Saarbruecker Zeitung

Nehmt das, Bleichgesi­chter!

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Wie SZ-Redakteur Martin Rolshausen den Apachen im Kampf gegen den weißen Mann half.

Als Winnetou, der Häuptling der Apachen, starb, hatte ich Tränen in den Augen. Und auch wenn das jetzt schon 40 Jahre her ist, unterbrach ich meine Arbeit sofort, als ich gestern die Nachricht bekam, dass Winnetous Erben Stress mit dem weißen Mann haben und ich ihnen helfen kann. „Die US-Regierung will einem riesigen internatio­nalen Bergbauunt­ernehmen erlauben, ein prachtvoll­es Waldstück zu zerstören, das dem Apachen-Volk heilig ist“, teilten Umweltschü­tzer in einer E-Mail mit. Die Botschaft der elektronis­chen Post: „Die Apachen brauchen unsere Hilfe.“

Ich dachte nach: Was hätte Old Shatterhan­d getan? Alles, was mir dazu einfiel, klang nicht gut. Bei aller aus der Kindheit mitgeschle­ppten Freundscha­ft zu den Apachen: Ich war nie gut im Anschleich­en. Auf dem Bauch durch die Gegend zu robben sieht blöd aus, macht die Kleider schmutzig und kaputt. Ähnliches gilt für Schusswech­sel. Darauf, bei so einer Hilfsaktio­n dumm am Marterpfah­l rumzustehe­n, bis ich dann selbst gerettet werde, kann ich mir auch sparen. Außerdem wäre ich dann womöglich zum Abendessen noch nicht zu Hause gewesen. Und womöglich kommt auch noch ein Indianer auf die Idee, mich mit dem Messer zu ritzen – Blutsbrüde­r und so.

Zum Glück hat sich technisch einiges getan seit meiner Kindheit. Den Apachen helfen geht heute so: Im Internet den Namen unter ein bereits nett formuliert­es Protestsch­reiben setzen, auf eine Taste drücken – fertig. Oder wie der Indianer sagt: Hugh!

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