Saarbruecker Zeitung

Wie aus Wacholder Gold wurde

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Wenn das der königlichp­reußische Forstmeist­er Ferdinand Geltz wüsste! Da kommen zwei Saarbrücke­r, lassen in einer Brennerei an der Mosel in Rheinland-Pfalz einen Wacholders­chnaps destillier­en, verfeinern ihn unter anderem mit einem edlen Riesling aus Saarburg (ebenfalls Rheinland-Pfalz) und verkaufen das Ganze als Saarbrücke­r Gin – und zwar unter seinem Namen: Ferdinand.

Der königlich-preußische Forstmeist­er Ferdinand Geltz kann davon nichts wissen – er ist seit 90 Jahren tot. Und vermutlich dreht er sich wegen des nach ihm benannten Saarbrücke­r Gins auch nicht im Grabe um. Denn was da unter seinem Namen verkauft wird, läuft sehr erfolgreic­h – nicht nur Kehlen runter. Bei einer weltweit beachteten Spirituose­n-Prämierung in San Francisco holte der Saarbrücke­r Ferdinand vor eini- gen Tagen Gold. Und das gleich doppelt: Sowohl das Design der Flasche, als auch deren Inhalt wurden von der internatio­nalen Jury vergoldet.

Der königlich-preußische Forstmeist­er Ferdinand Geltz wäre also vermutlich so stolz wie es die Saarbücker GinErfinde­r Tobias Funke und Denis Reinhardt sind. Denn er ist nicht nur Namensgebe­r für den Inhalt der Flaschen mit dem großen F. Er hat auch das Weingut der Familie Zilliken begründet, ohne deren Riesling aus „Schiefer-Steillagen der großen Lage Saarburger Rausch“der Saarbrücke­r Gin nicht so erfolgreic­h wäre.

Der Grundstoff, der Wacholderb­rand nämlich, kommt aus der Brennerei von Andreas Vallendar, der bereits internatio­nal durch einen Whisky auf sich aufmerksam gemacht hat. „Threeland Whisky“nennt sich der Stoff, den er im Dreiländer­eck zwischen Deutschlan­d, Luxemburg und Frankreich brennt.

Was den Saarbrücke­r Gin angeht, verraten Reinhardt und Funke: „Neben der Basis Wacholder sind weitere regionale Zutaten wie Schlehe, Hagebutte, Angelika, Hopfenblüt­e und Weinrose ebenfalls wichtige Bestandtei­le. Exotische Botanicals wie Mandelscha­le, Koriander, Zimt und Ingwer komplettie­ren den Gin.“Auch mit Quitten wird verfeinert.

Mit dem Saarbrücke­r Erfolg in San Francisco setzt sich ein Trend fort: Gin ist längst keine Domäne der Engländer mehr, Whisky längst keine Sache, von der nur Schotten und Iren etwas verstehen. Die Spirituose­n-Welt ist aus den Fugen. Und der königlich-preußische Forstmeist­er Ferdinand Geltz ruht in Frieden.

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FOTO: CAPULET & MONTAGUE Denis Reinhardt, links, und Andreas Vallendar bei der Ernte von Quitten hinter der Brennerei an der Mosel.
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