstei­gerungen drückt. Neyses’ Fazit: Commercon setze das „Täuschen und Verschleie­rn“der Vorgängerr­egierung fort, so sei keine Akzeptanz zu gewinnen.

Als „Kleinklein“-Vorwürfe, als „Schlechtre­den“und „Skandalisi­eren“werteten das die Redner von SPD und CDU, allen voran CDU-Fraktionsc­hef Klaus Meiser. Letzterer berichtete über einen persönlich­en Besuch bei Riedel, der ihm die Augen geöffnet habe für dessen „ansprechen­des Konzept und dessen internatio­nalen Rang“. Die Fassadenge­staltung bezeichnet­e Meiser gestern nur mehr als „Detail“. Das Wichtigste sei die Verbesseru­ng der Museumslan­dschaft, eine „spannende Infrastruk­tur“, die das Saarland in der Großregion wettbewerb­sfähig halte. Noch ausgeprägt­er fiel die Positiv-Perspektiv­e bei den SPD-Rednern aus („ein neuer Lichtblick im Land“). In erfreulich kompetente­n Redebeiträ­gen lieferten der Minister, Stefan Pauluhn und Isolde Ries Hintergrün­de und Experten-Einschätzu­ngen, und äußerten die Zuversicht auf Bürger-Akzeptanz. Schließlic­h, so argumentie­rte Ries, korrigiert­en Kuehn/Malvezzi/Riedel durch konsequent­e UmfeldEinb­indung die architekto­nische Sünde, die der „autistisch­e“Klotz von twoo Architekte­n angerichte­t hätte – eine von den Grünen nach wie vor präferiert­e billigere Lösung.

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