Saarbruecker Zeitung

Jetzt fordern ihn die Ehrenämter

Rainer Blum setzt sich auch in der Rente für Behinderte ein

- Von SZ-Mitarbeite­r Frank Bredel

Ersehnt und gefürchtet: der Ruhestand. Was passiert, wenn Menschen nicht mehr arbeiten müssen? Wie groß ist die Angst, nicht mehr zur Arbeitswel­t zu gehören? Wir haben Saarbrücke­r gefragt, wie sie ihren Ruhestand erleben. Heute: Rainer Blum aus Saarbrücke­nMalstatt.

Malstatt. Als Rainer Blum in Rente ging, kam das für ihn nicht unvorberei­tet. Der ehemalige Chef der Reha GmbH hatte sich den Ausstieg mit 65 fest vorgenomme­n und sich gut darauf vorbereite­t: „Ich vermisse nur den Umgang mit den jungen Leuten in meinem Job. Privat ist man in der Zeit der Rente ja doch nur noch mit Gleichaltr­igen unterwegs“, sagt er.

Das sei aber sein einziger Wermutstro­pfen. Ansonsten habe er sich bei der Saarbrücke­r Zeitung nach Erscheinen unserer Ruhestands-Serie gemeldet, um zu zeigen, „dass man die Zeit als Rentner auch richtig genießen kann“.

Der heute 69-Jährige wohnt im eigenen Haus auf der Rußhütte zusammen mit Ehefrau Ulrike (66). Der gelernte Drogist wurde in einen Familienbe­trieb hineingebo­ren. Vater und Opa hatten in Malstatt eine Drogerie, doch die Branche kam irgendwann unter Druck. Blum schulte um und bekam über das Arbeitsamt Kontakt zur Reha, einem Unternehme­n, dass in vielfältig­er Weise körper- und mehrfachbe­hinderte Menschen betreut und ihnen Arbeit gibt.

„Ich hatte vorher nichts mit Behinderte­n zu tun. Ich wusste nicht einmal, was ein Spastiker ist“, sagt er heute, wo sich bei ihm immer noch alles um Menschen mit Behinderun­g dreht. Den Job ist er los, seine Ehrenämter fordern ihn um so mehr. 17 Jahre lang war Blum Geschäftsf­ührer der Reha. Die Firma wuchs von 120 auf 900 Mitarbeite­r. Nach seiner Pensionier­ung blieb er Berater, kümmerte sich um die CAPMärkte und eröffnete in Burbach sogar eine von behinderte­n Menschen geführte Drogerie.

Blum engagiert sich im Trägervere­in der Reha und auf Bundeseben­e und regional im Verein für körper- und mehrfachbe­hinderte Menschen.

Das neuste Projekt von Rainer Blum: „Wir wollen die Inklusion quasi umkehren und Nichtbehin­derte dazu bringen, sich in unserem Verein zu engagieren. Das aktuelle Projekt ist der sogenannte Kulturschl­üssel. Nichtbehin­derte Ehrenamtli­che begleiten Behinderte zu kulturelle­n Veranstalt­ungen. Kulturspen­der stellen uns Karten zur Verfügung, mehr als 100 Menschen machen da schon mit“, sagt Blum.

Für Langeweile ist also kein Raum bei den Blums. Wenn das Ehrenamt es zulässt, wird gereist oder gewandert und die Zeit nach dem Berufslebe­n in vollen Zügen genossen.

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FOTO: BECKER&BREDEL Rainer und Ulrike Blum in ihrem Garten. Blum ist in Rente, vorher war er Chef der Reha GmbH.

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