Saarbruecker Zeitung

Rechnungsh­of: Bund muss Saarland helfen

Präsident Schmitt fordert von Berlin Solidaritä­t wie bei Griechenla­nd

- Von SZ-Redakteur Daniel Kirch

Der Rechnungsh­of sieht die große Koalition im Saarland auf dem richtigen Weg. Nur Sparen reiche aber nicht aus: Der Bund müsse sich solidarisc­h mit dem Saarland zeigen – wie bei den Griechen.

Saarbrücke­n. Nach den Hilfen der Bundesrepu­blik für EUSchulden­staaten wie Griechenla­nd ist nach Ansicht des Rechnungsh­ofes jetzt das Saarland an der Reihe. Der Präsident der Kontrollbe­hörde, Klaus Schmitt, sagte gestern bei der Vorstellun­g des Jahresberi­chts in Saarbrücke­n, Deutschlan­d praktizier­e mit milliarden­schweren Hilfen große Solidaritä­t mit Griechenla­nd und trage hohe finanziell­e Risiken. Diese Solidaritä­t müsse jetzt „umso mehr auch im innerdeuts­chen Verhältnis gelten“und dem Saarland zugutekomm­en, verlangte Schmitt.

Das Saarland könne einen Haushalt ohne neue Schulden ab 2020 nur dann erreichen, wenn die eigenen Sparanstre­ngungen durch „maßgeblich­e“Hilfen ergänzt würden. Ansonsten bestehe die Gefahr, dass das Saarland seine staatliche­n Aufgaben künftig nicht mehr in vergleichb­arem Maße wie die anderen Bundesländ­er wahr- nehmen könne. Finanzmini­ster Stephan Toscani (CDU) erklärte, damit stärke der Rechnungsh­of der Landesregi­erung in den laufenden Verhandlun­gen zur Neuordnung der Bund-LänderFina­nzbeziehun­gen den Rücken. Linken-Fraktionsc­hef Oskar Lafontaine interpreti­erte Schmitts Aussagen hingegen als „deutliche Warnung, nicht so weiter zu wursteln wie bisher“.

Schmitt sagte, die Form der Unterstütz­ung sei zweitrangi­g, es komme auf die Höhe an. Auf einen jährlichen Hilfebetra­g wollte er sich nicht festlegen lassen. Man könne sich jedoch an den Zinslasten (knapp 500 Millionen Euro) und einem zusätzlich­en Betrag zur Tilgung orientiere­n. Die Zinslasten bezeichnet­e Schmitt wegen eines möglichen Anstiegs des Zinsniveau­s als „tickende Zeitbombe“für den Landeshaus­halt.

Er forderte die Landesregi­erung auf, ihren Sparkurs „konsequent“fortzusetz­en. Eine verlässlic­he Aussage, wie das Land ab 2020 die Schuldenbr­emse einhalten will, sei derzeit aber nicht möglich; es fehle ein Finanzplan bis 2020. Mit ihrer „beharrlich­en Verweigeru­ngshaltung“nehme die Landesregi­erung eine „Außenseite­rposition“im Kreis der Konsolidie­rungs-Länder ein, so Schmitt.

 ??  ?? Klaus Schmitt
Klaus Schmitt

Newspapers in German

Newspapers from Germany