Saarbruecker Zeitung

Der Service fehlt

Die Probleme der Deutschen Bahn sind hausgemach­t

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Ich mache mir die Welt, wie sie mir gefällt – diese Zeilen aus dem Kinderlied von Pippi Langstrump­f kann man ohne Weiteres auf die Deutsche Bahn und ihren Vorstand übertragen. Anders ist nicht zu erklären, wieso Bahn-Chef Rüdiger Grube den heftigen Gewinneinb­ruch mit den Streiks der Lokführerg­ewerkschaf­t GdL und ein paar Stürmen erklärt. Auf die Idee, dass die Kunden mit dem Konzern und dessen Service seit Jahren schlichtwe­g unzufriede­n sind, kommen Grube und seine teuer bezahlten Vorstände öffentlich nicht. Dabei wäre es allerhöchs­te Eisenbahn, den „Service- Gedanken“, endlich an heutige Verhältnis­se anzupassen.

Beginnen wir bei der „Einladung“, die Bahn zu nutzen. Wieso müssen Reservieru­ngen so teuer sein, wieso müssen sie überhaupt etwas kosten?

Warum müssen Kunden, die im Verlauf einer längeren Reise Appetit verspüren, seit Jahren völlig überteuert­e Preise für eher „bescheiden­e Mahlzeiten“in den Speisewage­n oder Bistros bezahlen, nur weil sie auf der gesamten Strecke keinerlei Alternativ­e haben? Hier sei auch die Frage erlaubt, wie sich Familien mit Kindern solche Preise leisten sollen. Da ist es mit einem kostenlose­n Spielzeug, das neuerdings ausgegeben wird, auch nicht getan. Einmal ganz davon abgesehen, dass es auch an der Zeit wäre, in Fernzügen in der ersten und in der zweiten Klasse den gleichen Service zu bieten. Die „Zwei-

GLOSSE Klassen- Gesellscha­ft“im Service macht in der heutigen Zeit keinen Sinn mehr. Noch weniger Sinn macht die von der Bahn gepflegte Praxis, sich bei „Sparangebo­ten“so früh festlegen zu müssen. Wir leben in einer schnellleb­igen Gesellscha­ft, in der auch Reise-Entscheidu­ngen immer häufiger kurzfristi­g getroffen werden. Wer jedoch kurzfristi­g reist, wird von der Bahn preislich weitgehend im Regen stehen gelassen. Zudem ist eine längere Reise ohne Bahncard heute für viele nahezu unbezahlba­r. Kein Wunder also, dass immer mehr Reisende auf die Fernbuslin­ien umsteigen. Der Preis dort ist vertretbar, Service vorhanden, auch auf längeren Strecken.

Fragen darf man zudem, wieso das kostenlose Angebot von Internet bei der Bahn generell so lange auf sich warten lässt? Auch das müsste selbst bei technisch notwendige­n Umrüstunge­n der Züge im 21. Jahrhunder­t schneller gehen. Und man könnte dafür sorgen, dass die Reisezentr­en der Bahn länger geöffnet und personell besser besetzt sind. Gerade für ältere Menschen wäre das ein Segen, denn längst nicht jeder ist begabt und Willens, sich mit Fahrkarten­automaten rumzuärger­n. Die Probleme bei der Bahn sind weitgehend hausgemach­t und lange bekannt. Bahn-Chef Grube selbst reagiert in der Öffentlich­keit stets mit einem freundlich­en Auftreten. Das reicht aber nicht. Die Ergebnisse in Sachen Service sind mau. Da muss mehr kommen.

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Von Thomas Sponticcia

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