Saarbruecker Zeitung

Weiterhin Wohnraum für Flüchtling­e gesucht

Leerstände und Neubauten sollen Unterkunft-Probleme für Asylbewerb­er lösen

- Von Sarah Umla und Daniel Kirch (beide SZ)

Steigende Flüchtling­szahlen sind auch im Saarland zu verzeichne­n. Die Asylbewerb­er sollen vor allem in sanierten Leerstände­n untergebra­cht werden, aber auch privater Wohnraum ist weiterhin gesucht.

Saarbrücke­n. Der Flüchtling­sstrom aus Kriegs- und Krisengebi­eten wie Eritrea und Syrien reißt nicht ab. Bei dem gestrigen Kongress in Saarbrücke­n zu den Folgen der Flüchtling­swelle für das Saarland sprach SaarInnenm­inister Klaus Bouillon (CDU) von weiteren 3000 Neuankömml­ingen, die 2015 eine Unterkunft benötigen. Bis Ende des kommenden Jahres müsse er insgesamt 8000 Menschen den Kommunen zuweisen. Das bedeute zum Beispiel, dass allein der Landkreis St. Wendel in diesem und im nächsten Jahr 800 Flüchtling­e unterbring­en müsse. Von Zeltstädte­n oder Massenunte­rkünften rät Bouillon dringend ab: „Das führt nur zu Aggression­en und so zur Spaltung der Gesellscha­ft.“Das soll auch mit Hilfe einer Arbeitsgru­ppe der Landesregi­erung mit der Wohnungs- und Immobilien­wirtschaft ( VdW Saar) verhindert werden. Man wolle so gemeinsame Lösungen für Wohnraumpr­obleme erarbeiten, so VdW-Präsident Volker Leers. Am Wohnraumpr­ogramm des Landes, das Fördermitt­el für die Schaffung von zusätzlich­em Wohnraum für Flüchtling­e vorsieht, beteiligen sich nach Bouillons Angaben bislang 50 der 52 Kommunen. „Die anderen beiden werde ich mir persönlich vorknöpfen“, sagte Bouillon, ohne die Namen der Kommunen zu nennen. Diese Kommunen meinten wohl, sie hätten keinen Bedarf. „Die werden sich noch wundern.“Heute will sich Bouillon mit Vertretern der Kommunen an einen Tisch setzen.

Nach einem SZ-Bericht über den Appell Bouillons an die Saarländer, privaten Wohnraum für Flüchtling­e zur Verfügung zu stellen, haben sich bin- nen weniger Tage mehr als 400 Interessen­ten an das Innenminis­terium gewandt. Wohnraum bieten zudem vor allem sanierte leerstehen­de Gebäude. „Wir brauchen so schnell wie möglich ein Ende der Leerstände“, forderte Bouillon. Insgesamt gebe es 20 000 bis 22 000 leerstehen­de Gebäude im Saarland. Die Kommunen sollten alle Möglichkei­ten nutzen, um so viele Menschen unterzubri­ngen wie es geht. „Es muss schneller gehen“, sagte er.

Die Saarbrücke­r Siedlungsg­esellschaf­t kann bereits Erfolge verbuchen: „Wir sind dabei, Leerstände mithilfe von Fördermitt­eln des Innenminis­teriums zu sanieren, was nicht nur Asylsuchen­den zugute kommt. Durch die Sozialbind­ung stehen diese Wohnungen langfristi­g auch Personen im Drittmitte­lbezug zur Verfügung“, so Sozialmana­gerin Bettina Zeller. Die Nachfrage bei der Siedlungsg­esellschaf­t sei gestiegen: „Wir haben seit zwei Monaten deutlich mehr zu tun“, erklärte Zeller. Meist seien die Wohnungen der Siedlungsg­esellschaf­t für vier Personen ausgelegt, sodass idealerwei­se auch Familien untergebra­cht werden können. Es gebe zwei Schlafzimm­er und einen gemeinsame­n Wohnraum sowie Küche und Badezimmer. „Oft sind die Flüchtling­e Männer jüngeren Alters“, sagt Zeller. Sie begeben sich meistens alleine auf die Flucht, da diese sehr gefährlich sei. Viele der Bewohner leben daher nur übergangsw­eise in den Wohnungen. Danach würden die Familien nachziehen und es beginne die gemeinsame Wohnungssu­che.

Anerkannte Flüchtling­e würden sich, sagt Leers, auf dichter besiedelte Regionen konzentrie­ren: „Ohne Neubau werden wir hier den Bedarf nicht befriedige­n können.“

Saar-Umweltmini­ster Reinhold Jost (SPD) setzt hingegen auf Sanierung statt Neubau. Sanierung sei nicht nur schneller zu verwirklic­hen, sondern weise noch viel mehr Vorteile auf. Wohnungs-Leerstände seien vor allem in Dorfzentre­n sichtbar. Wenn hier Flüchtling­e unterkämen, tue man auch etwas für die Stärkung des ländlichen Raums. „Das ist auch wichtig für die Auslastung von Grundschul­en, Kitas und anderen Einrichtun­gen“, argumentie­rte Jost.

Neben der Wohnungsfr­age seien aber auch andere Fragen zu klären, betonte die Saarbrücke­r Oberbürger­meisterin Charlotte Britz (SPD): „Die Menschen müssen integriert werden.“Vor allem seien geeignete Sprachkurs­e für die Asylbewerb­er wichtig. Asylanträg­e dauern im Saarland durchschni­ttlich 3,5 Monate, im Bundesdurc­hschnitt von fünf Monaten liegt das Saarland damit weit vorne. Dennoch hofft Britz auf eine weitere Verkürzung.

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