Saarbruecker Zeitung

Obama mahnt Afrikas Präsidente­n

Staatschef­s sollen sich an vorgegeben­e Amtszeiten halten und Korruption bekämpfen

- Von dpa-Mitarbeite­rin Carola Frentzen

Noch nie hat ein US-Präsident eine Rede vor der Afrikanisc­hen Union gehalten. Barack Obamas Ansprache gestern war ein schwierige­r Drahtseila­kt zwischen Lob und Kritik.

Addis Abeba. US-Präsident Barack Obama hat die Präsidente­n Afrikas aufgerufen, die in ihren Länder-Verfassung­en vorgegeben­en Amtszeiten zu achten. Niemand sollte auf Lebenszeit Staatschef sein, sagte Obama im Hauptsitz der Afrikanisc­hen Union (AU) in der äthiopisch­en Hauptstadt Addis Abeba. „Ich liebe meine Arbeit, aber laut unserer Verfassung kann ich eben nächstes Jahr nicht nochmal antreten.“Niemand stehe über dem Gesetz, nicht einmal ein Präsident. Obama rief vor den AU-Vertretern zugleich zu demokratis­chen Fortschrit­ten, zur Bekämpfung von Korruption und der Schaffung von Arbeitsplä­tzen für Jugendlich­e auf.

Es war das erste Mal in der mehr als 50-jährigen AU- Geschichte, dass ein US-Präsident vor der Staatengem­einschaft eine Ansprache hielt. Diese galt als einer der Höhepunkte und zugleich als Schlusspun­kt der viertägige­n Reise Obamas nach Kenia und Äthiopien.

Im ostafrikan­ischen Burundi hatte sich zuletzt Pierre Nkurunziza über die Verfassung des Landes hinweggese­tzt. Er entschied vergangene Woche eine umstritten­e Präsidente­nwahl mit riesigem Vorsprung für sich und will eine dritte Amtszeit antreten – obwohl die Verfassung nur zwei vorsieht.

„In einer Demokratie geht es nicht nur darum, formal Wahlen abzuhalten“, sagte Obama. Es gehe darum, dass Wahlen fair und frei verliefen und dass Journalist­en und Bürgern Meinungsfr­eiheit zugestande­n werde. Diese Rechte würden aber Millionen von Afrikanern bis heute verweigert. Der USPräsiden­t sprach auch klare Worte zum Thema Korruption. „Hier in Afrika verlieren die Länder Milliarden Euro durch Korruption – Geld, das für die Schaffung von Arbeitsplä­tzen und für den Bau von Kranken- häusern und Schulen verwendet werden könnte.“

Die wichtigste Aufgabe der Regierunge­n sei es aber, der nächsten Generation Chancen auf ein besseres Leben zu bieten – und nicht nur denen, die ohnehin schon reich seien. „Das wird ein enormes Unterfange­n“, sagte Obama. Auf dem Kontinent müssten Millionen mehr Jobs geschaffen werden. „Die Zeit spielt dabei eine wesentlich­e Rolle – und die Entscheidu­ngen, die heute getroffen werden, werden die Zukunft Afrikas für Jahrzehnte formen.“Die USA wollten Afrika bei den künftigen Bemühun- gen als gleichwert­iger Partner zur Seite stehen.

Obama würdigte auch die riesigen Fortschrit­te, die in manchen Staaten bereits gemacht worden seien. „Ich denke, dass Afrikas Aufschwung wichtig für die ganze Welt ist“, sagte er. Die Stimmen von einer Milliarde Afrikanern müssten gehört werden. Er rief dazu auf, die bisherige Einstellun­g zu Afrika zu überdenken. Es sei Zeit, dem Kontinent nicht nur mit Geld zu helfen, sondern mit Kooperatio­n, Expertise und Handel. Die Menschen in Afrika wollten keine Gönner mehr, sondern echte Partner.

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FOTO: AFP Äthiopiens Premier Hailemaria­m Desalegn begrüßt Barack Obama bei der Afrikanisc­hen Union.

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