Winzling im Helden-Genre
Neu im Kino: „Ant-Man“von Peyton Reed – Willkommene Abwechslung der Marvel-Studios mit Miniatur-Held
Mit ihrem unaufhörlichen Strom an Comic-Verfilmungen haben sich die MarvelStudios während der letzten Jahre stets in neue Superlativen hineingesteigert. Immer finsterer wurden die Bösewichte, stärker die Helden, bombastischer die Effekte, fetter die Gewinne. In seiner neuen Produktion „AntMan“schaltet der Konzern nun ein paar Gänge runter und führt einen neuen Helden ins Marvel-Kino-Universum ein.
Nach fünf Jahren Knast willigt der Kleinganove Scott Lang (Paul Rudd) nur widerwillig ein, als der Wissenschaftler Dr. Hank Pym (Michael Douglas) ihn als Einbrecher und womöglich Weltenretter anwerben will. Pym hat eine Technik entwickelt, mit der ein Mensch auf Ameisengröße geschrumpft werden kann. Nun sind seine Forschungen in die falschen Hände geraten und der smarte Unternehmer Darren Cross (Corey Stoll) will das Verfahren an die Organisation „Hydra“verkaufen, deren finstere Machenschaften Eingeweihten unter anderem aus „Captain America“geläufig sind.
In seiner Bescheidenheit ist Scott Lang ein Seelenverwandter von Peter Parker und tatsächlich atmet Peyton Reeds „Ant-Man“jene jugendliche Frische, die auch Sam Raimis erste „SpiderMan“-Verfilmung auszeichnete.
Dreh- und Angelpunkt sind hier natürlich der Michael Douglas als Wissenschaftler, der einen Kleinganoven in einen Helden verwandelt. Wechsel zwischen Ameisenund Menschenperspektive. Aber es sind weniger die aufwendigen Flugsequenzen des Miniaturmannes, die den hohen Spaßfaktor des Filmes bestimmen, sondern der selbstironische Humor, mit dem „Ant-Man“im Winzlingsformat das Superhelden- Genre auf den Arm nimmt. Das Finale etwa wird auf dem Gelände einer Modelleisenbahn ausgetragen. Mit spielerischer Detailfreude werden hier die Möglichkeiten der Parallelwahrnehmung ausgelotet. Dazu passt die augenzwinkernde und tiefenentspannte Performance von Paul Rudd, der zu den sympathischsten Typen im Hollywood-Zirkus gehört. Sein Ant-Man zeigt, dass Heldentaten auch im Kleinen und ohne großes Machogehabe vollbracht werden können – und das ist in einem Genre, das bisher hemmungslos die Allmachtsfantasien seiner Zielgruppe bedient hat, doch einmal eine willkommene Abwechslung. USA 2015, 117 Min.; Regie: Peyton Reed; Buch: Edgar Wright, Joe Cornish, Adam McKay, Paul Rudd; Darsteller: Paul Rudd, Evangeline Lilly, Corey Stoll.