Mitarbeiter kritisieren Bedingungen bei Adler
Ärger über neues Provisionssystem und Betriebsklima
Mehrere Mitarbeiter haben sich gegenüber unserer Zeitung über die Arbeitsbedingungen beim WerbegeschenkeVertrieb Adler beklagt. Der Arbeitgeber weist die Vorwürfe allerdings zurück.
Saarbrücken. Die Kritik an den Arbeitsbedingungen beim Werbegeschenke-Vertrieb Adler in Saarbrücken reißt nicht ab. Mehrere Mitarbeiter haben sich gegenüber unserer Zeitung über das Betriebsklima sowie die neuen Vergütungsregelungen beklagt.
Im Fokus steht ein neues Vergütungssystem, das Anfang des Jahres eingeführt wurde. Die Mitarbeiter beklagen, dass seitdem ihre Vergütung deutlich gesunken sei. So gibt ein Adler-Mitarbeiter an, dass er zwischen Januar und Juli 2014 knapp über 12 000 Euro verdient habe, in diesem Jahr seien es bei vergleichbarem Umsatz 2000 Euro weniger. Eine andere Mitarbeiterin sagt, 2014 noch 400 Euro pro Monat Provision bekommen zu haben, in diesem Jahr bei 30 Prozent weniger Umsatz nur noch 146 Euro. „Das steht in keinem Verhältnis“, sagt sie. Auch könnten die Mitarbeiter nicht mehr nachvollziehen, wie viel Provision ein Auftrag bringt: „Früher wurde der Provisionsertrag sofort angezeigt, jetzt nicht mehr“, sagt sie. Dadurch würden nachträglichen Manipulationen Tür und Tor geöffnet. Auch gebe es mittlerweile Gewichtungen, die die Provisionserträge in guten Monaten sinken lassen.
Doch nicht nur die Bezahlung stößt den Mitarbeitern übel auf. Sie beklagen sich auch über ein Führungsklima, das vor allem auf Druck basiere: So würden Mitarbeiter bei nicht unternehmensgerechtem Verhalten, wie beispielsweise Kritik an der Unternehmensführung in Abteilungen mit geringeren Provisionen strafversetzt. Unternehmenskritische Mitarbeiter würden, so heißt es, in Einzelgesprächen mit ihren Vorgesetzten unter Druck gesetzt. „Nur wer zusagt, seinen Mund zu halten, kann wieder auf höhere Bonuszahlungen hoffen“, sagt eine Mitarbeiterin.
Auch werfen die Mitarbeiter dem Unternehmen Unterzahlung bei den Entlohnungen vor. Trotz der Zusage, die fehlenden Beträge nachzureichen, sei dies auch nach Wochen nicht erfolgt.
Die Adler- Geschäftsführung weist diese Vorwürfe zurück: „Adler duldet kein Mobbing“, schreibt die Geschäftsführung. Das würde dem Selbstverständnis des Unternehmens widersprechen. Auch die rückläufigen Vergütungen kann das Unternehmen nicht nachvollziehen: Das Vergütungssystem sei zum 1. Januar angepasst worden und der gesetzliche Mindestlohn umgesetzt. Dabei sei die variable Vergütung verbessert worden: „Seit Jahresbeginn sehen wir Einkommenszuwächse von durchschnittlich 16 Prozent im Vergleich zum Vorjahr“, heißt es von Unternehmensseite. Zu den übrigen Vorwürfen könne das Unternehmen nicht Stellung nehmen, da es „die Aussagen nicht im Einzelnen“kenne.
Die Gewerkschaft Verdi beklagt bereits seit Monaten die Bezahlung und die Arbeitsbedingungen bei Adler: „Dass sich Leistung bei Adler lohnt, ist ein Witz“, sagt Steffi Recknagel von Verdi. Tatsächlich hat Adler im Jahr 2013 – neuere Zahlen liegen noch nicht vor – für Personalkosten 15,8 Millionen Euro ausgegeben. Bei 549 Mitarbeitern, in denen auch Management und mittlere Führungsebene enthalten sind, sind das im Jahr durchschnittlich 24 000 Euro pro Mitarbeiter, inklusive der Arbeitgeberbeiträge. Gleichzeitig ist Adler ein hoch profitables Unternehmen: Für 2013 weist Adler einen Jahresüberschuss von 3,32 Millionen Euro aus. Damit erzielt das Unternehmen eine Umsatzrendite von über elf Prozent. Verdi versucht seit über einem Jahr, einen Betriebsrat bei Adler zu installieren. Die Vorstöße, einen Wahlvorstand für den Betriebsrat durch das Arbeitsgericht einsetzen zu lassen, scheiterten bisher laut Verdi immer wegen Terminproblemen bei Adler. Für November ist eine weitere Verhandlung angesetzt.
„Dass sich Leistung bei Adler lohnt, ist ein Witz.“
Steffi Recknagel, Gewerkschaft Verdi