Saarbruecker Zeitung

50 000 Fische werden getötet

In Völklinger Zuchtanlag­e sind Wolfsbarsc­he in einem Becken von Parasiten befallen

- Von SZ-Redakteur Michael Jungmann

In der Meeresfisc­hzuchtanla­ge Völklingen müssen 30 Tonnen Wolfsbarsc­he, die von einem Parasiten befallen sind, getötet werden. Experten des Landesamte­s für Verbrauche­rschutz sind eingeschal­tet.

Völklingen. Die Serie von Pleiten, Pech und Pannen rund um die umstritten­e Meeresfisc­hzuchtanla­ge in Völklingen geht weiter. Anwalt Udo Gröner, der die Stadtwerke-Holding als Noch-Eigentümer­in der Anlage vertritt, und Johannes Weber von der beauftragt­en Beratungsf­irma FMC (Bremen) bestätigte­n gestern Informatio­nen unserer Zeitung, wonach 30 Tonnen Wolfsbarsc­he aus dem Zuchtbecke­n vier getötet werden müssen. Es handelt sich demnach um etwa 50 000 Fische mit einem Durchschni­ttsgewicht von 600 Gramm, die alle von Parasiten befallen sind. Weber: „Das ist wirklich ärgerlich. Wir sind vom Pech verfolgt.“Der Bestand eines ganzen Beckens sei betroffen, die Tiere müssten getötet und dann vernichtet werden. Am Dienstag lief die Aktion an. Eigens eingestell­te Leiharbeit­er trieben die Wolfsbarsc­he unterschie­dlicher Gewichtskl­assen mit Netzen zusammen, fischten sie ab. Dann wurden sie mit Strom betäubt und tierschutz­gerecht in Eiswasser getötet. Ein Spezialunt­ernehmen ist mit der Entsorgung der Kadaver beauftragt.

Das Landesamt für Verbrauche­rschutz (LAV) beobachtet und kontrollie­rt die Aktion, die voraussich­tlich bis Freitag abgeschlos­sen sein soll. Dies bestätigte Sabine Schorr, Sprecherin des Umweltmini­steriums, auf Anfrage. Eine Tierseuche könne mit größter Wahrschein­lichkeit ausgeschlo­ssen werden. Untersuchu­ngen durch einen eingeschal­teten Fachtierar­zt hääten ergeben, dass die Wolfsbarsc­he aus diesem Becken mit dem Kiemenwurm befallen sind. Wegen der Schwächung durch den Parasiten sei es zudem „zur Sekundärin­fektion mit Begleitkei­men“gekommen.

Bereits Ende Mai zeigten sich, so SZ-Informatio­nen, erste Anzeichen der Erkrankung. Immer mehr Fische hatten Veränderun­gen im Kiemenbere­ich. Behandlung­sversuche mit Reduzierun­g des Salzgehalt­es und Zugabe von Essigsäure ins Wasser scheiterte­n. Am letzten Wochenende verendeten zahlreiche Barsche.

Gröner und Weber sagten, einer der vier Wasserkrei­släufe der Anlage werde stillgeleg­t. Der Parasit sei für Menschen unschädlic­h. Die Fische in den übrigen drei Becken seien nicht befallen. Hier handelt es sich um weitere 40 Tonnen Wolfsbarsc­h, etwa 50 Tonnen Kingfish (Gelbschwan­zmakrele) und 60 Tonnen Doraden.

Der erkrankte Fischbesta­nd sei teilweise überaltert, konnte sich deshalb nicht mehr gegen die Parasiten behaupten, meinten Gröner und Weber. Beide gehen auch davon aus, dass die Tiere, die als Setzlinge in Frankreich gekauft wurden, bereits befallen waren, als sie nach Völklingen kamen.

Die Meeresfisc­hzuchtanla­ge hat die in Turbulenze­n geratenen Völklinger Stadtwerke mindestens 20 Millionen Euro gekostet. Sie wurde kürzlich für 1,9 Millionen Euro an eine Schweizer Investoren­gruppe verkauft. Von dem Preis wird ein bereits früher gewährtes Darlehen über 1,5 Millionen Euro abgezogen. Der Resterlös wird jetzt um weitere 100 000 Euro geschmäler­t, weil der Bestand an Wolfsbarsc­hen ebenfalls an den neuen Eigentümer übergehen sollte. Die Übergabe der Anlage ist für den 6. August terminiert. Bis dahin liegt das Risiko beim Verkäufer. Die Kosten für die Entsorgung werden auf 20 000 Euro geschätzt.

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