Maria im Rosengarten
Ein Kleinod: Die Kirche auf dem Michelsberg in Wemmetsweiler
Am 6. September 1936 weihte Pastor Bernardi auf dem Wemmetsweiler Michelsberg eine kleine Kirche ein: Sie wurde „Maria, der immerwährenden Hilfe“als Kriegergedächtniskapelle gewidmet.
Wemmetsweiler. Als Maria in guter Hoffnung auf dem Weg zu ihrer Base Elisabeth durch einen abgestorbenen Dornenwald ging, trug dieser wieder Blätter und Rosen. Die Assoziation zu diesem Kirchenlied drängt sich dem Besucher auf, der im Wemmetsweiler Rosengarten auf dem Michelsberg die Kriegergedächtniskapelle „Maria Hilf“betritt. „Maria Hilf“ist jedoch weniger eine Kapelle denn ein kleines Kirchlein mit einem hübschen Glockenturm. Dieser Turm beherbergt eine von der Grube Itzenplitz angekaufte Glocke mit der Inschrift: „Schacht 1870 Itzenplitz“. Die Firma Georg Hamm aus Kaiserslautern hat die Glocke 1870 gegossen.
Allein die bewundernswerten Kirchenfenster des heute in Spiesen lebenden Künstlers Ferdinand Selgrad sorgen für ehrfürchtiges Staunen. Leider empfanden Anfang der 1980er Jahre irgendwelche Vandalen nicht so wie der Kirchenbesucher und zerstörten Teile dieser Kunstwerke, die Selgrad 1956 geschaffen hatte. In seinem viel beachteten Buch „Kapellen im Saarland“schreibt Dr. Benno König dazu: „Die 1956 von dem Glasmaler Ferdinand Selgrad aus Spiesen erstellten Antikglasfenster zeigten Motive aus der Marienlegende. Durch Vandalismus waren die meisten Fenster beschädigte und wurden 1981 durch die Firma Kaschenbach aus Trier repariert, allerdings wurden die zerstörten Motive nicht erneuert, sondern es wurden an fünf der sieben Fenster in der unteren Hälfte einfache Ornamente eingesetzt.“Auch die Wemmetsweiler Firma Ohlmann half bei der Restaurierung der Bilder.
Rühriger Kapellenverein Das war allerdings nicht der einzige Schicksalsschlag, den die Kirche erlitten hat. Die Begeisterung, mit der Wemmetsweiler Bürgerinnen und Bürger 1933 die Idee von Friedrich Licht aufnahmen, im Rosengarten eine Kriegergedächtniskapelle zu errichten, ebbte gegen Anfang des 21. Jahrhunderts etwas ab, um aber um 2009 wieder aufzuflammen. Ein Kapellenverein wurde gegründet, der inzwischen unter Führung der Vorsitzenden Monika Reifer die kleine Kirche in neuem Glanz erstrahlen lässt. Auf die gelungene Renovierung weisen bereits zwei holzgeschnitzte Figuren in zwei Nischen am Eingang des Kirchleins hin, die hl. Barbara und der hl. Josef. Sie prangen in neuen Farben, renoviert von der Firma Hell in Wemmetsweiler. Eine Stiftung der Zivilgemeinde. Außen wie innen ist die Kirche frisch gestrichen und auch im an Kunstwerken reichen Innern tipptopp.
Die Vorsitzende des Kapellenvereins, Monika Riefer bemerkt, dass der Zustand der Kapelle Besorgnis
Der hl. Josef.
erregend gewesen sei. „Wenn der Verein nicht gewesen wäre, wäre die Kapelle heute nicht mehr“, sagt sie. Heute würden auch die evangelischen Mitchristen die Kapelle für ihre Gottesdienste nutzen, so lange ihre Kirche renoviert werde.
Der Blick des Besuchers verharrt am Hauptaltar, den der Holz- und Steinbildhauer Ernst Hoffmann aus Sulzbach 1936 gestaltet hat (Dr. Benno König). Ein Triptychon, in dessen Mitte die berühmte kretische Ikone der „Immerwährenden Hilfe“nachempfunden ist, ziert den Zelebrationstisch. Eines Familie Hans Hausen aus Saarlouis hat dieses Bild gestiftet. Rechts im dreiteiligen Bild ist eine Szene mit trauernden Menschen (Frau mit Kindern und ein altes Ehepaar) gemalt, links werden Soldaten, die einen verwundeten und einen sterbenden Kameraden versorgen, gezeigt. Die Daten 1914/1918 verweisen auf den Ersten Weltkrieg. Die Predella, in die der Tabernakel mit dem Aufdruck „Maria Hilf“eingearbeitet ist, enthält keine Ornamente. Die Apsis ist dreiseitig und schließt „den Kirchensaal, der 6,02 Meter breit, 8,23 Meter lang und 4,95 Meter hoch“ist (Benno König) ab.
Inzwischen wurde, gemäß dem Vatikanischen Konzil, ein „Klappaltar von Pastor Albert Dörrenbecher passgenau“geschaffen. Er werde bei Gottesdiensten zwischen Kommunionbank und ehemaligem Hauptaltar aufgebaut, damit der Priester die Messe mit dem Gesicht zum Volk lesen könne, so betonte Monika Riefer. Sowohl ein Ambo, als auch eine Buchstütze, eingebaut in die Kommunionbank lassen Vorlesungen und Evangeliumvortrag zu. Unauffällig steht rechter Hand unweit des Altares eine kleine Statue des hl. Aloisius.
Etwa in der Hälfte des Kirchensaales beeindrucken zur linken Seite ein prächtiges Missionskreuz als Hinweis auf Missionen Anfang der Jahre 1901, 1911, 1919 und 1930. Rechts dominiert die von einem Madrider Künstler geschaffene „Fatima-Madonna“mit ihren Symbolen. Links vom Eingang findet der Besucher auch eine Arbeit des einheimischen Künstlers Adolf Kemme, die Nachempfindung der Stalingradmadonna, die 1942 im Kessel von Stalingrad geschnitzt wurde. Diese Arbeit dient als Hinweis auf die gefallenen Mitbürger im Zweiten Weltkrieg. Zum Inventar der Kirche gehört auch ein Kreuzweg, gestiftet von einer Familie Uhl aus Heiligenwald. Es sind Siebdrucke des Verlages der Gebrüder Schenk nach 1936, mit Kerbschnitzarbeiten eingerahmt.
Die „Maria Hilf“-Kapelle im Wemmetsweiler Rosengarten ist eine Insel der Stille, ein Hort des Rückzuges und der Meditation, ein Kleinod in einer hektischen Zeit. Dem Kapellenverein ist viel zu danken für die Erhaltung dieser Kirche.
Auf der Seite „Momente“stellt die Saarbrücker Zeitung im Wechsel Kirchen in der Region und Lebenswege Verstorbener vor.