Kein Mann großer Worte
Das Nordlicht Hinnerk Schönemann macht vor allem in Krimireihen auf sich aufmerksam
Rote Teppiche sind für Hinnerk Schönemann ein Graus. Lieber als Blitzlichtgewitter sind ihm Sonnenuntergänge vor seinem Haus am See. Heute ist er als Dorfpolizist in „Mörderische Erpressung“auf 3sat zu sehen.
Plau am See. Hinnerk Schönemann ist kein Mann großer Worte. Smalltalks ermüden ihn, wie er in einem Interview verriet. Auch vor der Kamera spricht er gerne in Dreiviertelsätzen, etwa in seiner Erfolgsrolle als leicht prolliger Kommissar an der Seite von Mariele Millowitsch in den „Marie Brand“-Filmen im ZDF.
Vielleicht ist es seinem ruhigen Wesen geschuldet, dass er seine berufliche Zukunft zunächst in der Gesellschaft von Koi-Karpfen und Schildkröten – auch nicht unbedingt als temperamentvoll verschrien – sah. Einen eigenen Zooladen zu besitzen, hätte sich der gebürtige Rostocker gut vorstellen können. Stattdessen landete Schönemann bei der Schauspielerei. Nach Engagements am Theater wechselt er ins Filmgeschäft. In den ersten Jahren seiner Karriere schien der heute 40-Jährige vor allem auf Nebenrollen abonniert zu sein. Im Gedächtnis geblieben ist die Szene aus „Das Leben der Anderen“, in der er als Stasi-Mitarbeiter einen Honecker-Witz erzählt und straf- Hinnerk Schönemann spielt in „Mörderische Erpressung“den Dorfpolizisten Klaus Burck, den der Mord an der leichtlebigen Tänzerin Nina aus seinem Alltagstrott reißt.
versetzt wird. Als schießwütiger Gesetzeshüter durfte er sich in der Pro 7- Serie „Dr. Psycho“austoben.
Wie gut ihm Polizeiuniformen stehen, bewies Schönemann auch in seiner ersten Hauptrolle in „Mörderische Erpressung“. Mehrmals wurde er für bedeutende Auszeichnungen nominiert: Für seine Nebenrollen in „Kroko“und „Emmas Glück“war er Anwärter für den Deutschen Filmpreis. Seine Leistung in „Der Boxer und die Friseuse“bescherte ihm eine
Nominierung für den Deutschen Fernsehpreis. Und für „Mörder auf Amrun“gab’s den Grimmepreis. So verwundert es nicht, dass auch Hollywood schon bei Schönemann angeklopft hat. Zwar gab er Quentin Tarantino für „Inglourious Basterds“2009 einen Korb, zwei Jahre später aber stand der Blondschopf für Spielbergs „Gefährten“vor der Kamera.
Bisher blieb Schönemann seiner Heimat jedoch treu und zeigt lieber in verschiedenen Krimikomödien- Reihen, wie
unterhaltsam Ermittlungen im deutschen TV sein können. Mit kantigem Charisma hauchte er etwa dem Schnüffler Finn Zehender in „Mörderisches Wespennest“und nachfolgenden Fällen Leben ein. Sein jüngster Krimi-Charakter hat vieles mit dem tierlieben Nordlicht gemein. In „Nord bei Nordwest“spielt Schönemann den Veterinär Hauke Jacobs. Der zweite Tierarzt-Fall an der Küste ist bereits abgedreht.